Die Wiederbelebung eines ermordeten Mädchens erweist sich als folgenschwerer Fehler.

Killer-Roboter trifft auf tote Frankensteinbraut

Paul Conway (Matthew Laborteaux) ist ein wahrer Wunderknabe. Mit nur 15 Jahren ist er bereits ein angehender Neurochirurg und obendrein ein Technikgenie. Er hat sich einen eigenen Roboter gebaut, der ihn auf Schritt und Tritt begleitet und vor einer fiesen Motorradgang von Rowdy Carl Denton (Andrew Roperto) beschützt. Paul hat aber auch menschliche Freunde, darunter den Zeitungsjungen Tom Toomey (Michael Sharrett), mit dem er gerne seine cholerische Nachbarin Elvira Parker (Anne Ramsey) ärgert. Diese ist krankhaft paranoid und hat ihr Grundstück mit einem Zahlenschloss abgeriegelt. Nichts, was der Roboter BB nicht mit Leichtigkeit knacken könnte.

Es kommt, wie es kommen muss. Die durchgeknallte Elvira springt mit einer Schrotflinte aus ihrer Hütte und ballert BB in Stücke. Lediglich dessen Hauptprozessor bleibt unbeschädigt. Dieser wird noch eine Rolle spielen, denn kurz darauf wird Pauls Freundin Samantha Pringle (Kristy Swanson) von ihrem psychopathischen Vater (Richard Marcus) im Suff die Treppe heruntergestoßen. Dabei zieht sie sich lebensgefährliche Verletzungen zu. Auf der Intensivstation wird sie noch einige Zeit im Koma gehalten, woraufhin Paul zusammen mit Tom den wagemutigen Entschluss fasst, sie trotz des diagnostizierten Hirntodes zu retten.

Im Labor seines Mentors Dr. Johanson (Russ Marin) baut Paul der Toten BBs Hauptprozessor ins Hirn ein, um sie wiederzubeleben, was tatsächlich funktioniert. Allerdings hat das den Nebeneffekt, dass neben ihrer Persönlichkeit auch die des gnadenlosen Roboters zu neuem Leben erwacht. Die Cyborg-Untote rächt sich zunächst an ihrem Vater, dem sie im Keller auflauert und in die Ofenheizung stopft. Kaum hat Paul ihr geholfen, die Leiche notdürftig im Kohlenkeller zu verstecken, wird die neugierige Nachbarin darauf aufmerksam, dass das tote Mädchen wieder sehr lebendig ist. Mit ihr hat Sam ebenfalls noch eine Rechnung offen, denn sie ist die Mörderin ihrer BB-Persönlichkeitshälfte.

Es lässt sich nicht vermeiden, dass die Mordserie der Polizei auffällt, weshalb Paul seine Zombie-Freundin verstecken muss. Tom will dieses Spiel jedoch nicht länger mitmachen und droht, ihn an die Polizei zu verraten. Das kann Samantha nicht zulassen und ergreift die Flucht. Unterwegs erledigt sie noch den Anführer der Motorrad-Gang, weil der ihren Freund zusammengeschlagen hat. Kurz darauf wird sie von der Polizei gestellt und erschossen. Diesmal landet sie endgültig im Leichenschauhaus, doch in einem Traum von Paul verwandelt sie sich dort komplett in den Roboter BB.

Stereotyp und vorhersehbar

Schon in der Eröffnungsszene wird angedeutet, dass der Roboter BB im wahrsten Sinne des Wortes eine Schraube locker hat. Er greift Menschen an, wobei es sich im ersten Fall um einen Dieb handelt, der gerade noch mal davon kommt. Auch der Raufbold Carl muss ordentlich einstecken, als er Paul dumm anmacht. Dieser hat seiner schwerfälligen Blechbüchse offenkundig nicht Asimovs Gesetze der Robotik einprogrammiert. Ebenso fehlt es BB an Sprachfähigkeiten. Die ganze Zeit über macht er Geräusche wie ein Gremlin.

An Halloween kommen Paul, Tom und Samantha schließlich auf die Schnapsidee, den Roboter zu benutzen, um das Schloss am Tor zu Elviras Grundstück zu knacken. Warum das Schloss nach außen hängt, obwohl sich die Bewohnerin von innen eingeschlossen hat, ist einer der haarsträubendsten Logikfehler des Films. Jedenfalls müssten die drei Jugendlichen wissen, dass Einbruch und Hausfriedensbruch Straftaten sind. Logischerweise geht der Streich nach hinten los, denn in einigen US-Bundesstaaten ist es tatsächlich erlaubt, auf Eindringlinge zu schießen. BB überlebt die Aktion nicht.

Die nächste, die dran glauben muss, ist Samantha. Deren Vater ist ein stereotyper Alkoholiker und Schläger, der ihr jeden Kontakt zu Jungs verbietet und sie wie Dreck behandelt. Nachdem er sie die Treppe runter gestoßen hat, lügt er die Rettungskräfte eiskalt an, sie wäre von allein gestürzt. Der Typ hat weder Empathie noch Skrupel und obwohl es solche Psychopathen durchaus gibt, hätte ihm etwas Hintergrund mehr Glaubwürdigkeit verleihen können.

Pauls Mutter Jeannie (Anne Twomey) ist das genaue Gegenteil. Sie freut sich, dass ihr Sohn eine Freundin gefunden hat, und bewirtet diese zu Thanksgiving. Nach Sams Tod weiht Paul seine Mutter jedoch nicht in seine Pläne für ihre Wiederbelebung ein. Weil er dafür heimlich ihren Wagen entwenden muss, schüttet er ihr gar ein Beruhigungsmittel in den Kaffee und bringt sie fast mit einer Überdosis um. Dabei hätte Jeannie das weiße Pulver eigentlich sehen müssen, denn sie blickt zweimal direkt in ihre Tasse, wo es noch auf der Oberfläche des Kaffees schwimmt. Die gute Frau scheint sehr kurzsichtig zu sein, dass sie nichts bemerkt.

Es will nicht so ganz zu diesen undurchdachten Aktionen passen, dass Paul als ein multitalentierter Wunderknabe portraitiert wird, der sogar Wesley Crusher in den Schatten stellt. Mit gerade einmal 15 Jahren ist er schon ein Spitzenhirnchirurg. Dabei hat er nicht einmal studiert, sondern bisher lediglich Dr. Johanson assistiert. Der lässt seinen Praktikanten tatsächlich an echten Gehirnen herumpfuschen. Den Eingriff an seiner toten Freundin packt Paul dann schon komplett ohne Hilfe. Einfach BBs Gedächtnisspeicher in Samanthas Oberstübchen gerammt und fertig! Als einzige Komplikation stellen sich die Persönlichkeitsdaten von BB heraus.

Auf wen die Cyborg-Untote Jagd machen wird, ist von Anfang an klar. Als erstes rächt sie sich an ihrem Mörder, dann natürlich an BBs Mörderin und Carl bekommt zum Schluss auch noch seine Karmastrafe. Viel mehr hat die von den Toten Zurückgekehrte nicht drauf, selbst sprechen fällt ihr schwer. Zuhören kann sie ebenfalls nicht, weshalb sie sich immer wieder in Gefahr bringt. Ihre Bewegungen sind roboterhaft, wobei sie mit den Händen permanent den vulkanischen Gruß macht.

Das Ende ist ebenfalls nicht überraschend, wobei Tom auch noch die Nerven verliert. Ihm gehen Samanthas Morde zu weit, weshalb er droht, die Polizei zu informieren. Dabei vergisst er offensichtlich, dass er selbst in dem Leichenraub mit drin hängt. Die Polizei versetzt Samantha schließlich in Panik. Sie ergreift die Flucht und Paul rennt ihr hinterher. Unterwegs benutzt Sam den Rowdy Carl als Wurfgeschoss und wenig später wird sie erschossen. Die moderne Adaption von Frankensteins Braut endet damit erwartungsgemäß tragisch.

Nicht ganz ohne Unterhaltungswert

Was den Film schlussendlich doch noch sehenswert macht, sind die Insider-Gags und grotesken Splatter-Effekte. So weckt der Tod von Sams Vater starke Assoziationen zu Wes Cravens ungleich erfolgreicherem Werk A Nightmare on Elmstreet (1984). Der im Ofen verbrannte Psychopath erscheint kurze Zeit später sogar in Pauls Träumen, wo er aus dessen Bett auftaucht. Fehlt eigentlich nur noch der Krallenhandschuh. Zum Ende wird das Alptraumthema noch einmal aufgegriffen, als Paul seine nunmehr endgültig tote Freundin im Leichenschauhaus besucht, wo eine aggressive Version von BB aus ihrer Haut hervor platzt.

Der finale Splattereffekt ist jedoch harmlos im Vergleich zum Tod der fiesen Nachbarin Elvira. Ursprünglich sollte deren Ermordung weitaus banaler ausfallen, doch nachdem die Testvorführung beim Publikum durchgefallen ist, bekam Craven vom Studio grünes Licht für eine deutlich krassere Mordszene. Die Enthauptung durch einen Basketball ist zwar durchaus blutig, allerdings in erster Linie dermaßen grotesk, dass sie eher für einen Lacher als einen Schockmoment sorgt. Es sind solche Szenen, die im Gedächtnis bleiben und dem Film einen gewissen Kultcharakter geben.

Cast und Crew

Wes Craven (1939-2015) ist eine gefeierte Horror-Legende und vor allem für die von ihm begründeten Film-Reihen A Nightmare on Elmstreet sowie Scream (1996, 1997, 2000, 2014) bekannt. Von Nightmare – Tödliche Träume übernahm er auch gleich den Komponisten Charles Bernstein für den Soundtrack von Der tödliche Freund.  Mit diesem Film hatte Craven ursprünglich gar nicht die Absicht, einen unterhaltsamen Horrorfilm abzuliefern. Ursprünglich wollte er einen Coming-of-Age-Film mit Sci-Fi-Elementen drehen.

Die 1985 erschienene Romanvorlage von Diana Henstell war jedoch kein Glücksgriff und absolut ungeeignet, um einen Mainstream-Hit zu landen. Wenn einem die Charaktere im Film schon zu stereotyp sind, sollte man das Buch besser gar nicht erst lesen. Paul Conway wird darin als übergewichtiger Junge von 13 Jahren beschrieben, der nicht nur ein technikaffiner Nerd ist, sondern obendrein ein unsympathischer Misanthrop. Im Film kommt er da schon vergleichsweise positiv rüber. Dennoch reichte der Stoff nur für einen Nischenfilm, der an der Kinokasse floppte und in vielen europäischen Ländern gar direkt auf VHS erschien. Dementsprechend war Der tödliche Freund kein Karrieresprungbrett für Hauptdarsteller Matthew Laborteaux.

Anders sah es da schon bei Kristy Swanson aus: Sechs Jahre später spielte sie die erste Buffy in Joss Whedons Buffy – Die Vampir-Killerin (1992), musste die Rolle für die Serie Buffy – Im Bann der Dämonen (1997-2003) aber an Sarah Michelle Gellar abtreten. Eine wahre Schauspiellegende war bereits beim Dreh von Der tödliche Freund Anne Ramsey (1929-1988). Obwohl all ihre Schauspielkollegen sie als besonders freundlich in Erinnerung behalten haben, spielte sie nicht nur hier eine bitterböse alte Hexe, sondern auch in Die Goonies (1985) oder als fiese Filmmutter von Danny DeVito in dessen Schmeiß‘ die Mamma aus dem Zug! (1987). Leider ist sie bereits zwei Jahre nach dem Film mit nur 59 Jahren an Speiseröhrenkrebs verstorben.

Fazit zu Der tödliche Freund: Hirntot, aber glücklich

Seinerzeit war dieser Film ein totaler Flop und stellt im Vergleich zu anderen Werken von Wes Craven gewiss kein Highlight dar. Dennoch hat er dank einiger Insider-Gags und dem abstrusen Tod von Elvira einen gewissen Kultstatus erlangt. Zuletzt ist sogar ein nettes Mediabook mit einigen Interviews und einem informativen Booklet erschienen. Nach dem Debakel von Der tödliche Freund drehte Wes Craven mit Music of the Heart (1999) nur noch ein weiteres Mal einen Horror-Streifen und wandte sich dann von diesem Genre ab.

Info

Originaltitel: Deadly Friend
Drehbuch: Bruce Joel Rubin
Regie: Wes Craven
Musik: Charles Bernstein
Kamera: Philip H. Lathrop
Schnitt: Michael Eliot

 


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