„Der schlafende Tiger“, ein Tyrann aus dem 20. Jahrhundert erwacht aus seinem Kälteschlaf und übernimmt die Kontrolle über die Enterprise.

Staffel 1, Folge 22, Sternzeit 3141,9 – 3143,3
Der schlafende Tiger – Space Seed

Handlung

Nachdem ein Notsignal aufgefangen wurde, entdeckt die Enterprise ein altes Raumschiff. Es stellt sich heraus, dass es sich um ein sogenannte Schläferschiff, SS Botany Bay, aus dem 20. Jahrhundert handelt.

An Bord befinden sich mehrere Personen in Kälteschlafkammern. Kirk lässt den mutmaßlichen Kommandanten aus der Stasis aufwecken, um zu erfahren, was geschehen ist. Anschließend entscheidet er, das Jahrhunderte alte Raumschiff zur nächsten Raumbasis abzuschleppen.

Der fremde Kommandant, der sich inzwischen als Khan vorgestellt hat, gibt vor ein Ingenieur für Raumfahrt zu sein. Spock stellt die These auf, man habe es eventuell mit einem der genmanipulierten Menschen aus der Zeit der Eugenischen Kriege zu tun. Kirk weist dies jedoch zunächst zurück.

Khan lässt unterdessen seinen Charme spielen und bezirzt die Historikerin Marla McGivers, welche ihm schließlich verfällt. Mit ihrer Hilfe will er die Enterprise übernehmen.

Spock hat inzwischen die wahre Identität ihres „Gastes“ entdeckt: Khan, der mit vollem Namen Khan Noonien Singh heißt, war ein ehemaliger Diktator aus dem 20. Jahrhundert.

Khan schafft es, seine Mannschaft aus dem Kälteschlaf zu holen und die Kontrolle über die Enterprise an sich zu reißen. Er droht, Kirk umzubringen, sollte die Crew sich ihm nicht unterordnen. McGivers befreit Kirk heimlich, so dass er Khan überwältigen kann. Am Ende schickt er Khan und seine Gefolgsleute ins Exil auf Ceti Alpha V. Marla McGivers entscheidet sich, mit ihnen zu gehen.

Der schlafende Tiger

Rezension

Der schlafende Tiger gehört definitiv zu den gelungensten Folgen der Serie. Was zunächst historisch interessant ist, entwickelt sich zu einem gefährlichen Alptraum.

Ein düsteres Kapitel

Bevor die Menschen das relativ friedliche Zeitalter der Förderation der Vereinten Planeten erreichten, mussten sie zunächst sehr dunkle Zeiten erleben. Eine davon beinhaltet die Eugenischen Kriege, sowie genetisch veränderte Übermenschen. Es ist nichts, womit die Menschheit sich brüsten kann. Zeitlich soll es um 1990 geschehen sein. Khan herrschte über ein Viertel der Welt, die Machtgelüste der genmanipulierten Menschen führten jedoch in einen grauenhaften Krieg. Offiziell starben dabei 30 Millionen Menschen.

Die Eugenischen Kriege sind ein treffendes Beispiel für drohende Dystopie. Man plante, durch Gentechnik, den Menschen zu verbessern. Stattdessen bekam man buchstäblich menschliche Ungeheuer. Die Einstreuung solcher historischen Episoden lässt sich sehr gut als Warnung betrachten. Vor allem bei dem aktuellen Stand der Forschung. Gleichzeitig bilden sie zumindest punktuell den Werdegang der Menschen ab und zeigen, dass der Weg hin zu der uns bekannten Utopie mehr als steinig gewesen sein muss.

Genetisch veränderte Menschen

Man soll der Natur nicht ins Handwerk pfuschen. So lautet ein gängiges Sprichwort und doch schritt die Gentechnik soweit voran, dass Mutanten mit übermenschlichen Kräften und herausragender Intelligenz geschaffen wurden. Dadurch sollte die Menschheit vorangebracht werden. Allerdings stürzte sie fast in den Abgrund.

Macht ist verführerisch und wenn man ein verbesserter Typ Mensch ist, ist es umso leichter sie an sich zu reißen. Dazu Skrupellosigkeit und Despotismus und fertig ist der tyrannische Herrscher.

Natürlich könnten höhere Intelligenz, Langlebigkeit und Kraft dazu verwendet werden, die Menschheit tatsächlich voranzubringen. Aber wie aus der langen Geschichte der Menschheit hinlänglich bekannt ist, waren die wenigsten Herrscher auch Wohltäter. Wichtig war allein die Macht. Macht über sein Volk, seine Länder und am besten noch über den Rest der Welt. Das Ergebnis waren/sind Kriege.

Khan hätte hier die Möglichkeit gehabt, sich zu ändern und seine Fähigkeiten für gute Dinge einzusetzen. Stattdessen bleibt er das herrschsüchtige Ungeheuer, das er früher war.

Exil

Kirk setzt Khan und seine Leute auf Ceti Alpha V aus. Eigentlich hätte er sie in eine Strafkolonie bringen müssen. Warum entscheidet er sich anders? Er ist der Meinung, ein Umerziehungslager sei Zeitverschwendung. Nun, da mag er recht haben. Khan ist bösartig und hinterlistig. Entweder hätte er einen Aufstand angezettelt oder eine soziale Rehabilitation vorgespielt, um das Lager verlassen zu können.

Auch im Exil besteht die Möglichkeit, zu entkommen. Wahrscheinlich ist das der Grund, warum Kirk sich so entschieden hat. Wie immer auf eigene Faust ohne Absprache mit dem Flottenkommando.

Die Alternative wäre Exekution gewesen. Aber das passt nicht ins humanistische Bild von Star Trek.

Zukunft trifft Vergangenheit

Khans Vorstellungen sind gnadenlos überholt. Ein Beispiel ist seine Vorstellung, wie eine Frau auszusehen habe. Seine Auffassung von Weiblichkeit ist eine andere als die der modernen Frauen. Und doch verfällt McGivers seinen Avancen. Als Historikerin sind ihr die verschiedenen menschlichen Eigenheiten vergangener Epochen natürlich bekannt. In ihrem Quartier hängen Bilder männlicher Helden und sie erwähnt, dass ihr die Männer ihrer Zeit langweilig erscheinen. Laut ihrer Aussage sind die Männer aus vergangenen Zeiten mutiger und abenteuerlustiger. Sie tut etwas, das Wissenschaftler auf keinen Fall tun sollten: sie verklärt die Vergangenheit und romantisiert die männlichen Persönlichkeiten der Geschichte. Khan, als lebendes Fossil, nutzt McGivers Faszination aus und zieht sie auf seine Seite.

Fazit zu Der schlafende Tiger

Ein düsterer, charismatischer Charakter, eine romantisch veranlagte Wissenschaftlerin und Einblicke in längst vergangene Kapitel der Menschheitsgeschichte. Damit überzeugt die Episode vollkommen. Auch die Technik des Kälteschlafes, welche nicht neu ist, passt gut ins Konzept.

Funfacts

  • Sulu kommt in „Der schlafende Tiger“ nicht vor.
  • Die Folge dient als Aufhänger für den Film „Star Trek II – Der Zorn des Khan“.
  • Der Plot stammt aus einer sehr alten Folge aus „Captain Video“ von Autor Carey Wilbur.
  • Ricardo Montalban und Gene Roddenberry kannten sich bereits aus einer früheren Produktion Roddenberrys namens „The Secret Defense of 117“.

Der deutsche Titel

Khan besitzt eindeutig die Eigenschaften eines Tigers. Er ist verschlagen, stark, von sich überzeugt, hat ein majestätisches, einnehmendes Auftreten. Kyrotechnik hatte diesen Tiger über Jahrhunderte schlafen lassen, bis Kirk ihn erweckt hat.

Der originale Titel „Space Seed“ hingegen mag sich auf die 72 Kälteschlafkammern, welche noch lebenden Inhalt besitzen, beziehen. Diese Menge an Menschen, Männern und Frauen, könnte reichen, um eine neue Kolonie entstehen zu lassen. Wie Samenkapseln würden sie ihre Fracht freigeben, irgendwo im Weltraum. Beispielsweise auf Ceti Alpha V.

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Kirsten P.

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