Der 2. Akt von Das Reich ohne Namen wartet mit jeder Menge überraschender Plottwists auf.

Das Reich ohne Namen Zweiter Akt
Cover © Splitter Verlag

Unglaublich

Der König ist tot, lang lebe der König. Nachdem sein Vater bei einer Feier ermordet wurde, wurde sein jüngster Sohn sein Nachfolger. Der gilt eigentlich als schwach und faul, weshalb er am Abend danach von Attentätern des Tigers der Sümpfe angegriffen wird. Die jedoch eine unschöne Überraschung erleben.

Doch sind diese nicht das einzige Ereignis in dieser Nacht. So wird der ältere Bruder des Schwachen befreit. Ebenso wie die Kommandantin, die für den Tod seines Vaters gesorgt hat. Es soll außerdem ein neuer Botschafter kommen, nachdem der Alte ja ermordet wurde. Es ist also vieles in Bewegung.

Wiederholt saß ich beim Lesen des 2. Akt von Das Reich ohne Namen da und war verblüfft. Ich konnte nicht so recht glauben, was ich da eben gelesen habe. Weil das, was da geschah, unvorhersehbar.

Ist er wirklich schwach?

Es gibt viele dieser Wendungen. Es werden Rätsel gelöst, wobei die Auflösung einen erstaunt zurücklässt. Es werden Figuren eingeführt, die eine große Gefahr bedeuten könnten. Nur um dann einfach so aus der Handlung geschrieben zu werden. Was in anderen Geschichten ggf. zu Kritik geführt hätte, weil Plotpotential verschwendet worden wäre, funktioniert hier reibungslos.

Weil die Geschichte sich die nötige Zeit nimmt, um die Figuren einerseits ausführlich zu charakterisieren. Aber andererseits, um deren Tode dazu zu nutzen, andere Charaktere weiter auszubauen. Wobei sich vor allem ein Charakter anders entwickelt, als man es vermutet hätte.

Der Schwache, der neue König des Reichs ohne Namen entpuppt sich als jemand, der immer ein doppeltes Spiel spielt. Das zeigt sich zum Beispiel, als er die Attentäter schonungslos niedermetzelt, ohne sich dabei großartig anzustrengen. Oder als er seiner Mutter eine „frohe“ Nachricht überbringt, die so gar nicht erfreut. Oder als er einen gefährlichen Rivalen mit einem Plan, den er anscheinend schon seit langem vorantrieb, förmlich von der Bildoberfläche wegfegt.

Humor, wenn nötig

Er gibt immer noch den Verwöhnten, den Genießer der schönen Seite des Lebens. Doch wirkt dies im 2. Akt immer mehr wie eine Fassade, wie eine Maske, die er trägt, um andere in falscher Sicherheit zu wiegen. Nur um dann so ganz nebenbei seine wahren Absichten zu enthüllen.

Wie gefährlich er ist, wie tödlich, zeigt sich vor allem am Ende des Albums. Als er einer Figur die Kehle rausreißt, weil sie sich ihm nicht anschließen möchte. Es ist das letzte Fanal, das letzte Signal um zeigen, dass dieser Monarch alles ist: Nur nicht harmlos.

Wobei der 2. Akt sich nicht nur auf den Schwachen konzentriert. Ebenso werden alle anderen Charaktere, die bereits im 1. Akt eingeführt wurden, weiter ausgebaut. Einige von ihnen, wie der Dachs und der Bär sind in ihrer Gegensätzlichkeit perfektes Comedy Relief, weil vor allem letzter zu vielem keinen Bock hat. Derweil andere, wie zum Beispiel der Fuchs sich durch jede Menge Schläue beweisen, durch die sie beispielsweise für die nötige Ablenkung für die Attentäter sorgen.

Es steht alles Kopf

Doch auch die neu eingeführten Figuren, wie der Bruder und der Tiger werden großartig dargestellt. Beide sind sowohl vom Design her, wie ebenso von ihren Aktivitäten her gefährlich. Der Löwe ist von vielen Kämpfen gekennzeichnet und kann häufig nur mit Mühe davon abgehalten werden, andere zu verzehren. Der Tiger hingegen ist durch seine Grausamkeit und seine Intelligenz gekennzeichnet, mit der er agiert und etwaige Gefahren aus dem Weg räumt.

Die Illustrationen von Redec sind mit Grund dafür, wieso dieser Band so hervorragend ist. Er schafft es problemlos, sowohl komische wie auch ernste Momente darzustellen. Man lacht beispielsweise, wenn der Troubadour mal wieder vor gehörnten Ehemännern fliegt. Und ist schier entsetzt, wenn man das Massaker am Ende des Bandes sieht. Er schafft es ohne Schwierigkeiten, die cartoonige Art so einzusetzen, wie es nötig ist. Grandios!

Der 2. Akt stellt alles auf den Kopf, was man aus dem 1. Akt zu wissen glaubte. Am Ende ist man schier sprachlos und wird das Gelesene feiern. Jetzt kann man es kaum erwarten, bis der 3. Akt herauskommen wird.

Info

Autor: Herik Hanna
Zeichnungen: Redec
Farbe: 
Lou
Verlag: Splitter
Sonstige Informationen: Produktseite

 


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Götz Piesbergen

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