Andy Mangels und Michael A. Martin präsentieren in »Star Trek – Titan: Der Rote König« ein Wiedersehen der ungewöhnlichen Art.
Der König ist wach!
Der erste Band der »Titan«-Reihe endete mit einem Cliffhanger. Bei ihrem Bemühen der abtrünnigen romulanischen Kommandantin Donatar einen Gefallen zu tun, wird das Föderationsschiff gemeinsam mit Romulanern und Klingonen in die Kleine Magellanische Wolke transportiert, über 200.000 Lichtjahre von ihrem letzten Standort entfernt. Dort treffen sie auf die Neyel, Nachkommen von Menschen, die in der Prä-Föderationsära durch einen Warpunfall in eben diese ferne Galaxie verschlagen wurden, und sich hier schnell zu Diktatoren entwickelten.
Doch die Heimat der Neyel ist bedroht. Der Rote König, ein Proto-Universum, ist erwacht und beginnt sich auszubreiten. Alles, was in seinem Weg ist, wird vernichtet. Wie soll die sich anbahnende Katastrophe verhindert werden?
Pilotfilm, Teil 2
Wer die »Star Trek«-Romane nur auf Deutsch liest, der dürfte beim Verständnis der Geschichte Probleme haben. Schließlich wird hier auf den Roman »The Sundered« angespielt, den Andy Mangels und Michael A. Martin im Rahmen der »The Lost Era«-Reihe verfassten. Das Buch wurde hierzulande nie übersetzt, da es in einer Phase erschien, in der Heyne sein »Star Trek«-Romanprogramm zurückfuhr. Zum Glück veröffentlichte der Cross Cult-Verlag eine Zusammenfassung von Julian Wangler, womit zumindest ein Grundverständnis erreicht sein dürfte. Dieser Service ist nicht selbstverständlich und muss gelobt werden.
Der Auftakt zur »Star Trek – Titan«-Reihe gefiel sehr gut, bis auf eine Kleinigkeit. Das Konzept konnte überzeugen und die Charaktere wurden gut eingeführt. Im Prinzip, so die Erwartung, könnten die eigentlichen Abenteuer des Schiffes jetzt mit dem zweiten Buch losgehen. Stattdessen liegt hier jetzt eher so etwas wie der zweite Teil eines Pilotfilms vor, der sich aber von der Atmosphäre her komplett vom vorherigen Part unterscheidet. Und bei dem sich die Frage nach dem Sinn stellt, da der Status quo der Reihe nur minimal verändert wird.
Wer ist der Rote König?
Das Hauptproblem an dem Roman ist, dass der sogenannte »Rote König« als Gegenspieler nicht fassbar ist. Die Idee eines Protouniversums, das aus Versehen in unseres gekommen ist, ist nichts Neues. Die Deep Space Nine-Episode »Der Trill-Kandidat« basierte auf diesem Konzept. Doch in dem vorliegenden Buch treiben die Autoren den Gedanken weiter.
So wird zufälligerweise entdeckt, dass das Universum bereits fortgeschrittenes Leben besitzt, weshalb eine Vernichtung ethisch nicht mehr zu rechtfertigen ist. Das ließe sich noch akzeptieren. Dennoch ist es dem »Roten König« irgendwie möglich, die Kontrolle über die verschollenen romulanischen Schiffe zu übernehmen und sie dazu zu nutzen, die Zerstörung anderer Sonnensysteme voranzutreiben. Wie und wodurch wird leider nur notdürftig erläutert, weshalb die Glaubwürdigkeit dieses Antagonisten nicht vorhanden ist. Sogar in einem SciFi-Universum wie das von »Star Trek«, wirken die Aktionen des Proto-Universums absolut nicht nachvollziehbar oder logisch erklärt.
Die Neyel nerven!
Dann ist auch noch der Fall, dass die Neyel einen nicht überzeugen können. Man erfährt zwar einiges über ihre Kultur und ebenfalls das, was seit ihrem letzten Auftritt in »The Sundered« geschah. Doch in der Jetztzeit werden sie nur von dem jungen Farne repräsentiert, der sich lieber philosophische Gespräche mit William Riker bei einem Schachspiel liefert. Ansonsten überlässt er die Rettung der Völker der Kleinen Magellanischen Wolke und die Befriedung des Roten Königs der Titan und bleibt passiv.
Zum Glück ist nicht alles schlecht an diesem Roman. Er besitzt auch seine guten Seiten. Da sind zum einen die Anstrengungen der Titanbesatzung zu nennen, mit der sie versuchen, möglichst viele Lebensformen zu retten und gleichzeitig einen Weg zu finden, den Roten König einzudämmen, ohne ihn zu zerstören. Ebenso, kann auch die Charakterisierung der Föderationsmitglieder und einiger Romulaner gefallen. Bei den Letzteren gefällt die Entwicklung von Donatra, die sich gegen unerwartete Opposition aus eigenen Reihen erwehren muss.
Und doch bleibt dies unterm Strich ein ärgerlicher Roman, der die Buchreihe an sich fast überhaupt nicht weiterbringt. Hoffentlich wird sich das mit dem nächsten Band ändern.
Info
Autor: Michael A. Martin, Andy Mangels
Titel: Star Trek – Titan 02: Der Rote König
Teil/Band der Reihe: Star Trek – Titan 02
Originaltitel: Star Trek – Titan: The Red King
Übersetzer: Stephanie Pannen
Verlag: Cross Cult
Erschienen: 02/2009
Einband: Taschenbuch
Seiten: 377
ISBN: 978-3-959818-58-2
Sonstige Informationen: Produktseite
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