In Adar lernt man eine wichtige Insel kennen.

Eine berühmte Insel

Galadriel (Morfydd Clark) und Halbar (Charlie Vickers) werden von einem Segelschiff aufgesammelt, das sie nach Numenor bringt. Dort werden sie jedoch alles andere als freundlich aufgenommen. Sie, weil sie seine Elbin ist, und er, weil er nicht von Numenor stammt. Wie das wohl weitergehen soll?

Nori Brandyfoot (Markella Kavenagh) will dem Fremden helfen, während gleichzeitig ihre Familie sich Sorgen macht, ob und wie sie den Zug ihres Volkes mitmachen können. Und Arondir (Ismael Cruz Córdova) ist ein Gefangener der Orks geworden, die ihn und andere Gefangene zwingen, tiefe Gräben auszuheben. Jeder, der sich ihnen widersetzt, bezahlt dafür mit seinem Leben.

Numenor, das ist nicht irgendeine Insel. In der Mythologie der Herr der Ringe-Saga, wie sie sich Tolkien erdacht hat, war sie lange Zeit ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt vieler Ereignisse. Es war das westlichste Königreich der Menschen vor den Unsterblichen Landen. Es ist dann am Ende auf Grund der Intrigen Saurons, der die Unzufriedenheit seiner Bewohner nutzte und sie zu einer Rebellion gegen die Götter aufstachelte, durch die Hand Ilúvatars, des obersten Gottes Mittelerdes, vernichtet worden. Trotzdem sollte das Eiland noch lange Zeit nach seinem Untergang die Ereignisse in Mittelerde maßgeblich beeinflussen. Dass es jetzt in Adar auftaucht, ist daher etwas Besonderes.

Bekannte Namen

Wobei Die Ringe der Macht von Anfang an klarmacht, dass dieses Reich von seiner einstigen Größe weit entfernt ist. Militärisch scheint es noch eine Macht zu sein. Doch haben am Hofstaat Intriganten die Herrschaft übernommen, und der König wurde, so sagt es die Episode aus, entmachtet.

Fans der literarischen Vorlage dürften dabei auf einige Merkwürdigkeiten stoßen, die sich Details aus den Texten Tolkiens beißen. Dass der König entmachtet wurde, stand nicht in den Hinterlassenschaften des Autors. Allerdings muss man hier der Serie und damit auch Adar zugestehen, dass es einer Fernsehserie schlicht unmöglich ist, sich wirklich eins zu eins an eine Vorlage zu halten. Es gab und gibt in solchen Fällen immer deutliche Unterschiede, da macht diese Reihe keine Ausnahme.

Natürlich wird man hellhörig, als die Namen Elendil und Isildur fallen. Beides Namen von Persönlichkeiten, die in der Zukunft noch für Furore sorgen sollen, vor allem, was Sauron und den einen Ring betrifft. Hier lernt man jetzt eine Familie kennen, die sich noch an die alten Traditionen erinnert und Galadriel freundlich behandelt. Wo es aber auch familienintern knirscht, als Isildur seinem Vater sagt, dass er sich nicht an dessen Zukunftspläne für ihn hält. Eine typische, normale Familie, möchte man da sagen.

Eine gefährliche Darstellung

Interessant ist hier in Adar, wie unterschiedlich Halbar und Galadriel mit der Lage umgehen. Der Mensch versucht, sich mit den anderen Numenorer zu befreunden, derweil er gleichzeitig sein eigenes Spiel spielt, um beispielsweise an ein Gildezeichen zu kommen, damit er in einer Schmiede arbeiten kann. Die Elbin hingegen hat hart mit dem Gebot zu kämpfen, das sie für drei Tage im Palast festsetzt, und beschließt schließlich, auf eigene Faust zu handeln.

Und hier zeigt die Serie Schwäche. Dass Galadriel schön und stolz ist, kennt man schon aus den Filmen. Doch hier grenzt ihr Stolz an Arroganz und Überheblichkeit, wodurch die Figur schnell zu einem Charakter wird, den man als Zuschauer alles andere als sympathisch findet. Genauer gesagt fängt sie hier schnell an zu nerven. All ihren Aktionen wohnt eine gewisse Hochnäsigkeit bei. Da musst die Reihe aufpassen, dass das nicht ausartet.

Erste Anzeichen sind erkennbar

Von den anderen Plots in Adar ist der, der sich mit den Erlebnissen von Arondir bei den Orks beschäftigt, am interessantesten. Weniger wegen der dramatischen Ereignisse, die er erlebt. Es zeigt sich im Prinzip nur, dass die Orks eine heimtückische und gefährliche Rasse sind, denen man nicht trauen kann.

Vielmehr sind es zwei Dinge, die hier für Aufmerksamkeit sorgen. Zum einen, dass der titelgebende Adar wohl eine Art Prinz oder König von denen sein soll. Wie das mit der tolkinschen Mythologie zusammenpasst, ist noch offen. Vor allem, weil man meint, dass der eigentliche Herrscher über diese Rasse Sauron ist.

Und man sieht hier in Adar, wie sie eine Landschaft verschandeln. Sie graben tiefe Gräben und lassen Bäume fällen. Zwischendurch ist auch zu erkennen, wie abgestorben und verdorben die Umgebung inzwischen aussieht. Man weiß jetzt nicht so ganz genau, wo auf Mittelerde das alles stattfindet. Aber wenn man spekulieren möchte, sind hier ggf. hier die Ursprünge von Mordor zu erkennen.

Ist sie vielleicht …?

Stichwort „Ursprünge“: Der Plot um die Harfüßer ist einer der besten der gesamten Serie. Einfach weil man hier sieht, wie die Vorfahren der Hobbits existierten. Wobei man hier und da schon bekannte Eigenschaften des Volks sieht. Ihre Neigung zu Festen und zu guter Speise. Aber ebenso ihr Argwohn und Misstrauen gegenüber allen Fremden.

Weshalb Nori Brandyfußs Wunsch und Wille, dem mysteriösen Fremden zu helfen, eben hervorsticht. Es scheint sich hier nicht um eine kindliche oder jugendliche Naivität zu handeln, sondern um eine Charaktereigenschaft. Am Ende wäre es nicht verwunderlich, wenn sie eine entfernte Vorfahrin von Bilbo und Frodo Beutlin wäre, dass die beiden von ihr ihre Abenteuerlust haben.

Optisch ist Adar grandios. Es wurde sich hier wirklich viel Mühe gegeben, was die Kulissen und Computereffekte angeht. Handlungstechnisch kann die Folge auch überzeugen, wobei sie jedoch bei der Darstellung von Galadriel aufpassen muss.

 

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Götz Piesbergen

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