Eine halbe Stunde im Himmel ist der Auftakt zur heißersehnten Daredevil Born Again-Serie.
Eine heißersehnte Rückkehr
Zur Erinnerung und Abholung: Von 2015 bis 2019 liefen auf Netflix einige Serien, die auf Marvel Comics basierten. Dabei wurden vor allem sogenannte „Street Level“-Heroes adaptiert. Kernstück dieses kleinen Universum war Daredevil, die vor allem mit Charlie Cox als Titelheld und Vincent D’Onoforio als sein Widersacher Kingpin begeistern konnte. Nach dem vorzeitigen Ende dieser Marvel-Ecke auf dem Streamingdienst sah es für die weitere Zukunft düster aus.
Bis Kevin Feige 2021 verkündete, dass Charlie Cox seine Paraderolle wieder aufnehmen würde. Das geschah zunächst in Spider-man: No Way Home (2021), wobei er seine Rolle ebenfalls in She-Hulk und Echo in Form von Gastauftritten aufnahm. Und er war nicht der Einzige, der als Gast wieder auftrat: Auch Vincent D’Onofrio machte seine Aufwartung. Er war der Antagonist in den Reihen Hawkeye und Echo, wobei sein Charakter in letzterer Serie anscheinend moralisch gewandelt wurde.
2022 wurde schließlich auch bekannt, dass Daredevil zurückkehren würde, dieses Mal als offizieller Teil des MCUs. Wobei die Produktionsphase nicht reibungslos lief. So war ursprünglich geplant, dass die Serie 18 Folgen umfassen und der Ton heller sein sollte, was dann allerdings später geändert wurde. Die Episodenanzahl wurde auf zwei Staffeln aufgesplittet. Die ursprünglichen Headwriters wurden gefeuert und dafür Dario Scardapane, Aaron Moorhead und Justin Benson angeheuert, um die Reihe zu überarbeiten. So wurden mehr serielle Elemente und Verweise auf die Netflix-Serie eingebaut.
Ein Tod mit Konsequenzen
Neben der Rückkehr Charlie Coxs und Vincent D’Onofrio, nahmen in Daredevil Born Again schließlich auch Deborah Ann Woll, Elden Henson und Jon Bernthal ihre Rollen als Karen Page, Foggy Nelson und Frank Castle wieder auf. Eine zweite Season wurde im August 2024 angekündigt und ein Marvel Special, welches sich auf den Punisher fokussieren sollte, für 2026. Und glaubt man der Gerüchteküche, dann sollen die Defenders in der zweiten Staffel wiederkehren.
New York und damit auch Hell’s Kitchen verändert sich. Viele alte Kneipen schließen und alte Bekannte gehen frühzeitig in Rente. Die Präsenz der Vigilanten wie Daredevil ist mit Grund dafür. Und so gehen Matt Murdock, Foggy Nelson und Karen Page zu einem Lokal, um einen guten Bekannten gebührend zu verabschieden. Doch die Idylle wird jäh durch die Ankunft von Benjamin „Dex“ Pointdexter zerstört. Denn dieser erschießt kaltblütig Leute, darunter auch Foggy Nelson. Zwar kann Daredevil ihn nach einem harten und erbitterten Kampf besiegen. Doch Foggy stirbt und Matt Murdock gibt deshalb seine Identität als der Teufel von Hell’s Kitchen auf.
Ein Jahr später ist Matt Murdock Partner in einer anderen renommierten Anwaltskanzlei. Er und Karen Page haben sich entfremdet. Und um alles noch schlimmer zu machen, kehrt auch noch Wilson Fisk zurück, um seine Kandidatur als Bürgermeister der Stadt zu verkünden. Animiert Matt das dazu, seine alte Identität wieder aufzunehmen?
Wie in alten Zeiten
Eine halbe Stunde im Himmel fährt von Anfang die richtig großen Geschütze auf. Es beginnt nostalgisch, als man sieht, wie drei gute Freunde durch ihre Nachbarschaft laufen und darüber sinnieren, wie sehr sie sich verändert hat. Womit dem Zuschauer klar gemacht wird, wie viel Zeit seit der letzten Staffel von Daredevil und diesem Beginn von Daredevil: Born Again vergangen ist. Es macht sich eine heitere Stimmung breit, als man hört, wie Foggy versucht, mit einer anderen Anwältin zu flirten. Und wird dann schnell tragisch, als Pointdexter zur Tat schreitet.
Der Charakter ist ein weiteres Bindeglied zur alten Daredevil-Reihe, da er in der dritten Season auftauchte. Da diese noch nicht auf warp-Core.de rezensiert worden ist, wird noch nicht allzuviel über die Figur verraten. Aber wer darauf achtet, wie er kämpft und wie treffsicher er ist, dürfte sicherlich darauf kommen, welchen Schurken er darstellt.
Der Kampf zwischen Daredevil und Pointdexter ist wieder etwas, was aus der alten Reihe übernommen wurde. Es ist eine lange, blutige und brutaler Auseinandersetzung, bei der Murdock viele Treffer einstecken muss und ebenfalls viele Zivilisten dran glauben müssen. Dabei wurde der Kampf in einer einzigen Darstellung mit keinen sichtbaren Cuts gedreht, was ein Steckenpferd der Reihe ist.
Ein neues Kapitel beginnt
Der anschließende Tod von Foggy Nelson und wie Matt Murdock daraufhin seine Maske wegwirft, setzt dabei einen Schlusspunkt. Es wird damit klar, dass die alte Reihe somit fürs erste abgeschlossen und vorbei ist. Es beginnt ein neuer Zeitpunkt, eine neues Kapitel für den Teufel von Hell’s Kitchen und seiner zivilen Identität.
Der in einer cleveren Montage anfängt. Man sieht, wie quasi parallel Matt Murdock und Wilson Fisk sich für einen neuen Tag bereitmachen. Nur wo Matt zum Abschluss des Prozesses gegen Pointdexter geht, macht sich Wilson auf zum Treffen mit seiner Frau, die in seiner Abwesenheit sein Verbrechensimperium erfolgreich geleitet hat. Interessanterweise wirkt ihre Beziehung unterkühlt, distanziert. Dennoch ist dies dann der Auftakt dazu, das Wilson Fisk sich fürs Bürgermeisteramt bewirbt. Er fährt dabei eine harte Anti-Vigilantenschiene, die auf Matt Murdock oder den White Tiger – den man in einer Szene sieht – abzielt.
Und einmal mehr muss man die schauspielerische Leistung von Vincent D’Onofrio bewundern. Er entwickelt eine unglaubliche Präsenz, die automatisch das Auge des Zuschauers auf sich zieht. Dabei zeigt sich, dass sein Charakter sich durchaus gewandelt hat. Er hat immer noch einen sicheren Machtinstinkt und die Fähigkeit, die richtigen Leute auszuwählen. Doch fehlt ihm dieses Mal die Brutalität, die seine Figur früher auszeichnete. Weshalb er sogar seiner Frau später glaubhaft versichert, dass er ihren Liebhaber nicht umbringen wird.
Ein großartiges Gespräch
Es ist aber auch interessanter Kontrast zwischen den beiden Figuren: Denn wo es persönlich bei Wilson Fisk kriselt, sieht es bei Matt Murdock besser aus. Dank seiner Kollegin Kirsten McDuffie lernt er die Therapeutin Heather Glenn kennen und anscheinend ebenfalls zu lieben. Was insofern wichtig ist, als dass seine Freundschaft zu Karen Page auf Grund Foggy Nelsons Tod gelitten und vermutlich auch vernichtet worden ist. Er baut sich also einen neuen Freundeskreis auf.
Der Wahlkampf von Fisk wird dabei auch sehr gut in Szene gesetzt. Fisk setzt auf Memes, auf Schlagworte. Social Media ist für ihn wichtig, nicht unähnlich einem bestimmten aktuellen US-Präsidenten. Weshalb man gespannt darauf sein kann, wie er sich als Bürgermeister schlagen wird. In den Comics hatte er natürlich weiterhin seine kriminellen Aktivitäten weiterbetrieben, nur eben dieses Mal mit einem Verbot von Vigilanten kombiniert. Mal schauen, ob das auch in „Daredevil: Born Again“ geschieht.
Genial ist übrigens das Gespräch zwischen ihm und Matt Murdock. Wo beide sich im Prinzip gegenseitig warnen, sich nicht über bestimmte Grenzen hinwegzusetzen. Man kann davon ausgehen, dass dies jeweils geschehen wird. Weshalb es spannend wird, was daraus dann entstehen wird.
Ein neuer „Engel“
Inszenatorisch ist diese Folge genial. Vor allem bei Wilson Fisk wird ständig mit Engels oder Himmelsmotiven gespielt. In einer Szene spiegelt sich eine Lampe so, als ob er einen Heiligenschein hat. Und als er nach seiner gewonnenen Wahl auf einem Dach steht und auf die Stadt runterblickt, derweil Matt auf eben jenen herumläuft: Das erinnert an beliebte Motive früherer Superheldenverfilmungen. Nur, dass hier gleichzeitig auch subtil angedeutet wird, dass dem neuen „Heiligen“ der Stadt etwas Düsteres, Unheimliches beiwohnt.
Eine halbe Stunde im Himmel bereitet vieles vor und führt diverse Charaktere ein. So lernt man eine Internetreporterin mit dem Namen BB Urich kennen, die vielleicht mit dem in der ersten Season getöteten Ben Urich in Verbindung steht? So oder so, es verspricht spannend und interessant zu werden.
Dies ist eine perfekte Auftaktepisode.
Info
Drehbuch: Dario Scardapane
Showrunner: Dario Scardapane
Regie: Aaron Moorhead & Justin Benson
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