Die Autobiografie von Jean-Luc Picard enthält die Memoiren eines der größten Sternenflotten-Kapitäne aller Zeiten.

Die Autobiografie von Jean-Luc Picard
Cover © Cross Cult

Aus den Memoiren einer Legende

Jean-Luc Picard ist eine Legende. Im Laufe seiner Karriere hat er nicht nur einige der berühmtesten Sternenschiffe kommandiert, sondern auch die Ideale der Föderation im All verteidigt.

Doch bis aus einem kleinen Jungen, der auf einem französischen Weingut geboren wurde, eine Legende wurde, verging viel Zeit. Jahre, in denen er nicht nur an der Sternenflottenakademie lernte, sondern in denen ihm auch das Leben einige wichtige Lektionen erteilte. Darauf blickt er jetzt in seinen Memoiren zurück.

Mit Die Autobiografie von Jean-Luc Picard hat der Cross Cult-Verlag ein besonderes Werk herausgebracht. Es ist in den USA Teil einer Reihe von fiktiven Autobiografien, die von berühmten Sternenflottenoffizieren verfasst wurden. Den Beginn machte 2015 die Memoiren von James T. Kirk, derweil der bis dato letzte Band sich mit Benjamin Sisko beschäftigte. Geschrieben wurden die ersten beiden fiktiven Lebenserinnerungen von David A. Goodman, während die hierzulande ebenfalls von Cross Cult veröffentlichte Janeway-Autobiografie von Una McCormack verfasst wurde.

Da stimmt etwas nicht

Der Autor kennt sich mit Star Trek aus. Er war Drehbuchautor bei Star Trek – Enterprise und hat für die Futurama-Serie unter anderem die berühmte Parodie-Episode Der letzte Trekkie verfasst. Er ist Executive Producer bei The Orville, die ja von nicht wenigen Fans als die bessere moderne Star Trek-Serie angesehen wird. Für das Franchise hat er neben den bereits erwähnten Autobiografien auch das fiktive Sachbuch Star Trek Federation: The First 150 Years geschrieben. Er kennt sich also mit der Materie aus.

Und das merkt man beim Lesen von Die Autobiografie von Jean-Luc Picard. Der Autor hat zahlreiche Anmerkungen und Hinweise auf die Historie des berühmten Sternenflottenkapitäns genommen und daraus ein Werk gemacht, das möglichst keine Fragen offen lässt. Er schildert die erste Begegnung mit Guinan ebenso wie das erste Aufeinandertreffen mit den Borg. Man erfährt, wie es dazu gekommen ist, dass Picard Kinder an Bord eines Raumschiffes nicht mag, und wo er die Bezeichnung Nummer Eins für seinen Ersten Offizier aufgegabelt hat.

Und doch stößt man als zeitgenössischer Star Trek-Fan schon sehr bald auf einige Ungereimtheiten. So ist seine Mutter, von der man ja in der zweiten Picard-Staffel erfuhr, dass sie, als er noch ein Kind war, Selbstmord beging, noch am Leben, als er auf die Sternenflottenakademie ging. Auch endet das Buch nicht mit der Wiedervereinigung der TNG-Crew, wie man es in der dritten Season gesehen hat. Wie kann das sein? Hat der Autor die neuen Ereignisse ignoriert?

Die Liste abarbeiten

Die Wahrheit ist, dass Die Autobiografie von Jean-Luc Picard ursprünglich bereits 2017 in den USA herauskam. Also zu einer Zeit, als Star Trek – Picard höchstens ein Gehirngespinst in den Köpfen einiger Leute war und die erste Staffel von Star Trek – Discovery gerade erst anfing zu laufen, ohne dass man sich damals sicher sein konnte, ob die Serie ein Erfolg werden würde. Dadurch war der aktuellste Kanon, auf dem das Buch basiert, immer noch der Beginn des 2009er Star Trek-Films.

Das zieht natürlich den Leseeindruck runter, weil dadurch das Werk etwas in der Luft hängt. Es ist weder Teil der offiziellen Kontinuität, noch passt es zu dem eingestellten Litverse. Es ist etwas Eigenständiges und schafft es trotzdem nicht völlig, auf eigenen Füßen zu stehen.

Das Problem ist außerdem, dass sich vieles an Die Autobiografie von Jean-Luc Picard wie Malen nach Zahlen liest. So, als ob David A. Goodman eine Checkliste hatte, die er beim Schreiben abgearbeitet hat. Der Fokus liegt weniger auf den Erlebnissen Picards an sich, sondern vielmehr darauf, den nächsten Punkt auf der eben erwähnten Liste abzuhaken. Mit der Konsequenz, dass sich ein zerstückeltes Gesamtbild ergibt.

Das ist … Humor?

Auch wirkt der Humor an einigen Stellen etwas unpassend. So erfährt man, dass der Grund, wieso Picard keine Kinder auf seinem Schiff mag, darin besteht, dass der Captain auf der Stargazer seine Blagen mit dabei hatte, die für kräftig Wirbel und Ärger gesorgt haben. Nur wird dies auf eine nervig humoristische Art präsentiert, bei der der Funke jedoch nicht überspringt.

Man merkt der Autobiografie von Jean-Luc Picard an, das David A. Goodman Star Trek-Fan mit Leib und Seele ist. Und für die Tatsache, dass der Band mittlerweile von der Kontinuität her veraltet ist, kann er nichts. Doch das Manko mit der Checkliste und dem stellenweise unpassenden Humor muss man ihm ankreiden. Schade, denn dass er es besser kann, beweist seine Arbeit im Fernsehen.

 

Autor: David A. Goodman
Titel: Die Autobiografie von Jean-Luc Picard
Originaltitel: The Autobiography of Jean-Luc Picard
Übersetzer:  Katrin Lechtermann
Verlag: Cross Cult
Erschienen: 01/2014
Einband: Hardcover
Seiten: 453
ISBN: 978-3-98666-196-0
Sonstige Informationen: Produktseite

warpshop

Lust, unser Team zu unterstützen? Dann schaut doch mal auf unsere MITMACHEN Seite.

Warpskala

Warpskala
5 10 0 1
5/10
Total Score
Götz Piesbergen
Ein Gedanke zu „Die Autobiografie von Jean-Luc Picard (David A. Goodman)“

Kommentar verfassen