Mit Das Ministerium für die Zukunft schreibt Kim Stanley Robinson einen sehr gewagten Roman.

Ein schwieriges Thema
Im Jahr 2025 wird in Zürich das sogenannte Ministerium für die Zukunft gegründet. Seine Mission ist ebenso einfach, wie komplex: Es soll versuchen, den menschengemachten Klimawandel aufzuhalten. Dazu soll es auch unkonventionelle Wege gehen.
Eine Mitarbeiterin des Ministeriums ist Mary Murphy. Sie versucht die Quadratur des Kreises zu erlangen, was manchmal nicht so ganz einfach ist. Und dann lernt sie eines Tages den Mörder Frank kennen, der ihr die menschlichen Folgen des Klimawandels aufzeigt.
Einen SciFi-Roman über den Klimawandel zu schreiben, kann man getrost als wagemutig bezeichnen. Schließlich gibt es kaum ein Thema, dass nicht so emotional aufwühlt, wie eben jenes. Es existieren die mahnenden Stimmen, die darauf hinweisen, dass die Zeit etwas zu machen, langsam abläuft. Und dann gibt es jene, die diese Ignorieren oder zu Gunsten der Wirtschaft klimapolitische Ziele abschwächen oder in die Zukunft verlagern.
Nicht so einfach zu lesen
Passend zu diesem Thema ist Kim Stanley Robinsons Das Ministerium für die Zukunft erschienen. Der Roman kam 2020 in den USA heraus und 2021 in Deutschland. Es ist nicht das erste Werk des Autors. Der hatte schon die Jahre zuvor viele SciFi-Bücher geschrieben. Vor allem ist er aber für seine Marstrilogie berühmt, die in den 1990ern herauskam. In seinen Werken beschäftigt er sich unter anderem mit Themen wie ökonomischer und gesellschaftlicher Gerechtigkeit oder dem Klimawandel und der Erderwärmung. Häufig sind Wissenschaftler seine Helden.
Und um eins vorab zu betonen: Dieser Roman ist nicht sehr einfach zu lesen. Jetzt weniger wegen des Themas, als vielmehr wie der Schreibweise. Denn der Autor wählt einen sehr sperrigen Schreibstil. Nur wenige Teile seines Buches sind wie konventionelle Erzählungen verfasst. Häufig wechselt er den Stil. Mal liest man ein Protokoll, ein anderes Mal einen Zeitungsartikel oder wiederum ein anderes Mal Lebenserinnerungen einer Figur.
Der häufige Wechsel verlangt von dem Leser einiges ab. Er muss sich wirklich darauf einlassen, was er da liest. Er muss mit offenem Verstand und Verständnis lesen. Und er muss Dinge auch akzeptieren lernen. Wer das hier liest und dann davon enttäuscht wird, dass die Geschichte eben nicht strikt durcherzählt wird, der verpasst einiges.
Packend geschrieben
Denn wenn man sich auf die Schreibweise von Das Ministerium für die Zukunft einlässt, dann hat man einen Roman vor sich, der einen packt. Wo der Autor immer wieder durch die ständigen Wechsel neue Perspektiven reinbringt, die ein Thema erweitern. Man erfährt, wie der Klimawandel vor allem die Armen der Welt trifft. Aber ebenso, wie neue Ideen sich auswirken.
Die Fixpunkte des Romans sind Mary Murphy und Frank May. Die beide unterschiedlicher nicht sein könnten. Sie ist Wissenschaftlerin, die versucht, innerhalb der ihr festgesteckten Grenzen Gutes zu tun. Er ist Entwicklungshelfer, der nach einer extremen Hitzewelle mit vielen Toten in Indien traumatisiert, sich immer radikalisiert, bis er eines Tages jemanden tötet. Und dafür im Gefängnis landet. Zu lesen, wie diese beiden so verschiedenen Menschen sich aneinander nähern, wie sie gute Freunde werden, das hat etwas, das fasziniert.
Wobei man allerdings auch betonen muss, dass der Autor das Kunststück schafft, sich näher mit seinen Figuren zu beschäftigen und dann doch wiederum nicht. Es bleibt immer eine gewisse Distanz zwischen den Charakteren und dem Leser. Was eben daran liegt, dass nicht sie im Mittelpunkt des Geschehens stehen, sondern der Kampf gegen den Klimawandel. Auch das ist etwas, woran man sich gewöhnen muss, was allerdings dieses Mal nicht so gut funktioniert.
Ein wagemutiger Roman
Kim Stanley Robinsons Ideen sind wagemutig. Im Prinzip schwebt ihm eine Welt vor, die sich langsam an den grundsätzlichen Idealen des Sozialismus oder Kommunismus orientiert. Sprich eine Welt, in der die Gemeinschaft ohne Markt füreinander einsteht. Das ist nicht neu, diese Art der Vorstellung einer idealen Welt hatten auch frühere Autoren.
Wo man allerdings ins Stirnrunzeln gerät, ist seine Idee, eine Blockchain-Währung als Lösung zu präsentieren. Hier hat der Autor anscheinend nicht genügend recherchiert, sonst wüsste er, dass zur Entstehung dieser Blockchain Server genutzt werden, für deren Energie jede Menge CO2 generiert wird. Also exakt der Stoff, den sein Ministerium im Prinzip bekämpft.
Doch davon abgesehen ist Das Ministerium für die Zukunft ein gut zu lesender Roman.
Infos
Autor: Kim Stanley Robinson
Titel: Das Ministerium für die Zukunft
Originaltitel: The Ministry for the Future
Übersetzer: Paul Bär
Verlag: Heyne
Erschienen: 10/2021
Einband: Broschiert
Seiten: 720
ISBN: 978-3-453-32170-0
Sonstige Informationen:
Produktseite
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