In He who drowned the World spitzt sich der Kampf um den Kaiserthron zu.
Gefahr aus dem Hintergrund
Zhu Yuanzhang hat Unglaubliches geschafft. Sie hat das mongolische Herrscherhaus besiegt und aus dem Süden Chinas vertrieben. Da sie außerdem das Mandat des Himmels besitzt, strebt sie nach dem Kaiserthron.
Doch der Weg dahin ist steinig und voller Gefahren. Zwar gelingt es ihr, ihren einstigen Rivalen General Ouyang auf ihre Seite zu ziehen. Allerdings gibt es noch viele andere Feinde. Darunter auch den Gelehrten Wang Baoxiang, der heimlich im Hintergrund die Fäden zieht und einen perfiden Plan vorbereitet.
Mit She who became the Sun schrieb Shelley Parker-Chan einen faszinierenden ersten Teil der Der Strahlende Kaiser-Duologi. Die jetzt mit He who drowned the World fortgesetzt wird. Dabei interpretiert sie erneut die Entstehung der Ming-Dynastie auf eine eigene, faszinierende Weise.
Komplexe Figuren
Die Stärke der Romanreihe ist, dass Parker-Chan darauf verzichtet, eindeutig gute oder eindeutig böse Figuren zu schreiben. Stattdessen sind die Charaktere des Romans erstaunlich komplex. Und selbst ein Wang Baoxiang, der ja im Grunde der Gegenspieler von Zhu Yuanzhang ist, erhält jede Menge Charaktertiefe, die ihn für den Leser sympathisch machen.
Denn der Gelehrte wird als jemand dargestellt, der weiß, dass das, was er macht, anderen Leuten schadet. Der deswegen auch etwas leidet. Und der es trotzdem weitertreibt, weil er von dem Wunsch angetrieben ist, dem Reich seinen Stempel aufzudrücken und sich so für vergangenes Unrecht zu rächen. Dass der das Mandat des Himmels besitzt – jene Flamme, die sich anscheinend aus der Energie des jeweiligen Trägers speist – verheimlicht er. Ebenso, dass die Farbe seiner Flamme tiefschwarz ist.
Die meiste Zeit agiert er im Hintergrund. Manipuliert hier Bücher, um einen Vorgesetzten, der ihm eigentlich Wohlgewollen ist, loszuwerden. Oder sorgt dafür, dass General Ouyang eine Info erhält, so dass dieser sich von Zhu lossagt.
Wenn die Vergangenheit einen nicht loslässt
Dabei eint ihn mit dem Eunuchengeneral, dass sie beide im Prinzip traurige Figuren sind. Sie hadern mit Ereignissen der Vergangenheit, suchen nach Wegen, damit fertig zu werden und verursachen doch nur jede Menge Leid. Denn sie können am Ende nicht von den früheren Geschehnissen loslassen, was im Falle von Ouyang der Mord an seinem „Freund“ Esen Temür war.
Ouyang ist dabei auch vielleicht die tragischste Gestalt der Duologie. Da er nicht von der Vergangenheit loslassen kann, hat sich bei ihm eine Art Psychose entwickelt. Denn um sich wohlzufühlen, mit seiner mentalen Pein fertig zu werden, braucht er physische Schmerzen. Was irgendwann schon fast BDSM Ausmaße annimmt, als Zhu ihm mit Akupunktur Schmerzen zufügt, die unbegreiflich sind und was sehr sexuell beschrieben wird.
Das Schlimme ist, dass es dem General unter Zhu im Prinzip am besten geht. Sie behandelt ihn wie jemand Gleichwertigen, weiht ihn in ihre Pläne ein und verrät ihm sogar, dass sie in Wahrheit eine Frau ist. Ein Geheimnis, dass nur wenige andere wissen. Und trotzdem, vor allem auf Grund der Manipulationen von Wang Baoxiang, sagt er sich später von ihr los und bezahlt es dann bald darauf mit seinem Leben.
Trotz allem zuversichtlich in die Zukunft schauend
Wang Baoxian, General Ouyang und Zhu Yuanzhang bilden in He who drowned the World ein Trio an Hauptfiguren. Doch während die beiden ersten Figuren auf Grund ihrer Vergangenheit hadern und nicht von dieser loslassen können, blickt Zhu immer in die Zukunft. Sie hat immer einen Plan und besitzt die Fähigkeit, andere dazu zu bringen, bei diesen stellenweise lebensgefährlichen Vorhaben mitzumachen. Etwa, als sie einige ihrer treusten Anhänger dazu überredet, dass diese sich freiwillig ertränken lassen, um sich später erfolgreich wiederbeleben zu lassen.
Doch auch Zhu erleidet Schicksalsschläge. Ihr treuster Anhänger opfert sein Leben für sie, sie muss den Verlust von General Ouyang aushalten und opfert sogar ihre Jungfräulichkeit, damit ein Pirat sie bei einem Vorhaben unterstützt. Doch wo die anderen Figuren nicht in der Lage sind, solch negative Ereignisse der Vergangenheit zu überwinden, schafft sie dies wiederholt. Im Prinzip ist sie trotz allem der einzige Charakter, der wirklich positiv in die Zukunft schaut.
He who drowned the World ist ein spannender und exzellent geschriebener Roman. Er macht von Anfang bis Ende Spaß zu lesen.
Info
Autor: Shelley Parker-Chan
Titel: He who drowned the World
Reihe: Der strahlende Kaiser 02
Originaltitel: He who drowned the World
Übersetzer: Aimée der Bruyn Ouboter
Verlag: Cross Cult
Erschienen: 04/2024
Einband: Broschiert
Seiten: 641
ISBN: 978-3-98666-281-3
Sonstige Informationen: Produktseite
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