DEN ist ein Meisterwerk der Comic-Historie.

DEN
© Splitter Verlag

Auf, in eine andere Welt

Richard Corben war ein Comic-Künstler, der schon allein durch seinen Stil auffiel. Vor allem, wenn er sich selber kolorieren konnte, besaßen seine Illustrationen eine Plastizität, die ihresgleichen suchte. Unter den vielen Werken, die der leider 2020 verstorbene Künstler im Laufe seiner Karriere erschuf, sticht vor allem DEN hervor.

DEN, das ist die Geschichte vom Teenager David Ellis Norman, der von seinem verschollenen Onkel eine geheimnisvolle Bauanleitung erhalten hat. Als er diese realisiert, wird er in eine fremde Welt transportiert. Er findet sich in einem anderen Körper wieder, ist stark und muskulös und verliebt sich in die wunderschöne Kath.

Doch die böse rote Königin will sie opfern. Weshalb schon bald eine Art Tauziehen um sie beginnt, bei dem Den zwar auf Verbündete stößt, diese ihn aber am Ende hintergehen, um ihre eigene Ziele zu verfolgen.

Ein Fiebertraum von einem Comic

DEN wirkt wie ein Fiebertraum. Fast so, als ob jemand zu viele Werke des berühmten Pulpschriftstellers Edgar Rice Burroughs gelesen hat und davon träumt. Die Welt, in der die Geschichte stattfindet, ist mit alten und bösen Göttern besiedelt, ebenso wie mit vielen fremden Kreaturen. Der Kampf ums Überleben ist hier Alltag und böse Zauberer oder royale Oberhäupter sind hier reichlich vorhanden.

Doch der Großteil von den Figuren, die in diesem Comic auftreten, ist nackt und sehr gut proportioniert. Den wirkt wie ein Bodybuilder, der noch dazu gut bestückt ist, derweil die Frauen große und pralle Brüste besitzen, die nur selten verhüllt werden. Hier zeigt sich der Schriftsteller vor allem von Burroughs anderer berühmter Schöpfung, John Carter vom Mars, inspiriert, wo die Frauen in einem ähnlichen „Outfit“ beschrieben wurden.

Und doch ist DEN nicht einfach nur eine uninspirierte eins zu eins zu Hommage an die Pulptradition. Richard Corben versteht sich darauf, um seine Illustrationen eine Story zu stricken, die einen fasziniert und in den Bann schlägt. Sie zollt bewusst Tribut, hält sich aber nicht sklavisch an das, was die damaligen Stories ausmacht.

Mit den Einflüssen spielen

Das merkt man schon beim Titelhelden, der sich eher treiben lässt, als die Geschichte zu bestimmen. Er formt nicht selbstbewusst das Geschehen, sondern reagiert auf die Geschehnisse. Und er gerät damit oft genug in Situationen, die nur bedingt besser sind als das, wo er vorher war.

Die Geschichten, die jetzt in DEN gesammelt vorliegen, sind überwiegend in den 1970er Jahren entstanden. Das war eine gänzlich andere Zeit als heute, was man vor allem am Frauenbild merkt. Entweder sind es Tyraninnen, die für ihre eigenen Pläne bereit sind, über Leichen zu gehen. Oder es sind hilflose Frauen, die sich nicht wehren können und deshalb gerettet werden müssen. Ein Dazwischen gibt es nicht.

Und doch stört das nicht. Eben weil Richard Corben in seinen Storys mit den Genreeinflüssen gespielt hat. Und auch weil man gut unterhalten wird von einer Geschichte mit vielen irren Wendungen.

Ein enormer Stellenwert

Welchen Stellenwert DEN in der Comic-Szene genießt, das beweisen bereits die ganzen Nachworte und Vorworte. Wenn der legendäre Kolorist José Villarubia sich schon lobend äußert oder der Autor Bruce Jones etwas sagt oder Patton Oswalt, ein berühmter Schauspieler, dann weiß man, dass man hier Kult hat.

Am Ende ist dies ein legendärer Comic, mit einem Grafikstil, der damals wie heute einzigartig ist.

 

Zeichnungen und Skript: Richard Corben
Verlag: Splitter
Sonstige Informationen: Produktseite

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Götz Piesbergen
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