In Der Marsianer – Rettet Mark Watney siegt die Wissenschaft.
Ein mehr als adäquater Ersatz
Als 2011 der SciFi-Roman Der Marsianer von Andy Weir herauskam, war es für den Autor der Durchbruch. Weshalb es angesichts des Erfolgs auch kein Wunder war, dass schon bald Hollywood an die Tür klopfte und nach den Filmrechten fragte. Die erhielt dann am Ende 20th Century Fox.
Die beauftragten sogleich den Produzenten Simon Kinberg, aus dem Roman einen Film zu machen. Und dieser gab Drew Goddard die Aufgabe, aus dem Buch ein Drehbuch zu machen. Dieser wiederum stimmte zu, unter der Bedingung, dass er auch Regie führen würde. Zeitgleich kam dann ebenfalls Matt Damon an Bord.
Das Skript wurde fertig und Goddard selbst nahm seinen Hut. Er hatte die Gelegenheit einen Sinister Six-Film zu drehen, basierend auf dem gleichnamigen Marvel-Schurken-Team. Die Frage nach dem Nachfolger wurde dann schnell geklärt, als niemand Geringeres als die Regielegende Ridley Scott sich auf den Stuhl des Filmemachers setzte. Wodurch das Projekt sehr schnell Fahrt aufnahm. Drew Goddard selbst war mit der Wahl seines Nachfolgers übrigens sehr zu zufrieden.
Gedreht wurde Der Marsianer in enger Zusammenarbeit mit der NASA. Die amerikanische Weltraumbehörde konnte nicht nur Wissen über den Ablauf von gewissen Dingen beisteuern, ebenso konnten sie die vielen verschiedenen Fragen beantworten, die sich die Filmemacher beim Drehen stellten.
Ein durchaus namhafter Cast
Neben Matt Damon wurde ein Cast mit einigen namenhaften Darstellern zusammengestellt. Die Crew der Ares III, dem Schiff, mit dem Matt Damons Figur Mark Watney auf den Mars kam, wurde von Jessica Chastains (Interstellar) Commander Melissa Lewis kommandiert. Michael Peña (Ant-Man) wurde zum Ingenieur des Schiffes Major Rick Martinez. Kate Mara (24) stellte den System Operator Beth Johanssen dar, derweil Sebastian Stan (Captain America) Dr. Chris Beck wurde, der Arzt der Crew. Aksel Hennie bildete als Navigator und Chemiker der Crew, Dr. Alex Vogel, das letzte Crewmitglied der Ares III.
Auf dem Boden waren vor allem folgende Schauspieler wichtig: Jeff Daniels (Steve Jobs) wurde zum Administrator der NASA, Theodore „Teddy“ Sanders, derweil Kristen Wiig (Ghostbusters) zum Director of Media Relations bei der NASA wurde. Sean Bean (Game of Thrones) konnte man als Flight Director der Hermes-Mission, Mitch Henderson, sehen und Mackenzie Davis (Smashed) wurde als Mindy Park einem Satellitenplaner von Ground Control gecastet. Den Abschluss machten Benedict Wong (Doctor Strange) als Bruce NG, Direktor des Jet Propulsion Labs, und Donald Glover (Solo: A Star Wars Story) als der Astrodynamiker des JPL, Rich Purnell.
Niemals unterkriegen lassen
Im Jahr 2035 sind mit der Ares III das erste Mal Menschen auf dem Mars gelandet. Es ist eine weitestgehende erfolgreiche Mission, bis ein starker Marssturm für einen Abbruch der Mission sorgt. Fast die gesamte Crew kann in die Rakete steigen, bis auf Mark Watney, der beim Sturm von etwas getroffen wird und als tot gilt, da er nicht mehr kontaktierbar ist. Er bleibt zurück, derweil seine Kollegen sich wieder zurück auf den Weg zur Erde machen.
Doch Watney hat überlebt. Und er beweist Überlebensgeist. Als Biologe und Mechaniker gelingt es ihm schon bald, eine Möglichkeit zu finden, wie er nicht nur auf Dauer überleben kann, sondern findet er eine Option, mit der er wieder Kontakt zur Erde aufnehmen kann. Weshalb dort bald Pläne anlaufen, ihn zu retten. Was allerdings nicht ganz glatt verläuft.
Der Marsianer zu drehen muss eine Herausforderung gewesen sein. Jetzt weniger wegen der wissenschaftlichen Aspekte. Sondern mehr, weil es hier um das Thema Isolation geht. Darum, wozu ein Mensch fähig ist. Es fehlt ein Feind mit einem Gesicht, an dem sich der Protagonist direkt messen kann, und Leute, mit denen er direkt interagieren kann.
Welch Optimismus
Und doch funktioniert der Film. Eben weil es Ridley Scott gelingt, die Isolation Mark Wartneys zu präsentieren, aber gleichzeitig auch verhindert, dass dies zu sehr den Zuschauer bedrückt. Stattdessen ist die Grundstimmung des Films positiv, ja schon lebensbejahend.
Denn Mark Watney lässt sich nicht unterkriegen. Stattdessen findet er immer wieder eine Möglichkeit, um zu überleben. Sei es, dass er es schafft, im Marsboden Kartoffeln zu züchten, oder dass er plant, wie er die Reise zum Ankunftsort der Ares IV hinkriegen kann: Er lässt sich von Rückschlägen nicht kleinkriegen, sondern zelebriert jeden Fortschritt, den er vollbringt. Auch dann, als er es schafft, Kontakt mit der Erde aufzunehmen, indem er die alte Pathfinder-Sonde reaktiviert.
Es ist dieser Optimismus, diese Einfallskraft und der Ideenreichtum, die Der Marsianer so beeindruckend machen. Aber auch, wie Ridley Scott den Film aufbaut, bzw. wann er welche Wendung einbaut.
Wenn die Führung inkompetent ist
Zunächst inszeniert er Mark Watneys Einsamkeit. Er spricht mit einer Kamera und lässt den Zuschauer so an seinen Gedanken und Ideen teilhaben. Doch da das auf Dauer zu langweilig wird, wird schon bald der Kontakt zwischen dem Mars und der Erde aufgebaut. Wodurch die Handlung lebendiger wird, eben weil dadurch Mark Watney jemanden hat, mit dem er reden kann, auch wenn dies nur schriftlich geschieht.
Und zu all dem kommt dann auch noch der Humor hinzu, der alles auflockert. Wenn Mark Watney sich über den Musikgeschmack seiner Kommandantin beschwert, nur um dann später doch mitzusingen. Oder wenn er eine absolut lächerlichere Pose für ein PR-Foto einnimmt. Oder wie Rich Purnell eingeführt wird. Das alles sind wenige, aber sehr erheiternde Momente, die im Film gut platziert sind.
Interessant ist die Darstellung der NASA auf der Erde. Man hat so ein wenig das Gefühl, dass die führenden Köpfe der Weltraumorganisation im Film in keinem allzu guten Licht erscheinen. Häufig geht es ihnen mehr um die Außenerscheinung als ums eigentliche Ergebnis. Und wenn sie ein bestimmtes Ergebnis haben wollen, geht das nach hinten los. Trotzdem strahlen Jeff Daniels und Sean Bean die nötige Gravitas aus, um ihre Rollen glaubhaft zu füllen.
Gesucht: Persönlichkeit
Und zum Glück gibt es die kleinen Lichter, die ihnen das Leben retten. Sei es Mackenzie Davis Mindy Park, die entdeckt, dass Mark Watney noch am Leben ist, oder Donald Glovers Rich Purnell, der den Plan entwickelt, wie man Watney schneller retten kann.
Was dann auch der Moment ist, wo die Ares-III-Crew ins Spiel kommt. Denn auf die kommt es an. Allerdings zeigt sich hier ein Manko des Films ganz gewaltig: Denn bis auf Mark Watney wird keine Figur wirklich sonderlich tiefgehend charakterisiert. Im Prinzip definieren sich die Charaktere über ihren Namen und ihre Funktion. Sie haben ansonsten kein Privatleben und wenn sie nicht gerade Exzentriker sind, wie Rich Purnell, haben sie auch nahezu keine Persönlichkeit.
Bei der Ares-III-Crew macht sich dies besonders bemerkbar. Man kann sie zwar unterscheiden. Doch im Gesamtbild bleiben sie blass und austauschbar, was angesichts einiger der beteiligten Schauspieler schade ist. Denn dass beispielsweise ein Sebastian Stan durchaus Charisma hat, hat er ja auch in den MCU-Filmen bewiesen.
Ein unbeschriebenes Blatt
Und selbst Mark Watney selbst bleibt in mancherlei Hinsicht ein unbeschriebenes Blatt. Matt Damon spielt ihn zwar großartig. Aber er kann nicht verhindern, dass einem beim näheren Nachdenken auffällt, dass man nahezu nichts über das Privatleben oder den Werdegang der Figur weiß. Man weiß nur, er ist erfinderisch und lässt sich nicht unterkriegen.
Der Marsianer ist jetzt deswegen kein schlechter Film. Man wird gut unterhalten, wenn man ihn sich anguckt. Und die Special Effects sind eh beeindruckend gut geworden. Aber es verhindert nicht, dass man manchmal das Gefühl hat, dass der Film nicht wegen, sondern trotz seiner Figuren funktioniert. Was wirklich schade ist.
Info
Regie: Ridley Scott
Drehbuch: Drew Goodard
Produzent: Simon Kinberg, Ridley Scott, Michael Schaefer, Mark Huffam
Hauptdarsteller: Matt Damon, Jessica Chastain, Kristen Wiig, Jeff Daniels, Michael Peña, Sean Bean, Kate Mara, Sebastian Stan, Aksel Hennie, Mackenzie Davis, Benedict Wong, Donald Glover, Chen Shu, Eddy Ko, Chiwetel Ejiofor
Musik: Harry Gregson-Williams
Kamera: Dariusz Wolski
Schnitt: Pietro Scalia
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