Mit „Der Parasit“ erhält jetzt Julian Bashir seine eigene „Star Trek – Deep Space Nine“-Episode, die durchaus überzeugende Ansätze aufweist.

Ist tot auch wirklich tot?

Auf dem Rückweg von einer Mission erhält die Rio Grande mit der Besatzung Kira Nerys und Julian Bashir einen Notruf. Er führt sie zu einem kobliadischen Frachter, an dessen Bord ein Feuer ausgebrochen ist. Ein Großteil der Crew ist tot, bis auf eine Frau und einen Mann, der allerdings schwer verletzt ist und stirbt, nachdem er den Doktor angegriffen hat.

Zurück auf der Raumstation stellt sich die Frau als Ty Kajada vor. Sie ist vom kobliadischen Sicherheitsdienst und will hundertprozentig sicher sein, dass der Verstorbene auch wirklich tot ist. Sie verlangt alle möglichen Tests am toten Körper von Rao Vantika, doch diese bestätigen alle, dass der Tod tatsächlich eingetreten ist.

Derweil muss sich Odo mit Primmin, dem neuen Sicherheitsoffizier von der Sternenflotte, auseinandersetzen, der ihn und seine Methoden hinterfragt. Sogar bis zu Benjamin Sisko geht dieser, wobei der Stationskommandant seinem aktuellen Constable deutlich den Rücken stärkt. So arbeitet der Sternenflottenoffizier widerwillig mit Odo zusammen.

Der ParasitVon Genie und Wahnsinn!

In der Zwischenzeit kommt es zu merkwürdigen Vorfällen. Jemand greift auf die Datenbank der Station zu und löscht Dateien. Außerdem wird versucht, in den Frachtraum von Kajadas Schiff einzudringen. Für die Sicherheitsoffizierin bestehen keine Zweifel, dass hinter diesen Ereignissen Vantika steckt. Bei einer Besprechung erzählt sie den anderen Offizieren von dem Genie und Wahnsinn des Verstorbenen, der alles daran setzte, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen. Oft genug galt er als tot, nur um anschließend am Ende doch noch lebendig zu sein und seine Verfolger ihren Übermut bereuen ließ.

In der Tat scheint es erneut so zu sein, dass der Wissenschaftler irgendwie überlebte. Denn er, oder jemand, der sich als er ausgibt, trifft sich vermummt mit Quark und erfährt von diesem, dass der Deuridium-Transport stattfinden wird. Gleichzeitig hat der Ferengi auch Söldner angeheuert, um eben diesen zu überfallen.

Als es später zu einem Treffen zwischen dem Barbesitzer und den Söldnern kommt, belauscht Kajada dieses. Doch dann wird sie von ihrem hohen Lauschposten heruntergestoßen. Schwer verletzt landet sie auf der Krankenstation, wo Julian Bashir sie in ein künstliches Heil-Koma versetzt.

Totgesagte leben doch länger!

Derweil beschäftigt sich Dax näher mit den letzten Forschungen von Vantika. Sie findet heraus, dass dieser an einer Methode arbeitete, seinen Geist in einen anderen Körper zu verpflanzen, ähnlich wie die Vulkanier, nur nicht ganz so friedlich. Tatsächlich findet Jadzia, als sie den Körper von Vantika erneut detailliert untersucht, unter seinen Fingernägeln Generatoren, die diesem Zweck dienen.

Es stellt sich heraus, das Bashir jetzt der Träger des Geistes des genialen Wissenschaftlers ist. Als solcher führt er die Söldner an, als sie den Deuridium-Transport überfallen. Gerade noch rechtzeitig kann Deep Space Nine den fliehenden Transporter aufhalten.  Doch Vantika gibt sich siegessicher und lässt sich durch nichts beeindrucken, da er den Körper des Doktors als Geisel hält. Heimlich gelingt es der Raumstation ein Signal auszusenden. Der Wissenschaftler schläft durch dieses ein, um Bashir die Kontrolle über seinen Körper zurückzugeben.

Zurück an Bord der Station wird Bashir betäubt, damit Dax das Bewusstsein von Vantika aus seinem Körper beamen kann. Das Prozedere ist alles andere als einfach, doch am Ende ist es erfolgreich. Die wieder genesene Kajada zerstört anschließend das Behältnis, in dem sich das Ego des Wissenschaftlers aufhält, sodass er ein für alle Mal tot ist.

Auf falschen Fährten wandeln

Mit »Der Parasit« erhält jetzt auch Julian Bashir seine Episode, in der er im Mittelpunkt des Geschehens steht. Anders als in Der Fall „Dax“ trägt er erheblich mehr zur Handlung bei als seine Kollegin. Trotzdem ist die Folge im Vergleich die eindeutig schlechtere, was diverse Ursachen hat.

Hauptsächlich liegt es daran, wie der finale Akt aufgebaut wird, beziehungsweise das eben nicht geschieht. Die meiste Zeit rätselt die Crew um Benjamin Sisko herum, in welchen Körper Vantika jetzt geschlüpft ist. Es wird eine falsche Fährte gelegt, die auf die Ermittlerin Kajada hinweist. Dass es am Ende dennoch Julian Bashir ist, war allerdings offensichtlich, da der Prolog der Episode dies sehr deutlich machte. Und trotzdem wird darauf verzichtet, kleinere Hinweise einzubauen, dass eben der gute Doktor von dem Geist des Wissenschaftlers besessen wurde. Es gibt keine Szenen, in denen er an Erinnerungslücken oder Schlaflosigkeit leidet, verdächtige Kleidung findet er ebenso wenig. Stattdessen soll die Enthüllung wohl wie aus dem Nichts kommend wirken, was aus den zuvor genannten Gründen nicht funktioniert.

Dabei ist es nicht so, dass »Der Parasit« spannungsarm ist. Im Gegenteil: Die Folge hat durchaus ihre Momente. Was aber vor allem an der Charakterisierung von Kajada liegt. Die Schauspielerin Caitlin Brown stellt sie als getrieben und manchmal sogar regelrecht paranoid dar. Letzteres jedoch aus gutem Grund, da Vantika sich wiederholt als lebendig erwies. Kajadas intensive Darstellung, zum Beispiel in der Szene, in der sie den toten Körper des Wissenschaftlers noch nachträglich ersticht, ist sehr überzeugend.

Schauspielerische Leistung gesucht

Auch das Konzept, das hinter dem »untoten« Forscher steckt, bietet in „Der Parasit“ jede Menge Spannung. Man muss indirekt dem Genie des Kobliadens Respekt zollen, weil er sich dadurch, sogar aus dem Tod heraus, als äußerst gefährlich erweist.

Doch der Rest der Episode ist enttäuschend. Das liegt vor allem an der jeweiligen schauspielerischen Leistung. Der Subplot rund um Odo und Primmin kann allein schon deshalb keine Fahrt aufnehmen, da der Schauspieler James Lashly den Charakter genauso interessant und abwechslungsreich darstellt wie trocknende Farbe. Derweil übertreibt es Alexander Siddig im Finale mit extremem Overacting, wodurch seine besessene Figur lachhaft erscheint.

Auf Englisch lautet der Titel »The Passenger«, was darauf hinweist, dass Vantika quasi »zu Gast« in Julian Bashirs Kopf war. Der deutsche Name, »Der Parasit«, passt da besser. Denn wie ein solcher Organismus geht es dem Kobliaden nur darum, zu überleben. Das Wohl und Wehe seines Wirtskörpers ist ihm insofern egal, als dass er garantiert eine Methode in der Hinterhand hat, um auch ohne diesen weiterzuleben.

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Götz Piesbergen

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