Mit Die Dimensionsspringer liegt jetzt der Auftaktband zur Der verlorene Sektor-Reihe vor.

Wenn das Böse sich wieder regt

Die gesamte Existenz, das ganze Dimensionsgefüge, entspringt der Dimension 0. Einst gab es allerdings jene, die unter der Führung des ehemaligen Guardian Xeltor versuchten, dieses Gefüge zum Einsturz zu bringen. Das Ziel dieses vorherigen Wächters war, dass am Ende nur noch eine einzige Dimension vorhanden war, über die er selber herrschen wollte. Er konnte damals nur mit Mühe aufgehalten werden. Und seitdem herrschte Ruhe und Frieden.

Auch Kayleigh, Kay genannt, ist ein Guardian. Eigentlich schien ihre Karriere vorgezeichnet zu sein, bis auf einmal die Anhänger des Xeltor, die sich der Alte Ruhm nennen, nach 300 Jahren wieder aktiv werden. Als klar wird, dass diese im Laufe der Zeit ihre Macht heimlich weiter ausgebaut haben, sodass Kay und ihre Freunde in der Unterzahl sind, flieht sie mit ihren Kameraden. Von jetzt an haben sie ein Ziel: Xeltor und seine Leute aufzuhalten. Doch wird dies ein mühsames Unterfangen.

Geschrieben und erdacht wurde der Roman von der Autorin Nicole Sälzle. Sie wurde 1988 in Illertissen geboren und hatte von Kindheitsbeinen an den Wunsch, ins Weltall aufzubrechen. Ursprünglich wollte sie Astronautin werden, wandte sich allerdings schon bald irdischen Berufen zu. Doch die Liebe zu Sci-Fi, die sie um die Jahrtausendwende entdeckte, ermöglichte es ihr, auf andere Art und Weise ins All zu gelangen. Die Dimensionsspringer ist ihr offizielles Debüt als Schriftstellerin.

Absurd schnell fortschreitend

Es ist kaum zu glauben, was für ein absurd anmutendes, hohes Handlungstempo die Autorin auf den ersten 125 bis 150 Seiten von Die Dimensionsspringer einschlägt. Sie führt ihren Hauptcharakter ein, lässt sie die Ausbildung zum Guardian durchlaufen, stellt das Konzept ihres Universums vor, lässt den Hauptantagonisten auftreten und am Ende die Macht an sich reißen. Wo andere Schriftsteller mit einem Bruchteil dieses Materials einen ganzen Roman daraus machen würden, verschlägt sie damit dem Leser den Atem und hält ihn gleichzeitig so gefesselt. Denn man möchte wissen, wie der Roman sein wird, wenn das Tempo normal sein wird.

Die Welt, in der Die Dimensionsspringer stattfindet, ist ein interessantes Potpourri aus verschiedenen bekannten fiktiven Universumskonzepten. Einerseits gibt es unterschiedliche Dimensionen, andererseits aber auch außerirdisches Leben in den jeweiligen Universen. Und es existieren viele verschiedene Dämonen, die quasi das Fußvolk des Alten Ruhms sind. Es ist eine kunterbunte Mischung, die allerdings trotz der augenscheinlich widersprüchlichen Elemente bestens funktioniert.

Dabei sind die ersten Seiten vor allem eine Art „Coming of Age“-Erzählung, mit der sie ihre Protagonistin Kayleigh erwachsen werden lässt. Man erlebt im Zeitraffer mit, wie dieses Mädchen sein Leben als behütetes Kind hinter sich lässt und dann zu einer verantwortungsvollen Guardian wird, die, als die Anhänger von Xeltor die Macht an sich reißen, zu einer Anführerin der Rebellen wird.

Idealisten in der Unterzahl

Diese werden in Die Dimenssionsspringer zwar als die gewohnten, idealistischen Widerstandskämpfer dargestellt, wie man es aus anderen Werken her kennt. Doch gleichzeitig wird auch deutlich gemacht, dass sie in der Minderheit sind. Sie haben zwar Verbündete. Aber jeder kleine Sieg, den sie ergattern können, ist mühsam und unter hohem Aufwand erkämpft, anders als beispielsweise in Star Wars.

Hier macht sich dann auch das im Vergleich zum Beginn reduzierte Handlungstempo positiv bemerkbar. Nachdem Nicole Sälzle alles eingeführt hat, nimmt sie sich die Zeit, um sich auf die Figuren und die Handlung zu konzentrieren. Jeder der Rebellen erhält dabei seine eigenen Momente, seine eigenen Szenen, in denen man seine Persönlichkeit kennenlernt. Als Beispiel sei der Buchabschnitt genannt, in dem der Protector Robert stolz Kayleigh vorführt, wie er das Schiff „Sundancer“ umgerüstet hat.

Dabei fokussiert sich die Autorin nicht nur auf die Protectors, sondern wirft wiederholt ebenfalls einen Blick auf Xeltor und seine Untergebenen. Und auch wenn deutlich gemacht wird, dass es sich hierbei um die Gegenspieler der Handlung handelt, bemüht sich Nicole Sälzle um eine differenzierte Darstellung. Durch die Szenen, in denen sie auftauchen, wird unterstrichen, dass es sich hier nicht um irgendwelche Cartoonschurken handelt, sondern um Leute, die zu Recht eine Bedrohung darstellen und die man deshalb nicht unterschätzen darf. Denn sie agieren skrupellos und intelligent.

Habe ich etwas verpasst?

Im Prinzip ist Die Dimensionsspringer ein hervorragender Roman. Wären da nicht zwei Szenen, die einen verwirren. In beiden treffen die Protagonisten auf Charaktere, die ihnen bei ihrem Kampf gegen den Alten Ruhm helfen könnten. Dabei wird jeweils auf Ereignisse angespielt, die sich in der Vergangenheit abgespielt haben müssen. Das Aufeinandertreffen wird auf eine solche Art und Weise geschildert, dass man das Gefühl hat, man habe irgendwo etwas überlesen. Doch das ist nicht der Fall. Eventuell gab es diese entsprechenden Passagen in einer früheren Fassung des Romans, fielen dann aber der Überarbeitung zum Opfer.

Trotz der Kritik ist Die Dimensionsspringer ein guter Auftakt zu Der verlorene Sektor.

Der Verlorene Sektor - Die Dimensionsspringer
Cover © Nicole Sälzle

Bewertung 13/15

Autor: Nicole Sälzle
Titel: Der verlorene Sektor 01: Die Dimensionsspringer
Verlag: Eigenverlag
Erschienen: 07/2020
Einband: eBook
Seiten: 392
Sonstige Informationen:
Produktseite

 

 

Götz Piesbergen
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