Die große Woge bedroht Numenor.

Überall Misstrauen

Galadriel (Morfydd Clark) versucht immer noch, auf Numenor Streitkräfte und ein Schiff für die Südlande zu kriegen. Doch die Königin-Regentin (Cynthia Addai-Robinson) ist nicht willens, ihr nachzugeben, weshalb es unweigerlich zur Konfrontation zwischen den beiden willensstarken Frauen kommt.

Auf Mittelerde findet Elrond (Robert Aramayo) heraus, dass die Zwerge ein Geheimnis vor den Elben verstecken. Und Arondir (Ismael Cruz Córdova) lernt den Anführer der Orks kennen, der ihn mit einer Nachricht zu den Menschen schickt. Die kommen in ihrem Rückzugsort nur mühsam über die Runden, weshalb Theo (Tyroe Muhafidin) und Rowan (Ian Blackburn) zurück in ihr Heimatdorf gehen, um dort nach Futter zu suchen. Dort warten allerdings bereits die Orks auf sie.

Die große Woge macht eins klar: Dass zwischen den verschiedenen Rassen mehr oder weniger großes Misstrauen herrscht. Mal tritt es offen zu Tage, wie auf Numenor. Mal ist eher unterschwellig, wie zwischen Elben und Zwergen. So oder so sorgt es für Unbehagen beim Zuschauen, für das Gefühl, als ob diese Zwietracht bewusst gesät wurde. Nur von wem?

Keine Harfüße da

Die Episode verzichtet darauf, Hinweise darauf zu streuen. Wobei es nicht verwundern würde, wenn das ein Erbe von Morgoth oder Sauron wäre, eine Hinterlassenschaft einer der beiden oder beider, die seit jeweils ihrer Zeit heimlich die Beziehungen der verschiedenen Völker über lange Zeit hinweg vergiftet hat, was jetzt langsam zum Tragen kommt.

Dabei ist Die große Woge auch eine Episode, in der die Harfüßer mit dem mysteriösen Fremden nicht auftauchen. Die Abwesenheit dieses Plots macht sich leider negativ bemerkbar, weil er einfach in den vorherigen Folgen einer der interessantesten war. Und weil man die Hobbit-Vorfahren ins Herz geschlossen hat.

Nicht, dass die anderen Handlungen deswegen nicht überzeugen können. Es gibt durchaus einige spannende. Vor allem die mit Arondir und den Erlebnissen der Menschen ist da mit das Highlight der Folge.

Ist er etwa …?

Die Einführung von Adar in Die große Woge ist dabei etwas, mit dem man nicht gerechnet hat und das für jede Menge Spekulationen sorgt. Es ist klar, dass er ein Elf ist, der von den Orks auch als „Vater“ angeredet wird. Nur wie darf man das verstehen?

In der Herr der Ringe-Mythologie waren die ersten Orks früher Elfen, die Morgoth gefangen und korrumpiert hat. Es wäre nicht verwunderlich, wenn Adar ein Elf ist, der das damals miterlebt hat. Körperlich wurde er allerdings nicht verändert, seelisch jedoch … Es würde passen, wenn dies des Rätsels Lösung wäre. Und gleichzeitig wäre es eine, die der Serie etwas mehr Pepp geben würde.

Auch die Erlebnisse von Theo und Rowan sind spannend. Vor allem deswegen, weil Ersterer durch den Griff dieser anscheinend verzauberten Klinge, die er gefunden hat, von den Orks erkannt und gejagt wird. Wieso, ist unklar. Ob sie meinen, dass er diese Waffe, die vermutlich von Sauron selbst stammt, nicht in die Hand eines Menschenjungen gehört?

 

Freunde trotz widriger Umstände

Wesentlich interessanter ist allerdings in Die große Woge, dass es unter den Menschen immer noch Anhänger des dunklen Herren gibt, die mit dem Jungen vermutlich etwas vorhaben. Was genau, weiß man nicht, wird aber sicherlich noch durch die kommenden Folgen enthüllt werden. Womit diese Handlung definitiv die spannendste der gesamten Serie ist.

Die Erlebnisse von Elrond und seinem Freund Durin IV schaffen es nicht, ein ähnliches Spannungsniveau zu kriegen. Aber müssen sie auch nicht. Hier geht es auch nur darum zu zeigen, wie die Freundschaft zwischen den beiden so unterschiedlichen Persönlichkeiten so einiges übersteht, sogar Geheimnisse. Dass die Zwerge jetzt das Mythril entdeckt haben, ist dabei ein weiteres Easteregg, eine weitere Anspielung auf die Mythologie von Der Herr der Ringe.

Wesentlich interessanter ist in Die große Woge, dass Durin IV von seinem Vater Durin III damit beauftragt wird, die Elben auszuspionieren. Hier wird der Konflikt zwischen Zwergen und Elben, das gegenseitige Misstrauen, nochmal aufgegriffen. Mal schauen, welch Drama sich hier noch entwickeln wird.

Treffen sich zwei Sturköpfe: Langeweile

Die Ereignisse auf Numenor schaffen es dabei im Vergleich zu den anderen Plots nicht, zu überzeugen. Einfach, weil man sich hier zu sehr über die beteiligten Personen aufregt. Dass Galadriels Darstellung ein Problem ist, wurde bereits in der Rezension zu Adar gesagt. Doch Königin-Regentin Míriel steht ihr in Sachen Sturköpfigkeit und Unnachgiebigkeit in nichts nach, weshalb es schwer fällt, Sympathien für sie zu empfinden.

Allgemein geht einem die Darstellung von Numenor und seinen Bewohnern in Die große Woge auf den Keks. Der offene Rassismus, die politischen Ränkespiele und die Enthüllung, was mit dem König der Insel wirklich los ist, das alles lässt einen kalt. Es wirkt forciert, gewollt, inklusive dem Plottwist am Ende der Folge.

Es ist klar, dass hier auf den Untergang der Insel hingearbeitet wird. So kann man auch die Vision von Míriel verstehen. Aber etwas weniger mit dem Holzhammer gearbeitet, hätte der Handlung nicht schlecht getan.

Am Ende ist Die große Woge eine vielversprechende Episode, die nur unter dem vielleicht wichtigsten Plot der Serie leidet, den Ereignissen auf Numenor.

 

Info

Drehbuch: Stephany Folsom, J. D. Payne, Patrick McKay
Showrunner: J. D. Payne & Patrick McKay
Regie: Aaron Morton

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Götz Piesbergen
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