Begegnung am Rand der Bleisphäre – sie erhalten eine Botschaft aus der Parallelwelt.

Der transuniversale Keil
© Pabel-Moewig Verlag KG

Titel: Der transuniversale Keil
Autor: Leo Lukas
Titelbild: Dominic Beyeler
Erschienen: 03.04.2020

Zur Handlung

Gegenwart: Nach Hinweis von Chariklis taucht an der Bleisphäre ein altes LFG-Schiff, die BLAISE PASCAL auf. Nach Abklingen von Strangeness-Effekten setzen Atlan, Gucky und TARA-Psi über, später aber auch aggressive Ladhonen. Bei Leichen dreier Terraner entdecken sie Tücher, deren mentale Inhalte Gucky erst durch ein viertes von einem Haluter „auslesen“ und davon berichten kann.

Vergangenheit (ab 10.09.1777NGZ): Der mit einem Hypertronik-Prototyp ausgestattete Experimentalkreuzer BLAISE PASCAL testet am Tag des Posizids die neuen Möglichkeiten des Hyperrechners, gerät unwiederbringlich in diverse Paralleluniversen. Zuerst und schließlich in ein völlig unbelebtes nur mit Monumenten „schreibender Engel“. Über diese kann man mit dem Totum, der Gesamtheit kommunizieren, einer nur in bewusstseinslosen Universen angesiedelte Macht, der die Bleisphäre in der Milchstraße als ein multiversal ausstrahlender transuniverseller Keil negativ aufgefallen war. Zu dessen Beseitigung will das Totum die BLAISE PASCAL zurückschicken …

Die Drei Ultimaten Beobachtungen

1. Gesamtheit der schreibenden Engel

Vorige Woche geballt hyperphysikalische Einsichten in galaktische Identfelder und deren Wechselwirkungen mit dem galaktischen Leben erhalten wird es diesmal noch kosmologischer, nämlich multiversal: In Form monumentaler bis zu 500 m riesiger „Schreibender Engel“-Skulpturen trifft die Besatzung der in Raum und Zeit verloren gegangenen BLAISE PASCAL auf das Totum, die Gesamtheit als eine metauniversale Struktur. In Gänze oder doch nur deren Teil der biohistorischen Fraktion hat sich bewusstseinslose Universen ausgewählt, um sich dort anzusiedeln.

Bewusstseinslos meint ausdrücklich nicht unbelebt, sondern frei von ggf. auch planetarer, in jedem Fall interplanetarer Intelligenz. Sprich, nur Universen ohne die 4., ggf. auch 3. erreichte Entwicklungsstufe gemäß Zwiebelschalenmodell. Wenn sich die Totum-Fraktion also BIO-historisch nennt, interessiert mich doch gar sehr, welche Art Bio-Logie man da betreibt und in welcher Hinsicht dieses Biologische historisch geworden ist.

Und sind solche Universen bewusstseinslos, weil das Totum (oder auch nur besagte Fraktion) dafür sorgt, weil die Kosmokraten nur noch keine Schwärme zur Intelligenzförderung vorbeigeschickt haben oder weil das Intelligenzleben verging? Zwar gibt es dort indigene Intelligenzen der Stufen 3 und 4, aber das Dyoversum zeichnet sich laut NATHAN dadurch aus:
“Keine Eiris, keine Superintelligenzen, keine höheren Mächte, kein moralischer Code.” (Nr.3051 „Luna“). Das finde zumindest ich verdächtig, dass wir zur Zeit auf so viele Universen treffen, denen ein gehörig Maß an (super-/intelligentem) Überbau fehlt.

Letzte Woche wurden Zusammenhängen zwischen dem (galaktischen) Raum, in dem das Leben lebt, und dessen seelengleichen ÜBSEF-Konstanten angedeutet. Über diese weiß man schließlich: „Jedes ins vierdimensionale Raum-Zeit-Kontinuum eingebettete Intelligenzwesen bedingt eine Resonanz in der sechsten Dimension. Erst diese Wechselwirkung ermöglicht die Ausbildung vernunftbegabter Individualität. Seit einiger Zeit bezeichnet man das als eine ›Kopplung der Weltreflexzone mit der Ich-Integralzone‹.“

Weltreflexzone =Identfeld – Ich-Integralzone eigentliche ÜBSEF-Kosntante?

Eine Veränderung des Identfeldes durch weggetauschte Terra und Luna verursachen Störungen bei den durch Terra und Luna geprägten Lebewesen. Atlan sinniert über einen vergleichbaren Zusammenhang: „Der Begriff Bleisphäre hatte sich im Volksmund als Synonym für das verschlossene Arkonsystem eingebürgert. Den ursprünglichen Namen mied man, er wurde geradezu tabuisiert. Schon der Gedanke daran rief unangenehme Gefühle hervor – ähnlich wie beim terranischen Odium, jenem bislang ungeklärten Einfluss, der dafür sorgte, dass über Terra selbst als Mythos nur ungern gesprochen wurde.“

Damit sind die beiden galaktopolitischen Pole über viele Jahrtausende auf ähnliche Weise dem Zugriff entrückt (Clausum vs. Bleisphäre), üben in Folge ihrer Veränderungen negative mentale Wirkungen aus und sind zunehmend Mythos geworden. Und während das Clausum im Solsystem irgendwie durch die Zerozone mit dem Dyoversum in Verbindung steht, emittiere laut Totum die Bleisphäre resp. der dort befindliche atopische Konduktor ins Multiversum hinaus. Auf diesen titelgebenden transuniversalen Keil aufmerksam geworden holte das Totum erst die BLAISE PASCAL in ihr Universum und sandte sie schließlich zurück. Wie genau der Auftrag lautete und was genau auf welche Weise von eigentlich nur dem Hypertronik-Prototypen in der Bleisphäre auszuführen war, erfahren wir nicht; auch nicht, ob es gelang…

2. Zufallsketten

…womit ich bei meiner Kritik bin, die ich kürzer halte: Mir viel zu viel Hopplahopp-Zufälle.

Vermeintlich die neumodische Hypertronik sorgt für universales Springen, was de facto aber durchs Totum ermöglicht wurde. Obwohl die BLAISE PASCAL also gezielt hergeholt wurde als Informationsquelle, nimmt das Totum 250 Jahre lang keinerlei Kontakt auf, obgleich die gestrandeten Galaktiker an zig der schreibenden Engel-Monumente vorbeikommen. Und wie es dann zum Kontakt kommt – oje. reinster Zufall, weil DER PRAKTIKANT des Forschungszentrums über eine tödlich Verunglückte eines der 226mal452cm rechteckigen „Monumental-Wimpel“ legt, die an den „Engeln“ hängen.

Das kann ich nur als kabarettistische Überspitzung Lelus lesen, wie auf diese Weise Kommunikation zustande kommt. Wieso das Totum, das bisher keinmal Kontakte mit Bewusstseinen hatte, trotzdem ganz prima mittels Sextadim-Tuch informativ plaudern kann, ist schon erstaunlich. Ja, ein paar Erklärungen auf sachlicher Ebene von Nöten, damit man sich auch versteht, aber allzu fremdartig ist dann intelligentes Leben wohl doch nicht.

Und meiner Meinung nach arg naiv stürzen sich dann einige Besatzungsmitglieder in die Aufgabe, den angeblich negativ emittierenden transuniversalen Keil zu deaktivieren. Keine Rückfragen, wobei ab einem bestimmten Zeitpunkt trotz aller Tücher niemand mehr mit ihnen, sondern nur mit präparierter Hypertronik kommuniziert. Weil man diese sowieso schon nicht wirklich verstanden hat (nur weil man sie selber erbaute…), hegt man aber keinerlei Argwohn und vertraut sich ihrer getunten Kompetenz an – also zumindest drei Kom-Tuch bedeckte Leichen und das selbständig handelnde Tuch des Haluters Dropat.

Mir zu unbedarft, zu schnell (nach Kapiteln nicht einmal halber Roman in der Vergangenheit und das Totum dort auch erst recht spät entdeckt) und daher mehr getrieben als erforscht. Also das genaue Gegenteil von den akribischen Tefroder-Wissenschaftlern, die durch gründliches Erforschen der Sache mit den Identfeldern auf die Schliche gekommen sind.

3. Tausend Bände Leo Lukas

Daher nun zum Fröhlichen, nämlich dem vierstelligen Jubiläum von the one and only Leo Karl Lukas!

Eingestiegen vor exakt 1000 Romanen am 06.02.2011 mit Nr. 2059 „Die astronautische Revolution“ ist der Wiener seit 19 Realjahren und 740 Handlungsjahren Bestandteil des Perryversums. Nur für die Erstauflage fabulierte er 90 Romane, sprach für die Hörhefte bei Einsamedien für Nr. 2411 „Die Schwinge-von-Raffat“ sogar einen Part mit ein. Er machte die „Geste vollinhaltlicher Zustimmung“ salonfähig und “Nebenfiguren, die sich von der ursprünglich geplanten Funktion emanzipiert und zu Hauptrollen aufgeschwungen haben“ rückte er wie das Specter weit in den Vordergrund.

Finde es nicht wieder, aber vor allem in seiner Anfangszeit überzeichnete er doch humoristisch manche Figur, die eigentlich eher professionell und befähigt hätte sein sollen. Erinnere mich da vage an zwei arkonidische Agenten, ziemlich das Beste ihrer Zunft, die aber wie Dick und Doof geschildert wurden und genauso deppert auftraten. Erinnere mich umso reichhaltiger aber auch an mit die besten Romane der gesamten Serie (für mich – versteht sich): Am Ende des STARDUST-Zyklus die beiden Romane 2592 „Im Zeitspeer“ und 2593 „Das PARALOX-ARSENAL“!

Fazit zu „Der transuniversale Keil“

Mal kurz gefasst: „Der transuniversale Keil“ war – vor allem im Vergleich zum Vorroman und trotz erneut kosm(ologisch)er Perspektive – nicht meins, Kritikpunkte unter Beobachtung 2. Es packte mich leider nicht wirklich in Sachen Lesevergnügen, aber auch inhaltlich. Kommt hier außerordentlich darauf an, ob man ans Totum in-/direkt anschließt, es oder Gesandte von ihm noch mal auftreten – oder ob alles Ein-Heft-Geschehen bleibt; Ein-Heft-Durchlauferhitzer, damit Bestimmtes passiert ist – negativ formuliert. Das hat sich aber noch zu erweisen, ggf. ja „Urtext“ faszinierender neuer Horizonte.

Bemerkenswert noch der kybernetisch-ethische Imperativ von Heinz Foerster, den LeLu rezitiert: „›Handle stets so, dass die Anzahl der Wahlmöglichkeiten größer wird.‹ Dass schon 1777NGZ ein Zain-Konstrukt an Bord der BLAISE PASCAL ist, sei auch hervorgehoben, weil auffallend irritierend. Wie kommt es dahin, sind die nicht noch viel länger unbekannt geblieben?

Ohne weitere Zitate daraus sei sowohl auf das PROC-Interview mit LeLu verwiesen, wo es besonders um den aktuellen Roman geht, als auch ein noch umfangreicheres Interview mit Kollegen MiMaThu. Hier wird der Jubiliar als „Tausendsassa“, „unschlagbarer Badminton-Spieler“ (habe ich von einer GarchingCon-Podiumsdiskussion anders in Erinnerung) in seinem vielseitigen Schaffen ausgeleuchtet, dass am Ende nur noch die nackten Zahlen übrig bleiben!


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Dominic Schnettler
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