Erlkönig erweist sich als ein äußerst wichtiger Roman für die Die dunklen Fälle des Harry Dresden-Reihe.
Ein Blockbuster von Roman
„Kemmlers Wort“ ist für Nekromanten ein enorm wichtiges Werk. Es heißt, wer dieses Buch in seinem Besitz hat, kann ein Gott werden. Kein Wunder also, dass diese Leute hinterher sind, als es angeblich in Chicago auftaucht. Und sie zögern nicht, die Stadt in einen Kriegsschauplatz zu verwandeln, um zu verhindern, dass der jeweils andere es in die Hände kriegt.
Harry Dresden ist mit in diesem Konflikt gefangen. Er soll für die Vampirin Mavra Kemmlers Werk besorgen. Er tut das nicht ganz freiwillig, da sie ihn unter Druck setzt. Denn sie scheint Möglichkeiten zu haben, seiner Freundin Karrin Murphy zu schaden, was der Magier natürlich gerne verhindern möchte.
Die bisherige Die Dunklen Fälle des Harry Dresden-Reihe war überwiegend schon großartig. Doch mit Erlkönig setzt Jim Butcher dem Ganzen gefühlt noch eins drauf, denn mitunter fühlt man sich beim Lesen an einen Hollywood-Blockbuster erinnert, wo es stellenweise ganz schön kracht.
Nie auf die Charakterisierungen verzichten
Doch der Autor begeht jetzt nicht den Fehler, Charakterisierungen durch bloße Action zu ersetzen. Das würde zu der Romanreihe, die ja viel Wert auf Figuren und Figurenentwicklungen legt, nicht passen. Und so gibt es auch hier jede Menge Momente, wo sich die Charaktere weiterentwickeln.
Wozu auch der Titelheld selber gehört. Er, der in seinen bisherigen Auftritten jemand war, der gegen den Strom geschwommen ist, erlebt in Erlkönig, welchen Vorteil es hat, wenn man Teil einer Gruppe ist, die einen im Zweifelsfall den Rücken freihält. Wodurch sich sein Leben, so viel sei angedeutet, enorm verändern wird.
Doch nicht nur Chicagos einziger Magier macht Entwicklungsfortschritte. Auch die Nebenfiguren werden in dem Buch berücksichtigt. So wird Harrys Halbbruder Thomas weiterentwickelt. Und aus dem kleinen Welpen, den man in Bluthunger kennenlernen durfte, ist ein ausgewachsener Riesenhund geworden, der allem Anschein nach über außergewöhnliche Fähigkeiten verfügt und des Weiteren auch sehr intelligent zu sein scheint.
Eine Figur, die an Parodie grenzt
Gleichzeitig führt Jim Butcher in Erlkönig neue Figuren ein. Darunter auch den Pathologen Waldo Butters. Der Charakter wird in dem Buch als ein sehr intelligenter Wissenschaftler dargestellt, der die Polka über alles liebt und gleichzeitig ein fürchterlicher Angsthase ist. Der Autor stellt die Figur stellenweise arg übertrieben dar, überschreitet jedoch nie die Grenze zum Parodistischen, wodurch er leicht herabgewürdigt erscheinen könnte.
Interessant sind auch die Antagonisten, von denen vor allem die geheimnisvolle Kutte hervorsticht. Man hat keine Ahnung, wer oder was unter der verhüllenden Kapuze steckt, doch agiert diese Person gefährlich intelligent und vorausschauend. Immer dann, wenn man meint, man ahnt, was dieser Charakter als Nächstes macht, geschieht schon wieder etwas anderes, was das auf dem Kopf stellt.
Der Roman unterhält einen von Anfang bis Ende. Einmal mehr beweist Jim Butcher sein Talent für exzellente Charakterisierungen sowie die perfekte Balance zwischen Spannung und Humor. Und natürlich gefällt auch die Tatsache, dass man nie das Gefühl hat, er vergisst eine Figur. Sogar Karrin Murphy, die über weite Teile von Erlkönig nicht anwesend ist, kriegt eine grandiose Szene, in der sie zeitweise glaubwürdig aus der Handlung geschrieben wird.
Kurzum: Allerbeste Unterhaltung!
Autor: Jim Butcher
Titel: Die dunklen Fälle des Harry Dresden 07: Erlkönig
Originaltitel: Dead Beat (The Dresden Files 07)
Übersetzer: Dominik Heinrici
Verlag: Blanvalet
Erschienen: 05/2023
Einband: Taschenbuch
Seiten: 636
ISBN: 978-3-7341-6364-7
Sonstige Informationen:
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