Der 1. Akt von Das Reich ohne Namen nimmt sich jede Menge Zeit, um die Story aufzubauen.

Ein brüchiger Frieden
Lange Zeit herrschte im Reich der Tiere Frieden und Wohlstand. Nicht zuletzt dank des Löwenherrschers des Reiches ohne Namen war dies möglich. Doch der Monarch ist alt geworden und es bricht eine Zeit an, in der er seinen Thron abgeben muss.
Eigentlich verlangt es die Tradition, dass sein Nachfolger ihn herausfordert und im Kampf tötet. Doch dieser, sein eigener Sohn, liebt ihn zu sehr und möchte das nicht. Was viele Fraktionen als Schwäche auslegen. Und es dementsprechend Pläne gibt, dies für jeweils eigenen Vorhaben auszunutzen.
Mit „Das Reich ohne Namen“ ist der neuste Comic von Autor Herik Hanna (7 Detektive) herausgekommen. Illustriert wird die Reihe von dem Künstler Redec. Und bereits das erste Cover ist vielversprechend.
Was ist geschehen?
Denn es zeigt einen alten Löwen, vermutlich ein Monarch, der mit blutbefleckten Krallen verachtend auf einen herabblickt. Dabei stellen sich einem natürlich viele Fragen: Wer ist diese Person? Woher stammt das Blut? Was ist geschehen? Wieso blickt er einen so an?
Die Fragen werden teilweise auf die eine oder andere Art und Weise im Album beantwortet. Dabei handelt es sich um eine waschechte Tragödie, wenn auch mit Tieren als Protagonisten, anstatt Menschen.
Man darf dabei nicht den Fehler machen und denken, dass die Geschichte wie ein Disney-Trickfilm daherkommt. Der Unterschied zwischen dieser Story und einem Film des Unterhaltungskonzerns könnte größer nicht sein. Denn die Erzählung von „Das Reich ohne Namen“ ist härter, brutaler, grausamer.
Ein wahrer Intrigenstadl
Damit ist nicht nur körperliche Grausamkeit gemeint, sondern auch emotionale. Das wird direkt zu Beginn klar gemacht, als man den Prinzen kennenlernt. Der kriegt gleich zu Anfang Besuch von seiner Mutter, die ihn mit ihren Worten deutlich verletzt. Es ist klar, dass zwischen den beiden keine Liebe herrscht.
Dabei ist das künftige Oberhaupt anscheinend ein Schöngeist. Er interessiert sich für Musik, für schöne Kleidung, aber nicht für den Kampf und auch nicht dafür, dass er seinen Vater demnächst herausfordern und töten soll. Er liebt ihn zu sehr, was gleichzeitig die Saat für all die tragischen Ereignisse ist, die dann im Laufe des Bandes geschehen.
Denn überall, wo man sich umschaut, sieht man Intrigen. Die Mutter intrigiert gegen ihren Sohn, der Verwalter der Schatzkammer hat ebenfalls seine eigenen Pläne und der Diplomat einer anderen Nation möchte jemanden aus der königlichen Familie umbringen. Ganz zu schweigen von den Tigern, die in den Randbereichen des Reiches plündern und morden. Von Anfang wird man dabei in den Bann der Ereignisse gezogen.
Keine reine Tragödie
Dabei verzichtet Herik Hanna darauf, seine Figuren zu benennen. Im Gegenteil: Sie reden sich mit ihrer jeweiligen Funktion und ggf. ihrer Art an. Doch das reicht aus, um sie auseinanderzuhalten, um sie glaubwürdig wirken zu lassen. Gleichzeitig verhalten sie sich auch entsprechend ihrer Art, bzw. dem, was man erwartet: Man hat den schlauen Hauptmann Fuchs und die stolze Kommandantin Wölfin. Der Botschafter ist ein Schwein, der das Essen runterschlingt.
Und doch reicht das aus, dass man mit den Figuren sympathisiert. Man fiebert mit, man leidet mit, wenn man mitkriegt, wie sich das Netz der Intrigen immer mehr und mehr um die Charaktere schlingt. Und das Ende schockiert einen, auch wenn man damit im Prinzip rechnen müsste. Aber wie es herbeigeführt wird, das ist schon heftig.
Das Reich ohne Namen – 1. Akt ist dabei nicht nur eine reine Tragödie. Es gibt ebenso viele lustige Momente. Wenn etwa das Zebra, als es sich verstecken will, einfach ein Tuch über den Kopf geworfen wird. Oder der Barde – ein Hirsch – der dem weiblichen Geschlecht nicht abgeneigt ist und dementsprechend oft vor gehörnten Vätern oder Ehemännern flüchten muss.
Fantastische Illustrationen
Dass dieses Album so gut funktioniert, liegt ebenfalls an den Illustrationen von Redec. Er gibt den Figuren Gestalt, so dass man sich mit ihnen identifizieren kann. Er verleiht den Szenen Leichtigkeit, wenn es sein muss. Aber auch Schwere, wenn es verlangt wird, wie beispielsweise als er zeigt, wie die Tiger mit ihren Opfern umgehen. Sie sind großartig.
Der 1. Akt von Das Reich ohne Namen ist großartig.
Info
Autor: Herik Hanna
Zeichnungen: Redec
Farbe: Lou
Verlag: Splitter
Sonstige Informationen: Produktseite
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