Gebunden markiert das Ende der ersten Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht-Staffel.

Ein besseres Staffelfinale

Die frei fremden Frauen finden den fremden Freund (Daniel Weyman) der Harfüßer. Sie reden ihn als Sauron an und wollen seine Kraft und seine Erinnerungen wieder wachrufen. Allerdings zu ihren Bedingungen und unter ihrer Kontrolle. Auf Numenor stirbt der alte König (Ken Blackburn), hinterlässt jedoch eine Warnung.

Den Elben läuft die Zeit davon. Durch den Ausbruch des Vulkans in den Südlanden verlieren sie immer mehr an Macht. Doch will das Mithril, dass sie besitzen, sich einfach nicht bearbeiten lassen. Und dann macht Galadriel (Morfydd Clark) auch noch eine Entdeckung, die alles gefährdet.

Mit Gebunden endet eine Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht-Staffel, die von Höhen und Tiefen gekennzeichnet war. In der es exzellente Folgen gab, wie Udun beispielsweise. Aber auch Episoden, die eher mittelmäßig waren, wie Das Auge. Diese abschließende Folge ist einer der besseren der Serie, allerdings schafft sie es nicht, vollkommen zu überzeugen.

Jede Menge Fragen

Die Episode wirft außerdem einige Fragen auf. Bei einigen von diesen ist klar, dass sie in der kommenden Season beantwortet werden. Aber bei anderen ist man mehr darüber verwundert, wie das jetzt mit der bekannten Herr der Ringe-Mythologie zusammenpasst.

Das ist vor allem bei dem Plot mit dem Fremden, dem Frauentrio und den Harfüßern in Gebunden der Fall. Zunächst reden die Frauen den Fremden als ihren Herren Sauron an, scheinen aber nicht gewillt zu sein, dass er jetzt schon seine Kraft und seine Erinnerungen vollständig zurückerhält. Nur um dann später festzustellen, dass er nicht der spätere Herr über Mordor ist, sondern ein Zauberer, ein Istar. Der sie anschließend nach einem harten Kampf mit Unterstützung einiger Harfüßer in die Geisterwelt verbannen kann.

Es ist definitiv die spannendste Handlung der gesamten Folge. Eine Achterbahnfahrt der Gefühle, wenn man so will, bei der auch eine liebgewonnene Figur stirbt und am Ende sich die Verhältnisse ändern. Doch was am Ende zurückbleibt ist vor allem die Frage, wer der Fremde ist?

Fragen über Fragen

Das Frauentrio sagt über ihn, dass er die Kraft über das Feuer besitzt, wobei er später auch noch anscheinend das Licht beherrscht. Das und die Nähe zu den Harfüßern deutet daraufhin, dass der Fremde in Gebunden Gandalf sein könnte. Dem widerspricht die Tatsache, dass von den Zauberern er sich überwiegend nur im Westen aufgehalten hat, derweil Saruman im Osten herumgewandert ist, ehe er sich in Isengard niederließ. Und der Fremde mit Nori Brandyfuß nach Osten aufbrechen will… Mal sehen, was da die kommende Staffel zeigen wird. Auch, ob der deutliche Widerspruch zu dem Quellenmaterial aufgeklärt wird, was die Ankunft der Zauberer auf Mittelerde angeht.

Interessant ist, dass man für einen kurzen Moment die wahre Gestalt des Frauentrios gesehen hat. Ihr Aussehen hat sehr an das der Ringgeister aus den Der Herr der Ringe-Filme erinnert. Waren sie sozusagen Protoringgeister? Zu einer Zeit, als die Neun Ringe für die Menschen noch nicht hergestellt waren? Auch das wirkt wie ein Widerspruch zum Quellenmaterial.

Der Numenor-Plot wird in Gebunden eher nebenbei abgearbeitet. Man sieht, wie die Königin-Regentin mit ihrer Blindheit zu Recht kommt, derweil der sterbende König der Tochter von Elendil, die er mit seiner eigenen verwechselt, dieser aus Versehen Zugang zum Palantir gibt. In den sie anscheinend reinblickt.

Die Konfrontation

Interessanter ist jedoch die Warnung, die er äußert. So soll sich seine Tochter wieder auf den alten Pfad der Numenorer zurückbegeben, weil ansonsten das Inselreich dem Untergang geweiht sei. Was genau damit gemeint ist, ist unklar. Und es steht zu befürchten, dass mit seinem Tod und der Blindheit seiner Tochter ein Machtkampf um den Thron auf der Insel ausbrechen wird. Wird hier ggf. die Saat für die Rückkehr von Sauron gelegt, der dann den endgültigen Niedergang einleiten wird?

Doch am wichtigsten in Gebunden ist der Elbenplot. Zum einen weil hier am Ende die ersten Ringe der Macht entstehen, die drei der Elben. Und zum anderen Galadriel herausfindet, dass Halbrand in Wahrheit Sauron ist.

Es ist vor allem diese Handlung, in der es deutlich Licht und Schatten gibt. Licht sind natürlich die Momente, in der Galadriel Haldbrand konfrontiert. Hier zeigt sich, wieso er auch als der große Verführer gilt. Weil er nämlich ihr die Möglichkeit bietet, an seiner Seite, als seine Königin über Mittelerde zu herrschen. Nur um sie dann, als sie ablehnt und ihn töten will, versucht zu ertränken und sich aus dem Staub macht.

Eine unglaubwürdige Motivation

Allerdings glaubt man ihm, wenn er ihr von seinen guten Absichten und seinen wahren Gefühlen berichtet. Man hatte die ganze Staffel sowieso schon das Gefühl, dass er heimlich in sie verschossen ist. Auf seine eigene, verquere Art und Weise natürlich. Gebunden bestätigt das.

Gleichzeitig kann man auch verstehen, wieso später Galadriel ihre Entdeckung verheimlicht. Weil dies nämlich für ziemlichen Wirbel gesorgt hätte, der ihre Stellung bei den Elben riskiert hätte. Vermutlich wäre sie dann definitiv in die unsterblichen Lande befördert worden.

Jedoch wirkt es in Gebunden etwas unglaubwürdig, wenn Galadriel nur deshalb Verdacht schöpft, weil Celebrimbor sich so merkwürdig aufgeführt hat. Es ist ein eher geringer Anlass, um sie dazu zu animieren, herauszufinden, dass Halbrand Sauron ist. Vor allem aber auch, da ursprünglich sie es selbst war, die meinte, dass er der König der Südlande sei.

Ein hochnäsiger Kotzbrocken

Gleichzeitig geht einem auch Gil-Galads Verhalten auf die Nerven. Der Hochkönig der Elben wurde ja von bei seinem vorherigen Auftritt nicht eben als Sympath dargestellt. Doch dieses Mal wird diese Charakterisierung nochmal verstärkt. Wenn er etwa von den niederen Rassen redet. Oder Galadriel droht. Oder wie er Elronds und Celebrimbors Anliegen rundum ablehnt. Angesichts der Tatsache, dass er später zusammen mit Elendil in dem letzten gemeinsamen Bündnis von Elben und Menschen durch Saurons Hand stirbt, kann man vermuten, dass bald ein Umdenken stattfinden wird. Doch noch ist es nicht so weit und so lange kann man ihn wirklich nur als – Pardon – Kotzbrocken bezeichnen.

Gebunden ist ein gutes Staffelende, aber kein überragendes. Dennoch, es existiert eine Vorfreude zur zweiten Staffel.

Info

Drehbuch: Gennifer Hutchison, J. D. Payne, Patrick McKay
Showrunner: J. D. Payne & Patrick McKay
Regie: Wayne Che Yip

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Götz Piesbergen

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