Mittels eines Nervenmanipulators werden Häftlinge psychotherapeutisch behandelt. Doch was wie eine Therapie aussieht, ist in Wahrheit Gehirnwäsche.
Staffel 1, Folge 9 – Sternzeit 2715.1
„Der Zentralnervensystemmanipulator“ – „Dagger of the Mind“
Die Handlung
Die Enterprise tauscht mit einer Strafkolonie auf Tantalus V Fracht und Vorräte aus. Dabei schafft ein Häftling, sich mit einer Ladung Fracht an Bord zu schmuggeln. Es handelt sich um Dr. Simon van Gelder, der eigentlich selbst Therapeut im Rehabilitierungszentrum ist. Der Leiter der Anstalt, Dr. Tristan Adams, bittet Kirk, ihm den offensichtlich sehr verwirrten Mann wieder zurückzubringen. Sein Zustand rühre daher, dass er einen Selbstversuch mit einem neuartigen Therapiegerät durchgeführt habe. Dabei sei es zu einem bedauerlichen Zwischenfall gekommen.
McCoy ist misstrauisch und bittet Kirk, der Sache nachzugehen. Dieser stattet der Einrichtung auf Tantalus in Begleitung von Dr. Helen Noel einen Besuch ab, wo ihnen Dr. Adams das Therapiegerät vorführt. Es diene der Behandlung der Patienten, beruhige ihren Geist und helfe bei der Rehabilitierung, lautet seine Erklärung. Einige Patienten seien sogar so weit geheilt, dass sie selbst als Therapeuten arbeiteten. Tatsächlich jedoch beeinflusst Adams die Insassen und auch das Personal für seine eigenen Zwecke.
Mithilfe von Noel testet Kirk das Gerät heimlich. Während sie ihrem Captain eine Liebesbeziehung zu ihr selbst suggeriert, überrascht Adams sie dabei und versucht Kirk unter mentaler Folter zu beeinflussen.
Auf der Enterprise hat Spock in der Zwischenzeit mit van Gelder eine Gedankenverschmelzung durchgeführt und weiß, was auf Tantalus V vor sich geht.
Nachdem Noel die Energie ausgeschaltet hat und der Schutzschild um Tantalus verschwindet, kann Spock unterstützend eingreifen. Er beamt zur Kolonie und schaltet anschließend die Energieversorgung wieder ein. Dabei kommt der von Kirk bewusstlos geschlagene Adams unter dem Suggestionsgerät ums Leben. Da niemand etwas suggeriert oder das Gerät abschaltet, verbrennt dieses regelrecht sein Gehirn.
Van Gelder wird von Kirk nach seiner Genesung als Leiter der Kolonie eingesetzt und zerstört den Nervenmanipulator.
Rezension von Der Zentralnervensystemmanipulator
„Der Zentralnervensystemmanipulator“ ist ein Gerät, welches in das Bewusstsein einer Person eingreifen kann. Das Gerät kann zur Rehabilitierung eines Häftlings beitragen, indem man die Erinnerungen, Triebe oder Überzeugungen, die ein Individuum dazu bringt, ein Verbrechen zu begehen, neutralisiert. In unserer Gesellschaft würde dies treffend als Gehirnwäsche bezeichnet werden. Prinzipiell ist es das auch. Allerdings kann eine Vorrichtung dieser Art, wie der deutsche Titel der Folge erahnen lässt, ein Individuum auch manipulieren, um es gefügig zu machen und es für eigene Zwecke zu benutzen.
Dass Ziel war eigentlich, die Insassen der Strafkolonie zu resozialisieren. Allerdings ist der Mensch dem Menschen ein Wolf (nach Thomas Hobbes Philosophie ist der Mensch von Natur aus böse) und die Verlockung ist groß. Aus der Therapie wird Missbrauch. Die Abgründe einer menschlichen Seele sind oftmals tief und wer bereits auf einer leitenden Position sitzt, dem fällt der nächste Schritt nicht schwer. Helfer finden sich bekanntlich immer. Und so sollen die Häftlinge nach und nach den eigenen Plänen entsprechend geformt werden. Der arme Kerl, der die Pläne durchkreuzen will, wird kurzerhand mit Gewalt so umgepolt, dass er die Wahrheit nicht mehr aussprechen kann und äußerlich als stark verwirrt erscheint.
Die große Frage jedoch ist: was rechtfertigt einen solchen Eingriff in das menschliche Bewusstsein? Was hat ein Mensch bzw. ein Wesen getan, dass ein doch schwerwiegender Eingriff in seine Persönlichkeit vertretbar ist? Sicherlich fallen einem auf Anhieb mehrere Vergehen ein: sei es Vergewaltigung, schwere Körperverletzung oder versuchter Mord. All diese Verbrechen (und weitere) könnten durch Suggestion „ausgetrieben“ werden. Aber wo ist die Grenze? Ab wann beginnt Körperverletzung? Oder an welcher Stelle ist es Missbrauch? Gibt es Richtlinien, welche den Grad des Eingriffes bestimmen?
“Der Zentralnervensystemmanipulator” bietet im Bereich der Ethik und Moral einigen Stoff, der nachdenklich macht. Zum einen scheint ein Gerät dieser Art ein gutes Mittel zu sein, um weitere Vergehen zu verhindern und um straffällig gewordenen Personen guten Gewissens in die Gesellschaft zurückzubringen. Andererseits wird es in den falschen Händen, wie eindrucksvoll demonstriert, zu einer gefährlichen Waffe.
Selbst im Kleinen sind scheinbar unbedeutende Beeinflussungen richtungsgebend. Noel suggeriert Kirk, dass die gemeinsame Weihnachtsfeier anders ausgeht als in Wirklichkeit. Sie gibt ihm ihre Wunschphantasie ein, welche für Kirk ein fester Bestandteil der Realität wird. Auf diese Art und Weise könnte man die Geschichte eines Menschen komplett ändern. Statt einfach dem Lauf des Lebens zu folgen und eigenständig zu entscheiden, könnte ein Mensch gezielt gesteuert werden. Und nicht nur einer. Hunderte, wenn nicht sogar Tausende.
Bleibt nur zu hoffen, dass diese Technik nicht erneut in falsche Hände gerät.
Funfacts
- Eigentlich sollte Yeoman Rand Kirk nach Tantalus V begleiten. Allerdings wurde dieser Charakter aus der Serie herausgeschrieben. Daher hat man sich kurzerhand Helen Noel ausgedacht.
- Der Originaltitel „Dagger of the Mind“ ist dem Stück „MacBeth“ von Shakespeare entlehnt: „or art thou but a dagger of mind, a false creation, proceeding from the heat-oppressed brain? (Oder bist du aber ein Dolch des Geistes, eine falsche Schöpfung, ausgehend von dem hitzeunterdrückten Gehirn?)“
- Scotty sollte in der ersten Szene den Transporter bedienen, da er sonst aber nicht auftrat, entschied man sich, Kosten zu sparen und einen anderen Schauspieler zu nehmen
- In dieser Episode kommt es zur ersten Gedankenverschmelzung.
- In dieser Folge wird zum ersten Mal Weihnachten erwähnt – es dauert aber bis “Treffen der Generationen”, bis dies wieder geschieht
Der deutsche Titel
“Der Zentralnervensystemmanipulator” beschreibt nüchtern die Funktion des besagten Gerätes und weist gleichzeitig mit dem Wort „Manipulator“ auf die davon ausgehende Gefahr hin. Der englische Titel „Dagger of the Mind“ ist weitaus poetischer. Der Dolch des Geistes, der die behandelte Person in ihrem Denken beschneidet, ist meiner Meinung nach zutreffender. Besonders mit dem literarischen Hintergrund (siehe Funfacts).
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Die Folge hat mich ein bisschen a “A Clockwork Orange” erinnert.