Sic Semper Systema präsentiert Figuren, die gegen und mit dem System kämpfen.
Das Problem, einer grandiosen Folge nachzufolgen
Der Mord an Hector Ayala lässt Matt Murdock (Charlie Cox) nicht los. Da die Tatortkommission am Tatort keine Hülsen gefunden hat und auch ansonsten anscheinend nicht so wirklich Interesse hat, wird der blinde Anwalt selbst aktiv. Er findet eine Hülse mit dem aufgedruckten Schädelsymbol des Punishers (Jon Bernthal) und spürt diesen auf, um herauszufinden, ob er der Mörder war. Nur, dass das Gespräch anders verläuft, als geplant.
Wilson Fisk (Vincent D’Onofrio) hat unterdessen andere Probleme. Während er sich von PR-Auftritt zu PR-Auftritt quält und feststellen muss, dass die Bürokratie der Stadt scheinbar übermächtig ist, versucht er gleichzeitig auch noch, seine Ehe zu retten. Bis sich dann herausstellt, dass einer seiner Mitarbeiter etwas Falsches in die falschen Ohren gesagt hat und er jetzt erstmal Schadensbegrenzung betreiben muss.
Es ist natürlich schwer, dem grandiosen Seine Schützende Hand nachzufolgen. Schließlich war ja jene Folge ein großartiges Gerichtsdrama. Doch Sic Semper Systema wirkt so, als ob die Macher der Reihe sich nicht erst großartig bemüht haben. Es ist zwar eine gute Episode. aber keine, die einen wirklich mitreißt, obwohl sie einige wunderbare Charaktermomente hat.
Ein gelungener Auftritt
Dabei zeigt diese Folge, wie sehr Matt Murdock und Wilson Fisk wirklich versuchen, von alten Angewohnheiten abzulassen. Dass sie nicht in alte Muster zurückfallen wollen. Auch wenn es ihnen sichtlich schwer fällt und ihnen die Realität in der einen oder anderen Weise klarmacht, dass sie so nicht weiterkommen.
In Matt Murdocks Fall ist es die Begegnung mit Frank Castle. Ursprünglich will er ihn wegen Patronenhülsen konfrontieren, aber schnell entwickelt sich daraus ein Gespräch über die inneren Dämonen, bei dem der Punisher Matt dazu zwingt, zu gestehen, dass er immer noch unter Foggys Tod leidet.
Der Auftritt von Jon Bernthal ist in jedem Fall gelungen. Man sieht, wie er Pillen schluckt, wie er in einen heruntergekommen Raum haust und allgemein derangiert aussieht. Es wird offensichtlich, dass der Vigilant nicht zufrieden ist, aber auch nicht willens ist, Dinge zu ändern. Er hat anscheinend mit der Vergangenheit abgeschlossen und zeigt keinerlei Ambitionen, wieder aktiv auf die Straße zu gehen und Kriminelle zu töten. Auch wenn klargemacht wird, dass es ihm nicht leichtfällt, dass er immer noch die Stimme seines toten Sohns hört.
Das System ist widerstandsfähig
Wilson Fisk selbst darf feststellen, dass er seine großen Vorhaben nicht einfach so umsetzen kann. Dass alles seine Regeln und festgesetzte Ordnung hat. Es ist klar, dass es ihm schwerfällt, sich daran zu halten, dass er am liebsten loslegen möchte. Er sieht nur widerwillig ein, dass er nicht alles über das System hinweg entscheiden kann.
Wobei er noch gänzlich andere Probleme hat. Da einer seiner engsten Mitarbeiter geplaudert hat, wird er plötzlich als Union Buster beschuldigt, als jemand, der die Gewerkschaften hintergeht. Dabei zeigt sich auf einmal eine neue Seite von Fisk. Anstatt in einem unkontrollierten Wutanfall den Schuldigen irgendwie zu schlagen oder zu töten, zwingt er sich dazu, diesem noch eine zweite Chance zu geben. Sehr zum stillen Entsetzen seiner engsten Mitarbeiterin.
Um nochmal auf das System zurückzukommen: Anhand eines Kleinkriminellen, den Matt Murdock verteidigen soll, sieht man wunderbar, wie unbarmherzig es sein kann, wie sehr es die Falschen, die Kleinen bestraft. Es besteht kein Zweifel, dass der Mann schuldig ist und Sic Semper Systema versucht auch erst gar nicht, ihn allzu sympathisch darzustellen. Aber das, was er sagt, was er wegen des Systems verloren hat, leuchtet ein und lässt es als ineffektiv und unfair erscheinen.
Ein Fremdkörper von Plot
Achtung: Spoiler!
Doch wie bereits eingangs erwähnt ist Sic Semper Systema keine überragende Episode. So wird beispielsweise nicht klar, wie es Matt Murdock gelungen ist, Frank Castle aufzuspüren. Und auch das Gespräch, so gelungen es sein mag, lässt die Frage nach dem Mörder von Hector Ayala oder wer das Punishersymbol missbraucht, außen vor.
Auch der Plot um den Kleinkriminellen ist ein Problem. Das, was hier ausgesagt wird, ist durchaus interessant. Ebenso, wie Matt Murdock vorgeht. Aber er wirkt insgesamt mehr wie ein Fremdkörper, der auf das eigentliche Geschehen – zumindest noch – keinerlei Auswirkungen hat.
Slasher lassen grüßen
Immerhin wird in dieser Folge der Künstler all der Wandgemälde eingeführt, die man in der bisherigen Serie wiederholt gesehen hat. Sein Name ist Muse, und er benutzt fürs Malen gerne das Blut unschuldiger Opfer. Hier wird also ein weiterer Antagonist aufgebaut, dessen Aussehen und Vorgehen ganz an einen Slasher-Film erinnert. Mal schauen, was sich hier noch ereignen wird.
Sic Semper Systema ist eine gute, aber keine überragende Episode.
Info
Drehbuch: David Feige und Jesse Wigutow
Showrunner: Dario Scardapane
Regie: Jeffrey Nachmanoff
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