Außenwirkung ist eine unglaublich intensive Daredevil: Born Again-Episode.
Unangenehm und faszinierend
Hector Ayala (Kamar de los Reyes) wird beschuldigt, einen Polizisten getötet zu haben. Doch Matt Murdock (Charlie Cox) hat seine Zweifel, ob dem wirklich so ist. Weshalb er sich des Falls annimmt. Und dabei auf einige Ungereimtheiten stößt.
Wilson Fisk (Vincent D’Onofrio) ist frisch im Amt. Dabei zeigt sich schnell, dass er keine Neigung hat, sich an die Regeln zu halten. Wenn es opportun ist, dann spielt er gerne auch schmutzig, um ans Ziel zu kommen.
Es ist unbekannt, ob die Macher von Daredevil: Born Again vor hatten, diese Episode so zeitaktuell wirken zu lassen. Aber es gibt hier mehrere Parallelen zu aktuellen Ereignissen oder solchen, die erst vor relativ kurzer Zeit geschehen sind. Das Ergebnis ist einerseits deswegen auch unangenehm. Jedoch andererseits gerade deswegen ebenso so faszinierend.
Intensiv und vielschichtig
Denn am Ende ist Außenwirkung eine sehr intensive und vielschichtige Folge. Es ist dabei eine Episode, in der nahezu keine Kostüme vorkommen. Wo aber die Superheldenelemente der Comicvorlage nicht ignoriert werden. Im Gegenteil: Sie werden geschickt in die Handlung eingebaut.
Da ist zunächst die Figur des Hector Ayalas. Dieser wirkt anfänglich wie ein normaler Mann, der jemanden zur Hilfe eilt, der gerade verprügelt wird. Nur dass die Männer, die den Unschuldigen Verprügeln korrupte Polizisten sind. Bei dem anschließenden Gerangel kommt einer von denen ums Leben und Hector wird verhaftet, weil er den Cop umgebracht werden soll.
Was diesen Charakter so interessant macht, ist, dass er in Wahrheit der White Tiger ist. Dabei handelt es sich um eine Comicfigur, die in den 1970ern, zum Höhepunkt des damaligen Martial Arts-Hypes, eingeführt wurde. Es gab viele Charaktere, die diesen Namen trugen. Aber eins haben fast alle gemeinsam: Sie tragen ein Kostüm, dass der Fellfärbung eines weißen Tigers nachempfunden ist. Und ein besonderes Amulett, dass ihnen außergewöhnliche Fähigkeiten gibt. Beides Elemente, die in dieser Folge nur am Rande vorkommen.
Intensiv und Realitätsnah
Stattdessen entwickelt sich dieser Plot um ein reines Gerichtsdrama, dass vor allem die Anwaltsseite von Matt Murdock hervorkehrt. Er glaubt an die Unschuld seines Klienten und will seine Fähigkeiten dazu nutzen, diese zu beweisen. Auch wenn er sich dafür zunächst gegen seine Kanzleikollegen durchsetzen muss, die den Fall als hoffnungslos abschreiben.
Der Plot ist schon so sehr intensiv und realitätsnah. Schließlich gab und gibt es genügend Fälle in den letzten Jahren, in denen in den USA Cops rücksichtslos vorgingen. Stichwort: I cannot breathe.
Doch das Ende setzt dem Ganzen nochmal die Krone auf. Als nämlich Matt Murdock verhindert, dass die korrupten Cops einen Zeugen aus dem Weg räumen. Dabei kommt es zwischen ihm und den Polizisten zu einer blutigen Auseinandersetzung, bei der man in einer Einstellung sieht, dass einer von denen das Punishersymbol auf dem Arm tätowiert hat.
Verhalten wie ein gewisser Präsident?
Es ist ja mittlerweile bekannt, dass der Punisher und damit auch Jon Bernthal zurückkehren werden. Was insofern interessant ist, als dass das Symbol von rechten Kreisen zweckentfremdet wurde. Weshalb sich Marvel dazu entschloss, Frank Castle in einer spektakulären Miniserie aus dem Comicuniversum rauszuschreiben. Von daher ist es interessant, dass das MCU das nicht macht, sondern sich anscheinend entschließt, das Thema direkt zu behandeln. Was natürlich Zündstoff für kommende Episoden bietet.
Interessant ist auch, wie Wilson Fisk präsentiert wird. Sein Auftreten, die Tatsache, dass man gute Kontakte zum inneren Kreis haben muss, um mit ihm zu reden und die hemdsärmelige Art, mit der er mit der Bürokratie aufräumt, dass erinnert sehr an einen gewissen US-Präsidenten. Die Parallelen sind da. Doch anders, als Trump, hat man bei dem Kingpin (noch) nicht das Gefühl, dass er seine eigenen Interessen über alles andere stellt.
Stattdessen wirkt er noch wirklich sehr darum bemüht, in der Stadt aufzuräumen. Er gibt sich freundlich und höflich. Doch dann schimmert noch der alte Kingpin durch, als er beispielsweise den Police Commissioner der Stadt dazu erpresst, nicht zurückzutreten. Die Wahl der Mittel ist die, die er auch damals angewandt hätte. Nur der Zweck scheint dieses Mal nicht zu seinen Nutzen zu sein. Das wird ebenfalls noch sehr spannend werden, wie sich das entwickelt.
Wie der Onkel so die Nichte?
Übrigens ist dies die Folge, in der man BB Urich das erste Mal näher kennenlernt. Sie zeigt sich von ihrem Onkel Ben Urich inspiriert, ist aber gleichzeitig auch eine sehr bewusste Frau, die weiß, was ihr der Kontakt zum US-Präsidenten bringt. Ob sie dasselbe moralische Rückgrat besitzt, wie ihr Verwandter? Man wird es sehen.
Man wird vieles sehen. Denn es kommen noch einige Folgen. Aber wenn die Serie dieses Niveau beibehält und sich auch nicht davor zurückscheut, zeitaktuelle Themen anzusprechen, dann wird Daredevil: Born Again ein Kracher werden.
Info
Drehbuch: Dario Scardapane
Showrunner: Dario Scardapane
Regie: Aaron Moorhead & Justin Benson
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