Ein selbst ernannter Gott besteht in “Der Tempel des Apoll” auf Verehrung. Kirk weigert sich.
Staffel 2, Folge 2 – Sternzeit 3468,1
Der Tempel des Apoll – Who mourns for Adonais?
Handlung
Eine unbekannte Kraft in Form einer riesigen grünen Hand hält die Enterprise bei Pollux IV auf. Ein Fremder verlangt, dass Kirk mit einem Landeteam auf den Planeten beamt. Dort gibt er sich als griechischer Gott Apoll aus. Er verlangt, dass die Besatzung als seine untertänigen Diener auf Pollux IV bleibt.
Apoll hegt dabei besonderes Interesse für die Historikerin Lieutenant Carolyn Palamas. Er entführt und umschmeichelt sie. Dabei erfährt Palamas, dass Apolls Volk zur Zeit der irdischen Antike auf der Erde lebte und von den Griechen als Götter verehrt wurde. Damit bestätigt sich Kirks Verdacht, Apoll könne ein Raumfahrer sein. Nachdem die Menschen sich von den Göttern abgewandt hatten, verschwand Apolls Volk. Apoll selbst beharrt jedoch darauf, dass die Menschen ihn noch brauchten.
Im Verlauf der Ereignisse auf Pollux IV fällt dem Außenteam auf, dass Apoll zwischendurch immer wieder schwächelt und eine Energiequelle zur Regeneration nutzt.
Palamas, welche Apoll als seine Frau und Göttin auserkoren hat, soll auf Kirks Befehl hin Apoll verwirren. Sie geht zum Schein auf das Angebot des „Gottes“ ein und weist ihn dann brüsk ab. Apoll reagiert enttäuscht, fassungslos und wütend. In dem Moment eröffnet die Enterprise das Feuer auf die zuvor geortete „göttliche“ Energiequelle.
Rezension von Der Tempel des Apoll
„Der Tempel des Apoll“ fußt auf der Idee, dass Götter Außerirdische sein könnten, welche ungleich fortschrittlicher sind als die Menschen. Der Ansatzpunkt besteht darin, dass die technisch und geistig hoch entwickelten Wesen auf das einfache Volk der Menschen treffen. Dabei kommen die Erdbewohner ihnen wie hilfsbedürftige Kinder vor. Statt die Menschen und ihre Entwicklung ihren Lauf zu lassen, greifen sie kurzerhand ein.
Götterverehrung
Die Herkunft der Götter wird oft beschrieben als himmlisches Ereignis. Götter steigen von hohen mystischen Bergen herab, kommen in Feuer und Rauch aus dem Himmel oder erscheinen als halb unwirkliche Gestalt in einem fliegenden Gefährt.
Ganz nüchtern und ohne Mystifizierung betrachtet erinnern die Schilderungen über das Erscheinen von Göttern tatsächlich an landende oder vorbei rasende Raumschiffe. Dies muss den Menschen, die noch weit entfernt davon waren überhaupt ein fliegendes Gefährt zu bauen, unerklärlich vorgekommen sein. Sie begannen die vermeintlichen Götter zu verehren und anzubeten.
Dieses Thema wird in der Science-Fiction gerne genutzt.
Im Star Trek Universum gibt es, um unter anderem solche Götterverehrungen zu vermeiden, die berühmte Erste Direktive, die es untersagt, in die Entwicklung fremder Völker einzugreifen. Wie wir wissen, hält Kirk sich nicht immer an diese Regel. Götterstatuen, die ihm ähnlich sehen, scheint es dennoch nicht zu geben.
Mächtige Wesen
Völker mit Mächten, die den Horizont eines Menschen übersteigen, kommen nahezu regelmäßig vor. Auch hier haben wir es mit einem Angehörigen eines alten Volkes zu tun, der über eine große Macht verfügt. Meistens greifen solche Wesen ein, um Krieg zu verhindern, um die Menschen fernzuhalten oder um sich zu amüsieren. Hier hat jemand jedoch einen Hang zur Hege und Pflege unter Einsatz von Zuckerbrot und Peitsche. Apoll will herrschen und leisten, streng und gütig sein.
Im Gegensatz zu den anderen Vertretern und Vertreterinnen seines Volkes, glaubt Apoll immer noch, dass die Menschen ihn brauchten und ohne ihn verloren seien. Gleichzeitig benötigt er die freiwillige Anbetung. Was im antiken Griechenland funktioniert, klappt bei Kirk und seinem Team ganz und gar nicht. Allein Palamas lässt sich zunächst einlullen. Es fällt auf, dass es eine Frau ist, die dem Einfluss des Gottes fast unterliegt. Oft sind es weibliche Besatzungsmitglieder, die schwach werden, mit zu viel Gefühl herangehen und sich vereinnahmen lassen.
Letztlich ist Apoll dennoch ein Wesen mit Gefühlen. Er lässt sich von der Liebe blenden, erfährt Verletzung und Enttäuschung und gibt am Ende auf. Seine Selbstherrlichkeit zerfällt augenblicklich, als er zugibt, geirrt zu haben. Die tragische Entwicklung lässt tatsächlich Mitgefühl aufkommen. Irren ist eben nicht nur menschlich.
Fazit
Obwohl viele beliebte und gern genutzte Bausteine aus dem Genre vorkommen, ist “Der Tempel des Apoll” definitiv lohnenswert. Michael Forest überzeugt als mächtiger Gott, der seine Ziele unbeirrt verfolgt und am Ende zusammenbricht.
Auch die Romanze zwischen Scott (James Doohan) und Palamas ist ein schöner Nebenstrang. Ein verliebter Ingenieur, der seinen Maschinen „fremdgeht“ und sogar extra auf althergebrachte Art und Weise seiner Herzensdame Kaffee kredenzen will, ist ein angenehm anderes Bild von Scotty. Meiner Meinung nach hätten solche Nebenstränge durchaus in nachfolgenden Episoden wieder aufgegriffen werden können. Star Trek: TOS ist eine wunderbare klassische SF-Serie. Was ihr jedoch fehlt, sind durchgehende Handlungsstränge.
Etwas albern ist Chekovs Haarpracht. Der Hintergrund ist jedoch, dass dieser Charakter extra für das jugendliche Publikum eingeführt worden war. Er sollte dem Stil der 1960er entsprechen und eine entsprechende Beatnik-Frisur aufweisen. Da Walter Koenigs Haare jedoch noch zu kurz waren und erst wachsen mussten, stülpte man ihm kurzerhand eine Perücke über. Gut gemeint ist allerdings nicht immer gut gemacht. Ich bin ehrlich gesagt froh, dass Chekovs Frisur später weitaus besser aussieht als das Nest, was er zu Anfang tragen musste.
Michael Kleu widmete dieser Folge ebenso eine Betrachtung auf seinem eigenen Blog Fantastische Antike.
Fun Facts:
- Michael Forest (Apoll) spielt diese Rolle erneut in der Fan-Serie „Star Trek Continues“. In der Folge „Pilgrim of Enternity“ trifft die Mannschaft der Enterprise auf einen sichtlich gealterten Apoll.
- Eine frühere Fassung des Drehbuches beinhaltete einen Part, in dem Lieutenant Palamas von Apoll schwanger ist. Dies wurde jedoch umgeändert. Das Thema „uneheliche Kinder“ war damals gesellschaftlich verpönt.
Der deutsche Titel
„Der Tempel des Apoll“ befindet sich auf Pollux IV. Wir sehen in der Tat klassisch griechisch aussehende Gebäudeteile. Aber der Tempel besteht nicht nur aus einer Empore, einer Treppe und einem kleinen Hof. Auch die geheimnisvolle Energiequelle Apolls gehört dazu.
Aber wer trauert eigentlich um Adonis? Der englische Titel scheint zunächst nicht so zur Geschichte zu passen. Adonis als griechischer Schönling kommt hier gar nicht vor. Nach Recherche bin ich auf ein Gedicht von Percy Bysshe Shelley gestoßen. „Who mourns for Adonais?“ ist ein Zitat aus einem Werk, in dem es um die Unsterblichkeit geht. Es ließe sich aber auch ein Bezug zum Mythos des Adonis herstellen: Unerfüllte Liebe. Apoll verliebt sich in Palamas, die ihn trotz ihrer starken Gefühle aus Pflichtbewusstsein zurückweist.
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Tss. Das mit der Perücke ist mir gar nicht aufgefallen! 😉
Das müsste eine der ersten Folgen sein, in denen Chekov vorkommt, oder? Es gibt doch da die Anekdote von ihm zum zweiten Star Trek-Film “Der Zorn des Khan”. Khan sieht Chekov und erkennt ihn wieder. Chekov-Schauspieler Walter Koenig war wohl der Einzige, dem auffiel, dass das nicht sein kann, da Chekov in der ersten Staffel, in der Khan auf die Enterprise trifft, ja noch gar nicht dabei war. Koenig hat sich dann dazu entschieden, einfach den Mund zu halten, um im Kinofilm schön präsent zu bleiben und nicht durch einen anderen Charakter ersetzt zu werden 😉