Das Auge bereitet den Weg fürs Finale vor.

Wieder mehr los

Nachdem der Vulkan ausgebrochen ist, sind die ganzen Südlande von Asche bedeckt. Überall lodert das Feuer und sind die Numenorer und Südländer versprengt, und finden nur langsam wieder zueinander. Es ist eine Katastrophe ungeheuerlichen Ausmaßes, mit vielen Toten. Und immer noch sterben Leute.

Die Harfüßer kommen am Hain an, ihrem Sommerunterschlupf. Doch dieser wurde von einem Vulkanausbruch verwüstet. Sie bitten den Fremden (Daniel Weyman) um Hilfe, doch sorgt seine Magie nicht für Erholung, sondern dafür, dass beinahe ein Unfall geschieht. Und Durin III (Peter Mullan) sieht nicht ein, dass er den Elben helfen soll. Weshalb sein Sohn Durin IV (Owain Arthur) beschließt, eigenständig zu handeln.

Udûn war eine fantastische, spannende und epische Folge. Bei der es sich positiv ausgewirkt hat, dass sich die Macher auf nur wenige Plots fokussiert haben. Natürlich war klar, dass nicht immer so sein kann, dass die nachfolgenden Episoden wieder mehr zusätzliche Handlungen haben dürften. Was sich in Das Auge bestätigt.

Wenn Freundschaft mehr wert ist, als Familie

Und so kann man erneut erleben, was die Harfüßer, Durin IV und sein Freund Elrond erleben. Wobei vor allem der letztgenannte Plot am meisten hervorsticht.

Denn hier zeigt sich in Das Auge, wie viel Durin IV seine Freundschaft mit dem Elben wert ist und wie wenig Verständnis er für die Entscheidungen seines Vaters Durin III hat. Es ist ein unterhaltsamer Plot, bei dem Elrond selbst zu einer Nebenfigur wird. Denn überwiegend wird sich auf den Zwerg fokussiert, beziehungsweise seinem Ärger über seinen König, über seinen Papa.

Es sind dabei die beiden Begegnungen mit Durin III, die die Handlung einrahmen. Bei der Ersten macht der König von Moria klar, dass er lieber die Elben verschwinden sieht, anstatt ihnen zu helfen. Und bei der zweiten, nachdem er seinen Sohn und Elrond beim verbotenen Graben erwischt hat, kommt es zum Streitgespräch zwischen den beiden Durins. Bei dem sich ein Wort das andere gibt und am Ende der Vater den Sohn enterbt. Eine heftige Entscheidung, deren Strafe der eigentliche Thronfolger jedoch nicht einsieht.

Die guten und schlechten Seiten zeigen

Interessant ist dieser Plot aber auch, weil man am Ende von Das Auge sieht, wie eine weitere Verbindung zu der Der Herr der Ringe-Trilogie erschaffen wird. Als nämlich etwas tief unten unter Moria aufwacht. Etwas Brennendes und Furchterregendes. Was sehr gelungen inszeniert wurde.

Die Handlung bei den Harfüßern zeigt einmal mehr die guten, wie auch die schlechten Seiten. Es wirkt ein wenig merkwürdig, dass sie zunächst auf den Fremden hoffen, dass er ihren verbrannten Hain wieder in Stand setzt. Nur um ihn dann dazu zu bringen, sie zu verlassen, als er beinahe aus Versehen zwei der Kinder tötet.

Immerhin ist es kein ekelhafter Rauswurf. Der Fremde scheint einzusehen, dass er die späteren Hobbits gefährdet und sie geben ihm auch ein wichtiges Geschenk mit auf den Weg. Doch dann wird es in Das Auge dramatisch, als einige Zeit nach seinem Verlassen sich der Hain regeneriert zeigt. Ebenso, wie anschließend ebenso die merkwürdigen Frauen aus Abschiede wieder auftauchen, ihre Macht übers Feuer zeigen und den Sommerunterschlupf der Harfüße vernichten, ehe sie sich auf die Suche nach dem Fremden machen.

Es plätschert vor sich hin

Es ist vor allem das Ende dieses Plots, dass Spannung auslöst. Wer sind diese drei fremden Frauen, die offensichtlich nicht zu den Guten gehören. Was haben sie mit dem Fremden vor? Es ist auf jeden Fall eine Handlung, die für Interesse fürs Finale sorgt.

Und dann ist da noch die gescheiterte Rückeroberung der Südlande. Leider muss man sagen, dass dieser Plot die Spannung der Vorgängerfolge nicht halten kann. Im Gegenteil: Man hat das Gefühl, dass die Handlung hier in Das Auge vor sich hin plätschert und Dinge gefühlt nur halbherzig passieren. Dass die Königinregentin erblindet oder Isildur verschollen geht oder Halbar schwer verwundet ist, beobachtet man allerhöchstens mit mildem Interesse. Es ist nichts dabei, was einen dazu animiert, in Jubelschreie auszubrechen.

Was unter anderem daran liegt, dass man sich die ganze Zeit fragt, wo die Orks sind. Was dann am Ende der Folge geklärt wird, als sie wieder auftauchen. Und man nebenbei von einer Umbenennung erfährt, die einen nicht mitreißt. Man erfährt, dass sie die Südlande jetzt Mordor nennen.

Abkürzungen, die nicht sein müssen

Das Problem ist, dass das Land so, wie es jetzt in Das Auge dargestellt wurde, nicht wie die Basis Saurons aus den Kinofilmen aussieht. Dass über die Szenen, die in diesem Landstrich stattfinden, eine orangene Patina gelegt wird, reicht da nicht aus. Da hätte man mehr erwartet, mehr Düsternis, mehr Elemente, die wirklich belegen, was hier entsteht.

Wobei dies nicht das einzige ist, wo bei der Welten-Darstellung eine Abkürzung genommen wurde. Bei der Enthüllung, dass ein Vulkan den Hain der Harfüße in Schutt und Asche gelegt hat, hätte man mehr erwartet, anstatt einer Aschefläche und einem glühenden Lavastein. Vor allem, wenn ringsherum noch alles Grün wirkt. Da wurde der Serie ein Bärendienst erwiesen.

Es ist schade, aber Das Auge ist nach dem Hoch der letzten Folge wieder ein erheblicher Tiefgang.

Info

Drehbuch: Jason Cahill
Showrunner: J. D. Payne & Patrick McKay
Regie: Charlotte Brändström

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Götz Piesbergen

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