Was wäre, wenn dich plötzlich niemand mehr kennen würde? Genau diese Frage schickt Spock in “Das Zeitportal” auf eine Reise in seine eigene Vergangenheit.

Staffel 1, Folge 2 – Sternzeit 5373,4
„Das Zeitportal“ – „Yesteryear“

Die Handlung von „Das Zeitportal“

Captain Kirk und seine Mannschaft sollen ein Team von Historikern bei der Erforschung der Geschichte der Föderation unterstützen. Hierbei wird der bogenförmige “Wächter der Ewigkeit” benutzt, um Zeitreisen zu unternehmen.

Als Kirk und Spock von einer Reise zurückkehren, müssen sie feststellen, dass sich etwas verändert hat. Niemand scheint Spock zu kennen, weder die Anwesenden auf dem Planeten, noch die restliche Besatzung. Auch der Erste Offizier der Enterprise ist ein anderer: ein Andorianer namens Thelin.

Es stellt sich bei einer Recherche im Bibliothekscomputer heraus, dass Spock in dieser Zeitlinie als Kind gestorben ist. Um herauszufinden, was damals geschah, reist Spock durch den “Wächter der Ewigkeit” zurück in die Vergangenheit. Dort stellt er sich seinen eigenen Eltern als durchreisender Verwandter vor und bleibt als Gast bei der Familie. Dabei beobachtet er aufmerksam die Geschehnisse, an die er sich auch selbst erinnern kann.

Der junge Spock soll an einem Initiationsritual teilnehmen, die sogenannte Kahs-Wan. Diese Prüfung gilt als sehr gefährlich. Sein strenger Vater Sarek erwartet, dass sein Sohn die Prüfung besteht und beweist, dass er ein echter Vulkanier ist. Das etwas rebellische Kind rennt heimlich davon, um zu zeigen, dass es kein Schwächling ist und gerät in Gefahr. Der ältere Spock ist ihm unauffällig gefolgt, ebenso wie das Haustier der Familie, der Sehlat I-Chaya.

Als sie sich mitten in der nächtlichen Wüste befinden, will ein wildes Le-matya das Kind angreifen. I-Chaya springt dazwischen. Dabei wird er jedoch verletzt. Der ältere Spock betäubt den Lematya mit dem vulkanischen Nervengriff. Für den Sehlat kommt allerdings jede Hilfe zu spät. Der Le-matya hat ihn vergriftet. Der junge Spock entscheidet, das Tier von seinen Qualen zu erlösen.

Der ältere Spock kehrt in seine eigene Zeit zurück, wo er feststellt, dass seine Existenz wieder besteht.

Das Zeitportal

Kritik

„Das Zeitportal“ beinhaltet eine einfache, aber ansprechend gehaltene Geschichte über die beliebte „Was-wäre-wenn-Frage“. Dabei wird hier das Thema „Zeitreisen“ aufgegriffen, welches bereits in der TOS-Folge „Griff in die Geschichte“ thematisiert wurde. Passenderweise taucht hier der geheimnisvolle „Wächter der Ewigkeit“ wieder auf.

Die Zuschauer erhalten einen Einblick in das Leben auf Vulkan, in welches sich ein kleiner Halbvulkanier irgendwie hineinfinden soll. Die vulkanische Kultur wirkt streng, rituell und fordernd. Es passt zu diesem Volk und zu der Umgebung, in der die Vulkanier leben. Der Planet ist wüstenartig und verzeiht keine Fehler. Dies hinterlässt natürlich einen Abdruck in den Strukturen der Gesellschaft.

Zwischen Spock und seinem Vater schwelt ein Konflikt, der bereits aus Star Trek TOS bekannt ist. Hier gelingt es den Autoren, darzustellen, wo die Probleme liegen. Es kommen die familiären Zwiste ans Licht, welche in meinen Augen durchaus naheliegend sind. Spocks Uneinigkeit mit sich selbst ist gut sichtbar. Er ist als Kind hin- und hergerissen zwischen seiner menschlichen und seiner vulkanischen Seite. Er kann sich nicht für einen Weg entscheiden und neigt dazu, sich eher wie ein menschliches Kind zu verhalten. Dies ist seinem Vater überhaupt nicht recht und er zwingt seinen Sohn in die vulkanische Erziehung. Es ist sehr verständlich, dass das Kind den Vater nicht enttäuschen will.

Der Balanceakt, den der erwachsene Spock hinlegen muss, um die Geschichte nicht völlig zu verändern, passt hier wie angegossen. Eine verkehrte Handlung, ein falsches Wort könnten die Geschehnisse vollkommen umlenken. Daher bleibt er passenderweise möglichst unauffällig und agiert im Hintergrund.

Nur eins konnte er aus unerklärlichen Gründen nicht verhindern: den Tod des treuen I-Chaya. Die Ursachen werden hier nicht klar dargestellt. Die Geschichte in sich ist logisch, allerdings fehlt mir der Punkt, der dieses Ereignis hervorgerufen hat. Denn eigentlich ist der Sehlat nicht umgekommen, wie der erwachsene Spock nach seiner Rückkehr erwähnt.

Meines Erachtens greift Spock etwas mehr ein, als gut sein könnte. Sein Ziel war eigentlich nur, sein Kind-Ich zu retten. Stattdessen bemüht er sich, seinem jüngeren Ich, Erklärungen zu Eltern und vorhandenen Emotionen zu liefern. Seine abschließende Bitte an Sarek, seinem Sohn mehr Verständnis entgegen zu bringen, halte ich für gar nicht abwegig, wenn auch für sehr gewagt. Auch Spock mit seiner glasklaren Logik kann nicht voraussehen, was aus einer harmlos scheinenden Bemerkung werden kann.

Eine letzte Frage bleibt offen. Seit ich diese Episode das erste Mal sah, überlege ich, ob Spocks Eltern später nicht die verblüffende Ähnlichkeit zwischen ihrem angeblichen Verwandten und ihrem erwachsenen Sohn aufgefallen ist.

Fazit

„Das Zeitportal“ ist eine kurzweilige, schöne, wenn auch teils traurige Folge, welche sich gut im Star Trek Universum einfügt.

Funfacts

  • “Das Zeitportal” ist die einzige TAS-Folge, die Gene Roddenberry dem Star Trek Canon offiziell zugeordnet hat.
  • Die Entstehung der Episode basierte auf der Idee, die Charaktere aus der Originalserie weiter zu beleuchten. Vor allem sollte dargestellt werden, wie Spock zu der Person wurde, die er ist.
  • Der deutsche TV-Titel war “Die Täuschung”.
  • In dieser Folge wird der Nachname von Spocks Mutter zum ersten Mal erwähnt.
  • Der Schrei vom Le-matya und Godzilla sind die selben.
  • Ursprünglich war das Thema Sterbehilfe NBC zu heiß – letzten Endes setze sich aber Gene Roddenberry für Autorin D. C. Fontana ein
  • Das Drehbuch gewann den FilmCon Award

Der deutsche Titel

„Das Zeitportal“ ist ein recht einfacher Titel, der sich auf den „Wächter der Ewigkeit“ bezieht. Dieser stellt als steinerner Bogen ein intelligentes Zeittor dar, welches in beide Richtungen funktioniert.

Der englische Originaltitel „Yesteryear“ bezieht sich im Gegensatz zur deutschen Variante deutlich auf die vergangenen Zeiten. Denn dort liegt die Ursache, die Spock beseitigen muss. „Yesteryear“ hat dabei in seiner Bedeutung erheblich mehr emotionale Tragweite als das einfache „Yesterday“.

 

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Kirsten P.

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