Die schwarze Sphäre bietet in Dark Zero jede Menge Geheimnisse.

Dark Zero 01 Die Schwarze Sphäre
Cover © Splitter Verlag

Unter der Knute des Adels lebend

Chris Noeth ist ein Nerd, der Comicgeschichten aller Art liebt. Weshalb er neben seiner Arbeit in der Videospieleindustrie auch seine ersten Comics geschrieben hat, Maya und Dark Zero, die beide im Splitter-Verlag erschienen. Bei letzterer Serie arbeitet er mit Comiczeichner Jethro Morales zusammen. Die schwarze Sphäre ist der Auftaktband.

Dark Zero spielt am Rande der Galaxie. Hier herrscht die Kaiserin mit eiserner Faust und durch die Tyrannei ihrer Barone. Das gemeine Volk fristet ein Leben am Existenzminimum, aus dem nur die entkommen können, die die blutige und gefährliche Initiation durchlaufen und überleben.

Das ist auch das Ziel der jungen Eisfarmerin Nica, die auf dem Eisplaneten Aronn lebt. Doch bei dem Ritus läuft etwas schief und schon bald muss sie mit ihrem besten Freund Yago fliehen. Parallel dazu wird auf einer weit entfernten Forschungsstation ein mysteriöses Artefakt untersucht, das seinerseits bald sehr aktiv wird und mit einigen unangenehmen Überraschungen aufwartet.

Viel Sex, Blut und Gedärme

Der Splitter-Verlag beschreibt die Dark Zero-Reihe als eine Space-Opera für alle, denen Star Wars zu handzahm ist. In der Tat geht es hier in Die schwarze Sphäre kräftig zur Sache. Blut und Gedärme spritzen nur so durch die Gegend, und nackte Tatsachen werden ebenso ausführlich dargestellt. All dies hat natürlich den Zweck, eine Welt zu erschaffen, in der klar ist, dass das Leben innerhalb von Sekunden vorbei ist.

Leider hat man beim Lesen das Gefühl, dass sich Chris Noeth lieber darauf fokussiert, immer wieder neue Passagen einzubauen, in denen er den Schockfaktor nochmal in die Höhe treibt. Regelmäßig sterben hier Leute oder Lebensformen auf recht drastische und detailliert dargestellte Art und Weise. Was er dabei versäumt, ist das World- und Characterbuilding.

Im Prinzip wirft er dem Leser von Die schwarze Sphäre nur ein Paar Brocken hin, die auf eine größere Hintergrundgeschichte hindeuten. Es gibt anscheinend Elitekrieger, die Berserker, die in der Lage sind, es mit jedem Gegner aufzunehmen. Ebenso scheint die gemeine Bevölkerung vom Adel unterdrückt zu werden und dient nur zu dessen Belustigung. Und dann gibt es noch dieses mysteriöse Artefakt, aus dem ein Lebewesen kommt, das eine Abtrünnige jagt. Und eine Protagonistin, die von ihrem Vater ein Erbe erhalten hat, das wohl mehr ist, als sie es vermutet.

Man ist böse, weil man einfach böse ist

Das ist alles durchaus interessant. Aber es fehlt das Etwas, der große Hintergrund, der diese einzelnen Elemente miteinander verknüpft. So wirkt das Album so, als ob Chris Noeth verschiedene Bestandteile aus früheren Ideen genommen hat, die er jetzt irgendwie neu zusammengestellt hat. Man ahnt zwar, worauf die Story hinauslaufen könnte. Aber es sind eben auch nur Ahnung und nicht wirklich eine Hintergrundgeschichte, die einen auf Dauer unterhält.

Das mag auch daran liegen, dass der Autor es versäumt, seine Figuren übers Nötigste hinaus zu charakterisieren. Vor allem die Antagonisten sind böse … weil sie eben böse sind. Weil sie die Macht dazu haben und es ihnen gefällt, diese auszuüben, oder weil sie Unschuldige quasi nebenbei töten. Nur, dass sie dadurch blass wirken. Ein Baron, der Zeugen eliminiert und sich daran belustigt, ist eben in einem Universum, wo gefühlt jeder Antagonist ohne nachzudenken Unschuldige umbringt, sehr schnell nix besonderes. Was auch für einen Captain gilt, der anscheinend seine Machtposition ausnutzt, um mit weiblichen Untergebenen Sex zu haben, und diese dann vor ein unmögliches Zeitlimit stellt. Dabei hätte dieser Machtmissbrauch viel Storypotential geboten, vor allem in Zeiten von #MeToo. Aber hier in Die schwarze Sphäre wird es einfach nur gezeigt, um zu beweisen, wie böse er doch ist, ohne daraus etwas zu machen.

Nicht, dass es bei den Protagonisten besser ist. Protagonistin Nica wird stark eingeführt, als ein selbstbewusstes und intelligentes Mädchen, das große Pläne hat. Doch ab dem Moment, wo die Initiation schiefläuft, wird sie passiv und reagiert nur auf äußere Impulse, wie auf den Befehl ihres Vaters oder die Enthüllungen, die sie erhält. Vor allem ihre Beziehung zu ihrem Freund Yago wird nicht ausgebaut, abgesehen davon, dass sie eben gemeinsam fliehen und in Gefahren geraten. Immerhin deutet das Ende ihrer Story in diesem Album darauf hin, dass sie im nächsten Teil hoffentlich mehr Tiefe erhält.

Ist das noch ein Gesicht oder ist das schon eine Fratze?

Man merkt Die schwarze Sphäre an, dass Chris Noeth ein Nerd ist. Viele Elemente seiner Story hat er aus anderen phantastischen Werken übernommen. Der Adelige, der seine eigene Atemluft in einem Helm atmet, erinnert an die Repräsentanten der Oberschicht aus One Piece. Und die böse Imperatorin wirkt wie eine Mischung aus einer bösen Hexe und Palpatine aus Star Wars. Aber man würde sich wünschen, dass er mit den Einflüssen etwas mehr spielt und sie nicht einfach als Steinbruch für seine Geschichte nutzt.

Auch die Illustrationen von Jethro Morales schaffen es nicht, wirklich zu überzeugen. Es gibt Szenen, in denen er richtig glänzt, wo er großartige Arbeit leistet. Sein Storytelling ist sehr gut, aber immer wieder gibt es Panels, wo ihm die Gesichter förmlich verrutschen. Wo sie nicht menschlich wirken, sondern eher wie Grimassen. Was einen aus dem Lesefluss rauswirft.

Dark Zero 01: Die schwarze Sphäre hat gute Ansätze, macht daraus allerdings zu wenig. Vor allem die platte Darstellungen der Antagonisten und die Schwächen des Zeichners sind etwas, was nicht hätte sein müssen.

 

Autor: Chris Noeth
Zeichner: Jethro Morales
Farben: Bryan Valenza & VAGRANT
Verlag: Splitter
Sonstige Informationen: Produktseite

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