Die geheime Identitätskrise bietet einige Überraschungen, die jedoch nicht alle gleichermaßen gelungen sind.
Anders und innovativ
Norman Osborn (Colman Domingo) hat entdeckt, dass Peter Parker (Hudson Thames) Spider-Man ist. Er möchte ihn anstellen, doch der lehnt ab. Er versucht sowieso, damit klar zu kommen, dass der Großindustrielle seine Geheimidentität entdeckt hat. Dann zwingen ihn allerdings externe Umstände dazu, seine Ablehnung zu überdenken.
Unterdessen gerät Lonnie (Eugene Byrd) in große Schwierigkeiten. Als seine Mutter ihn informiert, dass sein kleiner Bruder Gangmitglied geworden ist, versucht er diesen aus dieser loszueisen. Was sich dann aber am Ende als problematischer erweist, als gedacht.
Norman Osborn? Als Arbeitgeber von Spider-Man? Zugegeben, so neu ist das Konzept nicht. Erst vor kurzem wurde es in den Comics verwendet. Doch im Rahmen von Der freundliche Spider-Man aus der Nachbarschaft ist eben etwas anderes, etwas Innovatives.
Es gibt da diese Momente…
Hier erweist sich dieses Bekannte und doch etwas andere Universum der Trickserie als Vorteil. Denn ein junger Peter Parker, der von einem älteren Norman Osborn sozusagen unter die Fittiche genommen wird, das hat etwas. Vor allem, wenn man bedenkt, wie positiv der sonstige Antagonist bislang in der Reihe dargestellt wurde.
Ob er allerdings wirklich ein wahrer Philantrop ist? Einerseits ist es schön zu sehen, dass er Peters Argumente einsieht, wieso er nicht für ihn arbeiten möchte. Aber andererseits…
Andererseits gibt es doch einige Momente, die einen stutzen lassen. Jetzt nicht so sehr solche, die darauf hindeuten, dass er ein eindeutiger Antagonist ist. Sondern vielmehr solche, die… eine zweifelhafte moralische Einstellung verraten. Etwa, wenn er sofort laut los überlegt, wie er Peters Kostüm modifizieren könnte. Oder, als er ihm verrät, dass er die Gruppe von Praktikanten bewusst zusammengestellt hat, weil alle für ihn als Spider-Man in Frage kamen. Oder als er im finalen Kampf sich in Peters Funkgerät einklinkt, und ihm so im Kampf unterstützt.
Wenn man in den Untiefen der Marvel Comics gräbt
Das alles lässt ihn als einen sehr ambitionierten Mann wirken, der, wenn es nötig ist, alle Mittel nutzt, um ans Ziel zu kommen. Noch wirkt das harmlos. Doch ob dies auch auf Dauer so bleiben wird… Man wird es sehen.
Übrigens wurde für diese Episode mal wieder tief im Marvel Comics-Universum gegraben. Denn bei dem Räuberpaar handelt sich hierbei um Comic-Figuren, die nicht sonderlich oft prominent eingesetzt werden. Sie ist die aktuelle Tarantula, weshalb die rote Haarsträhne und die Powerhandschuhe eine Anspielung auf sie sind. Er ist hingegen Speed Demon, ein superschneller Schurke, der mal hier, mal da auftaucht. Weshalb er in dieser Folge auch diese Stiefel kriegt, die ihn sehr schnell machen. Für solche Deep Cuts, für solche Anspielungen und das Verwenden obskurer Marvel-Charaktere muss man die Serie als Comicfan einfach nur lieben.
Der Moment zwischen Peter und Tante May, wo sie die Sachen von Ben verkaufen will, ist ebenfalls schön gemacht. Weil es zeigt, dass auch wenn dessen Tod vermutlich einiges an Zeit her ist. Es ihnen immer noch schwer fällt, loszulassen. Außerdem erhält Peter so seine Fotokamera, mit der vermutlich später Fotos machen wird.
Der Plot will es so, also geschieht es auch so!
Der Plot um Lonnie Lincoln hat es da schwer, mitzuhalten. Er fängt immerhin gut an, als er zeigt, wie arm er und seine Familie in Wirklichkeit sind. So kann er zwar das Essen seiner Freunde bezahlen. Aber für sich selbst bleibt dann nur ein Apfel über, obwohl er vorm Training gut essen soll.
Dramatisch wird es, als er erfährt, dass sein kleiner Bruder Teil einer Gang geworden ist. Weshalb er sich auch aufmacht, um diesen zurückzuholen. Was dann der Moment ist, wo ein kleiner Bruch geschieht.
Denn um seinen Bruder rauszuholen, wird Lonnie Teil der Gang. Das Problem ist, dass das einfach so geschieht. Es wird nicht großartig aufgebaut, es geschieht einfach so. Es passiert, weil der Plot es so will und nicht, weil die Charakterisierungen sich entsprechend natürlich entwickelt haben. Hier wurde zu deutlich mit Auge auf die künftigen Episoden hin gearbeitet, was schade ist.
Optisch besser
Auch insofern, als dass dieser Bruch zwischen schlecht modellierten 3D Modellen und den exzellenten 2D-Figuren dieses Mal nicht so extrem vorkommt. Scheint, als ob die Reihe das langsam in den Griff kriegt.
Die geheime Identitätskrise hat leider ein gewaltiges Manko, denn ansonsten wäre dies eine großartige Episode geworden.
Info
Drehbuch: Jeff Trammell
Showrunner: Jeff Trammell
Regie: Stu Livingston
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