Über 25 Jahre nach dem Klassiker Zombie – Dawn of the Dead von George A. Romero machte sich Zack Snyder an ein Remake.

Handlung

Die Krankenschwester Ana (Sarah Polley) hat einen schlechten Morgen. Die Nachbarstochter greift ihren Ehemann an, der daraufhin Ana an den Kragen will. Sie schafft die Flucht mit ihrem PKW und sieht dabei weitere Vorfälle dieser Art. Nach einem Autounfall trifft sie weitere Überlebende, mit denen sie zu einem Einkaufszentrum gelangt. Nachdem sich langsam Vertrauen in der Gruppe breit macht und die Mall einige Annehmlichkeiten bereit hält, entscheidet die Gruppe aber, nicht im Goldenen Käfig zu verweilen, sondern einen Ausbruch zu wagen…

Rezension

Ein Remake von dem Film, der wegweisend für das Zombie-Genre war, kann das funktionieren? Ja, das kann es. Denn Zack Snyder macht sich bei seinem Kinodebüt gar nicht erst die Mühe, den Klassiker nachzubauen. Er nimmt das Grundgerüst und erzählt eine eigene Geschichte. Generell sollte man ja Remakes immer eigenständig sehen, denn diese werden in der Regel nicht für die Fans des Originals gemacht. Das gelingt aber den wenigsten, auch ich selbst muss da gestehen, dass dies nicht einfach ist.

Snyder schafft es aber, seinen eigenen Stempel durchzudrücken. Waren Zombies bisher immer schlurfende und schleichende Gefahren, denen man eigentlich relativ leicht ausweichen kann und deren größte Bedrohung durch die schiere Anzahl und der Unachtsamkeit der Menschen ausging, wird dies hier grandios auf den Kopf gestellt. Snyder setzt auf Action, Tempo und auf Gewalt. Und das schon recht zu Beginn, denn nach grob 5 Minuten haben wir den ersten Zwischenfall. Bei der Flucht Anas sieht man das ganze Ausmaß der Zerstörung, Nachbarn werden von einem Krankenwagen überfahren, Autos knallen ineinander und Tankstellen explodieren. Snyder gönnt uns nur wenig Verschnaufpause und das hebt seinen Film deutlich vom Original ab. Jump Scares, Gore, Gewalt – das gehört natürlich auch alles dazu.

Dawn of the Dead

Wer nach dieser Beschreibung denkt, es geht hier Schlag auf Schlag und es gibt keine ruhigen Minuten, den kann ich beruhigen. Es gibt durchaus Phasen, in denen wir durchatmen dürfen. Der nächste Jumpscare kommt dann aber mit Sicherheit. Natürlich geht es hier auch um die zwischenmenschliche Konflikte, sie werden aber nicht so in den Vordergrund gestellt wie im Original oder anderen Zombie-Werken wie The Walking Dead. Hauptsächlich Misstrauen sehen wir, was in dieser Situation aber kein Wunder ist. Nicht nur, dass jeder andere Mensch ein potentieller Zombie ist, er ist auch eine Gefahr für „meinen Besitz“. Dies ist ebenfalls ein typischer Aspekt eines Apokalypse-Szenarios. Der Mensch klammert sich an das bisschen, was er hat.

Wundervoll zollen Snyder und Gunn dem Großmeister Romero Tribut, in dem sie teilweise 1:1 Dialoge aus dem Werk von 1978 übernehmen – übertreiben es aber auch nicht. Während der Klassiker mit einem einigermaßen hoffnungsvollen Ende aufwartet, erfahren wir hier während dem Abspann, dass die Flucht auf die Insel kein Erfolg war, denn auch dort sind bereits Zombies.

So gut dieses Remake auch geworden ist – es gibt nicht nur Grund zur Freude. Ein, in meinen Augen haarsträubender, Logikfehler versaut in der Mitte des Films doch einiges. In einem LKW kommen ein paar neue Flüchtlinge dazu, mit dabei eine ältere Dame, die offensichtlich krank ist. Ana, die Krankenschwester, kümmert sich aber sehr um sie, obwohl sie selbst bemerkt, dass ihr Krankheitsverlauf sehr untypisch ist und sie selbst gesehen hat, wie ihr Mann gestorben und wieder aufgestanden ist, um Jagd auf sie zu machen. Da sollte man eine ganz andere Art der Vorsicht walten lassen. Aber immerhin, sie lernt daraus und es entsteht kein Schaden.

Man merkt dem Film an, dass Snyder gar nicht versucht, den Kultstatus zu erreichen. Der satirische, gesellschaftskritische Teil fehlt fast völlig bei dieser Version, stattdessen bringt er etliche eigene Ideen rein. Mit die beste davon ist Andy (Bruce Bohne) – dieser hat einen Waffenladen gegenüber der Mall, kommuniziert mit der Gruppe mittels Whiteboard und spielt so zum Beispiel mit Kenneth (Ving Rhames) Schach. Langsam wird es langweilig und Andy erschießt die Zombies, die auf dem Whiteboard der Mall-Gang stehen. Ab diesem Zeitpunkt merkt man deutlich, wie sich das Tempo ändert, der Film nimmt sich Zeit die Charaktere ein wenig besser vorzustellen, aber nicht genug, um irgendwelche Sympathie aufkommen zu lassen. Diese hat man am ehesten für Ana, die wir von der ersten Sekunde begleiten durften und die sich wirklich liebevoll um die Gruppe kümmert.

An manchen Stellen wird der Film leider sehr vorhersehbar. Das Paar mit der schwangeren Frau, die eine Wunde eben dieser verheimlichen, ist prädestiniert dafür ein großes Drama zu werden und genau das wird es auch. Aber die Bilder sind dafür wirklich gut.

Funfacts

  • Geschrieben hat den Film James Gunn, der bei DC Films quasi der Nachfolger von Zack Snyder wurde.
  • Auf DVD erschien zunächst nur der Director’s Cut, die neun Minuten kürzere Kinofassung kam erst später in die Läden.
  • Drei Schauspieler aus dem Original sind in Cameo-Auftritten zu sehen: Ken Foree, Scott H. Reiniger und Tom Savini.
  • Das Wort Zombie kommt nur im Bonusmaterial vor.

Fazit zu Dawn of the Dead

Es ist ein wenig fraglich, wie ich dieses Werk bewerten soll. Als Remake hat der Streifen nur wenig mit dem Original zu tun, mit einem anderen Namen würde ihm aber vorgeworfen werden, dass er sich zu deutlich bei Romero bedient hat. Prinzipiell muss ich aber gestehen, dass ich den Film als frischen Wind im Zombie-Genre sehe. Man sollte ihn vielleicht lieber als Hommage an den Klassiker sehen, der einzelne Aspekte übernimmt und rundherum neues bringt.

 

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Marco Golüke

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