Der Herr des Wüstenplaneten ist einerseits das mächtigste Individuum des bekannten Universums und doch gleichzeitig das machtloseste.
Kein Epos!
Zwölf Jahre sind vergangen, seit dem Paul „Muad’Dib“ Atreides den Thron des Imperators bestiegen hat. Damals hat er einen Dschihad ausgelöst, der zig Millionen Leben auf dem Gewissen hat. Allerdings hofft er, dass er so die Menschheit auf einen Pfad setzt, von dem sie am Ende profitieren wird.
Jedoch formiert sich Widerstand gegen den Herrscher. Vertreter der Bene Gesserit, der Weltraumgilde und der Tleilaxu, wollen ihn stürzen und auf diese Weise wieder die Kontrolle über das Gewürz und ihren Zuchtplan zurückgewinnen. Zu diesem Zweck planen sie eine ungeheuerliche Falle, deren zentraler Teil ein Ghola des verstorbenen Duncan Idaho ist, der sich jetzt Hayt nennt, und den sie vor dem alles sehenden Imperator verbergen können. Und als weitere Mitstreiterin konnten sie die Ehefrau des Imperators, Prinzessin Irulan, gewinnen.
Mit Der Herr des Wüstenplaneten präsentiert Autor Frank Herbert das komplette Kontrastprogramm zu seinem Der Wüstenplanet-Roman. Wo letztgenannter ein episches Meisterwerk ist, in dem der Schriftsteller von dem Vergeltungsfeldzug seines Protagonisten Paul Atreides erzählt, ist die erstgenannte Geschichte vollkommen anders. Sie ist philosophischer und längst nicht so episch geschrieben wie der berühmte Vorgänger.
Der Held, ein Opfer seiner selbst
Doch das ist nichts Verkehrtes. Im Gegenteil: Eben weil die Story dieses Buches persönlicher und ruhiger ist und nicht so sehr der Fokus auf der Vorstellung eines Universums und eines großen Ensembles liegt, kann dieser Roman umso mehr überzeugen. Wobei dies den Autor nicht davon abhält, sich mit einigen philosophischen Themen zu beschäftigen.
Im Mittelpunkt von Der Herr des Wüstenplaneten steht Paul Atreides, der dieses Mal allerdings weniger der Antiheld des ersten Buches als viel mehr ein Opfer ist. Ein Opfer seines eigenen Erfolgs und seiner Fähigkeit, in die Zukunft und Vergangenheit sehen zu können.
Man erlebt im Laufe der Geschichte, wie er sich immer mehr und mehr in den Fallstricken seiner Visionen verfängt. Er ahnt, was kommt, ist jedoch unfähig, das kommende Geschehen zu verhindern oder zu verändern. Was umso wichtiger wird, als er am Ende des Buches noch mehr darauf angewiesen ist, dass Dinge sich so ereignen, wie sie es tun, weil er sonst im wahrsten Sinne des Wortes blind ist. Es ist ein schreckliches Schicksal, das ihm widerfährt, weshalb auch sein Ende Sinn ergibt.
Wenn man wiedergeboren wird, wie viel seines früheren Selbst steckt in einem?
Dabei lässt Frank Herbert auch nicht mehr alle Figuren aus dem vorigen Band wieder auftreten. So ist eine weitere wichtige Person in Der Herr des Wüstenplaneten Paul Atreides’ Schwester Alia, die genauso wie er über hellseherische Kräfte verfügt. Doch sie ist dadurch abgelenkt, dass ihr Körper langsam zu dem einer Frau heranreift, mit allen Konsequenzen. Sie ist abgelenkt, nicht zuletzt durch die Präsenz von Hayt, mit dem sie zunächst nichts anzufangen weiß, zu dem sie sich aber nach und nach körperlich hingezogen fühlt.
Hayt kommt dabei in den Ereignissen des Romans eine wichtige Rolle zu. Er ist gleich in mehrfacher Hinsicht eine Schlüsselfigur. Er ist zentraler Bestandteil der Falle, die die Verschwörer Paul Atreides gestellt haben. Und gleichzeitig ist da noch die Frage, wie viel von seinem früheren Leben, von seiner damaligen Persönlichkeit noch in ihm ist. Auch damit beschäftigt sich Frank Herbert ausführlich und präsentiert so eine weitere faszinierende Figur.
Dabei ist das Erstaunliche von Der Herr des Wüstenplaneten, dass die eigentlichen Verschwörer kaum in der Handlung auftreten. Stattdessen liest man nur, wie ihre Werkzeuge agieren, wie beispielsweise Prinzessin Irulan. Doch erstaunlicherweise empfindet man für sie oder Hayt keinen Hass, sondern eher Mitleid. Denn die Dinge, die sie tut, macht sie ja, weil sie sich nach Liebe sehnt; die ihr Paul allerdings nicht schenkt, weil er stattdessen seine Chani liebt.
Pro oder contra Verfassung, das ist hier die Frage!
Und so ganz nebenbei lässt Frank Herbert dann auch noch eine Debatte darüber laufen, ob das Imperium eine Verfassung haben soll oder nicht. Wie man es von dem Autor kennt, lässt er einige interessante Meinungen zu Wort kommen. Und nutzt diese gleichzeitig dazu, um die Sympathierolle von Paul ein wenig zu unterminieren, in dem er ihn sich vehement dagegen aussprechen lässt.
Der Herr des Wüstenplaneten mag nicht so umfangreich sein wie der erste Band. Doch am Ende kann er vor allem durch die interessante Darstellung von Paul Atreides und der Behandlung von Themen wie etwa, was die Fähigkeit Dinge vorherzusehen mit einem macht, überzeugen.
Autor: Frank Herbert
Titel: Der Herr des Wüstenplaneten
Originaltitel: Dune Messiah
Übersetzer: Jakob Schmidt
Verlag: Heyne
Erschienen: 02/2019
Einband: Klappenbroschur
ISBN: 978-3-453-31954-7
Sonstige Informationen:
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