In Der Schädel von Lubaantun lernt der Leser eine charmante Protagonistin kennen.

Als kleines Mädchen auf großes Abenteuer
London im Jahr 1920: Amy ist ein lebenslustiges und aufgewecktes Mädchen, dass sich nicht sehnlicher wünscht, als ihren Vater auf eine Expedition zu begleiten. Tatsächlich scheint ihr Wunsch in Erfüllung zu gehen, als er eine Neue plant. Allerdings möchte er sie nicht mitnehmen. Doch Amy weiß, wie sie ihren Kopf durchsetzen kann.
Die Reise führt nach Südamerika, in die Gegenden, wo früher das Reich der Inka existierte. Schon bald stößt das Mädchen nicht nur auf Grabräuber, die von hohen Stellen gedeckt werden. Sondern ebenso auf eine Prophezeiung, in der gewisse Kristallschädel eine große Rolle spielen.
Die vergessenen Welten ist eine Albumreihe, die von Aucha geschrieben und von Isabelle Lemaux-Piedfert gezeichnet wird. Es ist für beide die allererste Comicserie. Beide haben, soweit sich das feststellen lässt, noch nie an einer anderen Albenreihe gearbeitet.
Eine wilde Mischung, die funktioniert
Die Geschichte, die man in dem ersten Band liest, wirkt zunächst wie eine wilde Mischung. Man hat Amy, die ihren Vater auf eine Expedition begleiten will. Dann hat man die Inka, einen mysteriösen einheimischen Jungen, Kristallschädel, Grabräuber und die Tatsache, dass die Protagonistin in einer Zeit lebt, in der die Frauenrechte noch nicht so weit waren, wie heute. Das wirkt zunächst ein wenig viel auf ein Mal. Doch wenn man sich mit Der Schädel von Lubaantun erstmal beschäftigt, kann man nicht mehr loslassen.
Das liegt vor allem an der Protagonistin. Amy ist selbstbewusst, intelligent und stur. Oft genug erlebt man, dass sie bloß keine Schwäche zeigen möchte. Dass sie nicht das „schwache Geschlecht“ sein will, sondern gleichberechtigt zu den anderen. Und wenn sie mal wie ein bloßes Mädchen behandelt wird, dann zögert sie nicht, Widerworte zu geben oder gar handgreiflich zu werden.
Es ist diese bunte, wilde Mischung, die einen fasziniert. Die einen anzieht und nicht mehr loslässt. Sie hat unbestreitbar jede Menge Charisma. Doch Charisma alleine kann eine Geschichte nicht tragen, da gehört einiges mehr dazu.
Die Figuren machen die Geschichte
Zum Glück hat man es hier mit einer Story zu tun, die der Figur gut zu Gesicht steht. Weil sie auf ihre Stärke zugeschnitten ist. Die Expedition nach Lubaantun, die auch mit dem großen Ziel ihres Vaters, Atlantis, in Verbindung steht, fordert sie heraus. Und mit ihrem Charme schafft sie es wiederholt, die Erwartungen anderer im positiven Sinne zu enttäuschen.
Das Faszinierende an der Geschichte, dass sie zwar Antagonisten hat. Diese aber nie direkt in das Geschehen eingreifen. Man lernt sie kennen, doch bleibt ihre Präsenz zurückhaltend, ohne dass sie dadurch vernachlässigbar wirken. Im Gegenteil: Sie erhalten genügend Seiten, in denen man mehr über sie erfährt, so dass sie stets präsent bleiben. Im Prinzip wird hier viel Vorbereitung geleistet, die sich dann später auszahlen wird.
Die vergessenen Welten 01: Der Schädel von Lubaantun lebt also von ihren Figuren. Nicht nur von Amy selbst. Sondern ebenso von ihrem Vater, der sich stets nur das Beste für sie wünscht und sie aus tiefstem Herzen liebt. Dabei allerdings auch gleichzeitig veraltete Ansichten zeigt, die er dann aber über Bord wirft, wenn ihm entsprechende Argumente unterbreitet werden.
Charme, jede Menge Charme
Und dann ist da noch Tinkal, der einheimische Junge. Anfänglich wirken er und Amy wie Hund und Katze, da er auf sie herabsieht, was sie wiederum aufregt. Doch mit der Zeit finden die beiden zusammen und es wird sogar angedeutet, dass er ihre erste Liebe ist. Zu sehen, wie sie sich zusammenraufen, zusammenfinden und zusammen ein Abenteuer erleben, das hat ebenfalls jede Menge Charme.
Die Illustrationen von Isabelle Lemaux-Piedfert erinnern ein wenig an die aus Der Alchimist. Nur wo diese dort stellenweise sehr skizzenhaft bleiben, wirken sie sie hier deutlich ausgefeilter, und ausgearbeiteter. Sie sind zwar cartoonig, aber das trägt mit zum Charme des Comics bei.
Ich kann es nur wiederholen: Dieser Comic hat Charme und das in jederlei Hinsicht. Ein Grund mehr, sich dann auf den zweiten Band zu freuen.
Autor: Aucha
Zeichnungen: Isabelle Lemaux-Piedfert
Farben: Aurélie F. Kaori
Erschienen: 12/2024
Verlag: Toonfish
Sonstige Informationen: Produktseite
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