In Schatten und Flammen erleiden die freien Völker Mittelerdes eine empfindliche Niederlage.

Licht und Schatten

In Khazad-dûm konfrontiert Durin IV (Owain Arthur) seinen Vater Durin III (Peter Mullan). Doch kann er ihn nicht davon abhalten, den Zugang zu den Mithril-Vorkommen im Berg zu öffnen und so den Balrog herbeizulocken. Der Fremde (Daniel Weyman) konfrontiert den dunklen Magier, kann allerdings nicht verhindern, dass dieser den Canyon, den Zufluchtsort der Starren, vernichtet.

Auf Numenor nutzt Ar-Pharazôn (Trystan Gravelle) eine Entdeckung, um das ihm nicht bequeme Götterurteil umzudeuten und so die Anhänger seiner Vorgängerin zu entmachten. Und auf Mittelerde ist Sauron (Charlie Vickers) auf der Suche nach den neun Ringen für die Sterblichen. Die sich bei Galadriel (Morfydd Clark) befinden, die ihrerseits ansehen muss, was für einen Einfluss der dunkle Herrscher mittlerweile hat.

Schatten und Flammen hätte man auch gut in Licht und Schatten umbenennen können. Denn davon gab es in dieser Staffelabschlussepisode so einige. Momente, wo man die Serie feiern kann. Aber ebenso welche, wo man sie zu Recht für hanebüchene Entscheidungen kritisieren muss.

Es wird sich viel ändern

Man merkt der Folge deutlich an, welche Plots für sie wichtig sind und welche eher nicht. Ebenso auch ihre nervige Angewohnheit, Anspielungen auf das Quellenmaterial einzubauen, diese anschließend aber eher so nebenbei abhandeln. Und dann sind da noch die Maßnahmen, die für die Zukunft unternommen werden.

Bei letzteren ist in Schatten und Flammen gemeint, dass der Cast in einer dritten Staffel vermutlich komplett neu aussehen wird. Viele Figuren, die man in den letzten beiden Seasons kennen und lieben gelernt hat, werden aus der Serie rausgeschrieben. Die einen recht deutlich und eindeutig. Derweil bei den anderen zumindest eine Tür aufgelassen wird.

Eingebettet ist die Folge in den Ereignissen von Moria, von Khazad-dûm, wo der Sohn seinen Vater konfrontiert. Das Gespräch, dass die beiden haben, die Gründe, wieso Durin IV nicht die Axt seinen Vater erhebt, ist gut geschrieben. Der Rest hingegen eher nicht so. Im Prinzip fühlt sich das wie Malen nach Zahlen an, wo Durin III auf ein Mal seinen Ring abstreift und sein Leben im Kampf gegen den Balrog opfert. Und dann am Episodenende erfährt man, dass die Zukunft für das Zwergenkönigreich nicht so gut aussieht, eben wegen den Taten des verstorbenen Königs. Wobei man dann auch mitkriegt, dass Durin IV auf ein Mal einen Bruder hat, der ihm seinen Thronanspruch streitig macht. Was etwas sehr plötzlich daherkommt und an den Haaren herbeigezogen wirkt, schon allein, weil dieser die ganzen bisherigen Seasons noch nicht mal ansatzweise erwähnt wurde.

Frustrierend

Doch auch der Plot mit dem Fremden und dem dunklen Magier hinterlässt in Schatten und Flammen kein Gefühl der Befriedigung. Im Gegenteil: Es ist die frustrierendeste Handlung der gesamten Episode überhaupt. Und das aus mehreren Gründen.

Das Duell zwischen den beiden Magiern hätte mehr Raum vertragen können. Stattdessen wirkt es wie schnell durchgeführt und abgehakt. Die anschließende Verabschiedung des Fremden von den Starren und den Haarfüßern hat etwas Melancholisches und führt dann zu dem Moment, wo er zum einen seinen Stab entdeckt, was gefühlt schnell schnell abgehandelt wird. Was wiederum, angesichts des Boheis, der darum gemacht wurde, sehr merkwürdig wirkt.

Doch fühlt man sich, was den Namen des Magiers angeht, in Schatten und Flammen richtiggehend verarscht. Denn wer er ist, das war einem im Prinzip von Anfang an klar. Der Fremde ist niemand Geringeres als Gandalf. Womit die Reihe ein Riesenproblem mit der Lore hinter Tolkiens Mythologie hat.

Ein klarer Bruch zur Vorlage

Bislang hat die Serie es nämlich vermieden, einen allzuklaren Bruch mit dem, was man aus den diversen Werken des Autors kennt, zu wagen. Klar, einige Dinge wurden gestrafft wiedergegeben, andere hingegen nutzten eine narrative Lücke aus. Doch einen so eklatanten Widerspruch gab es selten. Denn laut den Werken von Tolkien kamen die Istar, die Zauberer, erst im dritten Zeitalter auf Mittelerde an und hielten sich zuvor in Valinor, dem Land der Valar, sozusagen der Götter von Tolkiens Welt auf. Es bleibt abzuwarten, ob und wie dieser Widerspruch geklärt wird.

Und dass er am Ende zu Tom Bombadil zurückkommt und beide dann gemeinsam das Lied über Tom singen, fühlt sich als Verneigung vor dem Quellmaterial an. Wirkt aber so was von random und an den Haaren herbeigezogen, dass man sich wirklich fragt, was das soll?

Die Geschehnisse auf Numenor zeigen in Schatten und Flammen nochmal, wie die Machtverhältnisse auf der Insel sich wandeln und wie sehr der neue Machthaber Ar-Pharazôn sich bemüht, seine Macht zu festigen. Und das um jeden Preis. Doch am Ende dient diese Handlung eher dem Zweck, den Boden für die nächste Season vorzubereiten. Es deutet alles auf einen Bürgerkrieg hin, mit Elendil auf der einen und Ar-Pharazôn auf der anderen Seite. Und das ist ein Plot, auf dem wirklich gespannt sein kann!

Umgedeutet

Ansonsten widmet sich der Großteil der Folge den Ereignissen rund um Eregion. Man sieht, wie Sauron Celebrimbor zuerst foltert und dann tötet. Das er dabei eine Träne um den Toten vergießt, zeigt, dass der dunkle Herrscher eben kein gefühlloser Tyrann ist. Er ist eben nur jemand, der für sein Ziel, die absolute Herrschaft über Mittelerde zu erlangen, bereit ist, alles zu tun. Selbst dann, wenn er dazu Sachen tun muss, die ihm in der Seele wehtun.

Interessant hierbei ist, wie Celebrimbor quasi den einen Ring in Schatten und Flammen vorhersagt und gleichzeitig umdeutet. Anstatt, dass dieser ein Instrument der Stärke ist, lässt er ihn mit seinen letzten Worten eher wie eines der Schwäche wirken. Eines, dass der dunkle Herrscher herstellen muss, weil er ansonsten keine Kontrolle über die anderen Ringe hat und sein Ziel nicht erfüllen kann.

Interessant ist, was mit Adar geschieht. Zunächst wird er von Galadriels Ring geheilt und zeigt Reue. Nur um dann von seinen eigenen Kindern, die zu Sauron übergelaufen sind, geheilt zu werden. Damit verliert die Serie eine starke und interessante Figur, deren letzten Momente jedoch irgendwie zu dem Charakter passen. Und am Ende war es sowieso klar, dass so etwas früher oder später geschehen musste. Denn die Serie funktioniert über kurz oder lang halt eben nur mit Sauron als alleinigen Antagonisten.

Doch so quicklebendig?

Ansonsten sieht man nur noch, wie die Elben gefangen genommen werden und miterleben müssen, wie das Erbe von Celebrimbor von den Orks in Schatten und Flammen bewusst zerstört wird. Hier ist es interessant, dass Arondir die Ereignisse von Ewig dem Tode verfallen überlebt hat. Einerseits ist es schön. Aber andererseits, fragt man sich, wie er überlebt hat. Wurde er nicht von Adar mit diversen neuen Körperöffnungen versehen? Hier zeigt er sich quicklebendig und unverwundet, was dann sehr merkwürdig wirkt.

Ein Großteil der Folge widmet sich dabei Galadriel, wie sie zunächst den Untergang von Adar mit erlebt und sich dann Sauron gegenüber sieht. Beide bekämpfen sich mit Worten und Waffen. Und hier muss man leider sagen, dass dieser Plot etwas zu lang geworden ist. Man langweilt sich irgendwann, weil hier nicht wirklich was spannendes geschieht, sieht man davon ab, das Sauron seine neun Ringe zurückerhält und Galadriel schwerverletzt entkommt.

Am Ende von Schatten und Flammen bleibt die Tatsache, dass diese Folge nicht der große Wurf geworden ist. Teilweise wird Tabula Rasa betrieben, teilweise Figuren weiterentwickelt. Spannend dürften die Geschehnisse auf Numenor werden, bei den restlichen Plots herrscht entweder mildes Interesse oder Desinteresse.

Info

Drehbuch: J. D. Payne & Patrick McKay
Showrunner: J. D. Payne & Patrick McKay
Regie: Charlotte Brändström

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Warpskala

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5 10 0 1
5/10
Total Score
Götz Piesbergen

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