She who became the Sun erzählt eine außergewöhnliche Geschichte.
Geschichte mit einem Twist
China im 13. Jahrhundert. Das Land wird von den Mongolen beherrscht. Allerdings gärt es in dem künftigen Reich und es gibt Überlegungen und Pläne, das Joch der Fremdherrschaft abzuwerfen.
Zu dieser Zeit lebt in einem kleinen Dorf das Mädchen Zhu Chongba gemeinsam mit ihrem Vater und ihrem Bruder. Ein Wahrsager prophezeit ihrem Bruder eine große Zukunft, wobei er für sie nichts vorhersagen kann. Später wird die Familie von Banditen überfallen und die Männer kommen ums Leben. Um ihres zu retten wagt Zhu Chongba etwas unglaubliches. Sie nimmt die Identität ihres Bruders an und will auch sein Schicksal übernehmen.
Mit She who became the Sun: Der strahlende Kaiser 01 erzählt dey Autor Shelley Parker-Chan eine außergewöhnliche Geschichte. Eingebettet in das mittelalterliche China beschreibt dey die Entstehung der Ming-Dynastie, die damals im 14. Jahrhundert die Mongolen-Herrschaft ablöste. Das Besondere ist: Dey beschreibt historische Figuren, wenn auch mit einem speziellen Twist.
Mit einer Note von Fantasy
Shelley Parker-Chan wurde in Neuseeland geboren. Deren Mutter war eine Malaysin, der Vater Neuseeländer. Dey ist queer und identifiziert sich als non-binär. Dey arbeitete für Australien als Diplomat und als internationaler Entwicklungsberater für Geschlechtergleichberechtigung und LGBTQ+-Rechte in Indonesien. Dey lebt in Australien, ist verheiratet und hat eine Tochter.
Wie bereits geschrieben, ist She who became the Sun ein Roman mit einem speziellen Twist. Denn Zhu Chongba nimmt die Identität von Hongwu an, dem späteren Begründer und ersten Kaiser der Ming-Dynastie. Der Werdegang von ihr orientiert sich dabei in groben Zügen auch dem des historischen Vorbildes. Wenn überhaupt, gibt es nur im Detail kleinere Unterschiede.
Allerdings ist dies kein reiner Historienroman. Denn Shelley Parker-Chan verändert nicht nur das Geschlecht des künftigen Kaisers. Ebenso baut dey zarte Fantasy-Elemente ein. Zhu Chongba kann Geister sehen und es gibt Leute, die anscheinend kraft ihrer Aura Flammen erzeugen können.
Der unbedingte Wille zur Macht
Es ist faszinierend, wenn man in „She who became the Sun“ liest, wie Zhu Chongba sich aus einfachen und schlichten Verhältnissen hocharbeitet. Denn als Mädchen ist sie ihrer Familie im Prinzip weniger als nichts wert, wie auch allgemein Vertreter des weiblichen Geschlechts es in der damaligen Gesellschaft schwer hatten. Weshalb sie ihr Geschlecht verbirgt und sich als Junge ausgibt. Dabei erlebt man, wie sie nach und nach immer mehr Machtwillen entwickelt, sich immer höher hocharbeitet, bis sie für die Rebellen der roten Turbane zu einem wichtigen und unersetzlichen Anführer wird.
Und doch ist sie keine strahlende Heldin. Je weiter man in der Story vordringt, desto mehr fängt sie an, Sachen zu tun, die dreckig sind. Bis sie irgendwann im wahrsten Sinne des Wortes über Opfer geht, um ans Ziel zu kommen.
Als Kontrast und Spiegelbild baut Shelley Parker-Chan in She who became the Sun den Eunuchen Ouyang ein. Es gibt Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den beiden Figuren. Beide erlebten im Laufe der Handlung Siege und Niederlage. Beide haben auf eine gewisse Weise ihr wahres Geschlecht verloren und beide müssen hart arbeiten, um Respekt zu kriegen.
Weder eindeutig gut, noch eindeutig böse
Doch wo Zhu Chongba im Laufe der Handlung trotz diverser Rückschläge ihr Glück und den Respekt erhält, den sie, wenn auch unter einer falschen Identität, sich verdient hat, ist es bei Ouyand anders. Man erlebt, wie er im Laufe des Romans immer verbitterter wird, wie etwas an ihm nagt und wie er nach und nach, Leute in seiner Nähe umbringt. Darunter auch solche, die ihm im Prinzip nahestehen. Es ist faszinierend, wenn man die Lebensentwicklung der beiden nebeneinanderstellt und vergleicht, wie unterschiedlich diese jeweils verlaufen, obwohl es deutliche Gemeinsamkeiten gibt.
Eigentlich wäre Ouyang so etwas wie der Antagonist von She who became the Sun. Schließlich kämpft er für die Mongolen und damit auch gegen Zhu Chongba. Doch Shelley Parker-Chan verzichtet in diesem Roman auf eine eindeutige Zuordnung, wer jetzt gut ist und wer böse. Beide Charaktere haben ihre guten, wie ebenso ihre schlechten Seiten. Beide begehen im Laufe der Handlung Taten, die einfach nur abscheulich sind. Und trotzdem sind einem beide auf ihre jeweilige Art und Weise sympathisch.
Es gelingt Shelley Parker-Chan perfekt, das Lebensgefühl des mittelalterlichen Chinas zu beschreiben. Man erfährt viel über das Leben der damaligen Menschen, sowohl der Armen, wie auch der Reichen. In dem Roman muss sehr viel Recherche stecken und das merkt man ihm positiv an.
Ein gewöhnungsbedürftiger Sprachstil
Allerdings braucht es, ehe man mit She who became the Sun warm wird. Denn Shelley Parker-Chan hat für deren Roman eine äußerst blumige und Metapherreiche Schreibweise gewählt. Es benötigt eine gewisse Zeit, ehe man sich an diesen Sprachstil gewöhnt hat. Doch sobald dies geschehen ist, lässt einen die Geschichte nicht mehr los.
Am Ende hat dieser Roman einen durch die Mangel gedreht. Und man ist umso mehr auf den zweiten Band gespannt, He Who Drowned the World.
Info
Autor: Shelley Parker-Chan
Titel: She who became the Sun
Reihe: Der strahlende Kaiser 01
Originaltitel: She who became the Sun
Übersetzer: Aimée der Bruyn Ouboter
Verlag: Cross Cult
Erschienen: 10/2023
Einband: Broschiert
Seiten: 508
ISBN: 978-3-98666-278-3
Sonstige Informationen: Produktseite
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