2015 hatte man im Festa-Verlag die Chance, in Die Original-Erzählungen von Robert E. Howards Conan reinzuschnuppern.

Conan Die Original Erzählungen Band 1
Cover © Festa Verlag

Ein berühmter Barbar, wie er damals das erste Mal in Erscheinung trat

Erst vor Kurzem habe ich die Conan – Der Cimmerier-Bände aus dem Splitter-Verlag zu Ende besprochen. Und eigentlich dachte ich, dass damit meine Zeit mit dem Barbaren fürs Erste vorbei wäre, weil ich, so meine Erinnerung, die Originalerzählungen zum Vergleich nicht besaß. Bis mir dann beim Durchgucken meiner Sammlung einfiel, dass ich sie doch mein eigen nannte. Und zwar in der 2015er Fassung, die damals im Festa-Verlag herauskam.

Über die kulturelle Bedeutung des Barbaren muss man heutzutage keine Worte mehr verlieren. Conan war und ist Kult. Ein muskelbepackter Mann, der in einer vorsintflutlichen Welt durch die Länder zog und dabei allerlei Abenteuer erlebte. Geschrieben wurde die Storys allesamt Anfang des letzten Jahrhunderts, zu einer Zeit, als solche Erzählungen in den sogenannten Pulpmagazinen erschienen. Es war eine Ära, in der viele Autoren Werke verfassten, für die sie dann später weltberühmt wurden. Wie zum Beispiel H. P. Lovecraft. Oder eben auch Robert E. Howard. Wobei dessen tragischer Selbstmord sicherlich ebenfalls zu seinem späteren Weltruhm beitragen sollte.

Im ersten Band der Conan – Die Original-Erzählungen sind acht Erzählungen abgedruckt. Einmal das Gedicht Cimmerien und dann die Storys Im Zeichen des Phoenix, Ymirs Tochter, Der Gott in der Schale, Der Turm des Elefanten, Die scharlachrote Zitadelle, Die Königin der schwarzen Küste und Nathok der Zauberer. Einige dieser Geschichten sind weltberühmt und oft adaptiert worden, andere wiederum nicht so häufig.

Ein unrunder Beginn

Von den hier abgedruckten Geschichten Robert E. Howards sind es Im Zeichen des Phoenix und Der Turm des Elefanten, die gefühlt nicht so häufig adaptiert worden sind. Woran das liegt, ist nicht zu beurteilen. Denn beide sind in Sachen Phantastik nicht anders gelagert als beispielsweise ein Nathok der Zauberer.

Wobei man Im Zeichen des Phoenix anmerkt, dass es die erste Geschichte mit Conan ist. Und noch dazu eine, die mehrere Anläufe und Überarbeitungen brauchte, bis sie damals endlich vom Verlag akzeptiert wurde. Sie liest sich etwas unrund, so als ob viele verschiedene Plots miteinander kombiniert worden sind, wobei das Endergebnis noch etwas Feinschliff hätte gebrauchen können. So fühlt sich beispielsweise der Ausbruch von Thoth-amon etwas merkwürdig an, weil das danach nicht mehr aufgegriffen wird. Dennoch ist und bleibt dies eine spannende Geschichte.

Der Turm des Elefanten ist dagegen eine schon fast tragische und traurige Erzählung. Was wie ein typisches Conan-Abenteuer anfängt, wird dann düster, als man den titelgebenden Elefanten kennenlernt, wine im wahrsten Sinne gebrochene und gefolterte Gestalt mit einer Lebensgeschichte, die einen zutiefst berührt. Und bei der Conan am Ende auch nur ausführende Kraft einer Rache ist, ohne selber die Kontrolle über die Ereignisse zu haben.

Die restlichen Storys sind exzellent. Wobei Die Königin der schwarzen Küsten alle übertrifft, weil sie die persönlichste aller hier abgedruckten Conan-Storys ist. Auch wenn sie etwas schwülstig verfasst worden ist, merkt man hier wunderbar, wie sehr der Barbar der schönen und klugen Belit verfällt. Und wie sehr deren Tod ihn mitnimmt. Hier ist es schade, dass die damaligen Storys jeweils für sich standen und wenig bis gar keine Kontinuität zwischen ihnen existierte. Das wurde in den Marvel Geschichten besser gelöst.

Besser als die Comics

Interessant wird es auch, wenn man bei Der Gott in der Schale und Die Scharlachrote Zitadelle Geschichte und Comicadaption vergleicht. All die Mankos, die ich bei letzterer anzumerken hatte, sind in der Vorlage nicht vorhanden. Die Texte sind im Vergleich deutlich besser als die Comics.

Sehr schön sind ebenfalls die Anhänge, in denen man einen anderen Entwurf zu Im Zeichen des Phoenix liest. Aber ebenso auch die Exposees zu Die Scharlachrote Zitadelle oder das Fragment einer titellosen Erzählung lesen sich interessant. Es ist ein großartiger Einblick in, wie so eine Story damals entstand.

Nicht unerwähnt bleiben sollen die Illustrationen des US-Künstlers Mark Schulz. Seine Werke sind fluide gezeichnet und erinnern ein wenig an Gene Colan. Sie sind sehr atmosphärisch und gelungen.

Überhaupt ist der gesamte erste Band überwiegend gelungen. Bis auf die allererste Geschichte, der man anmerkt, dass sie oft überarbeitet wurde, sind alle Storys unterhaltsam geschrieben. Weshalb dieses Buch definitiv einen Kauf wert ist.

Infos

Autor: Robert E. Howard
Titel: Conan – Die Original-Erzählungen – Band 1
Originaltitel: The Coming of Conan the Cimmerian
Übersetzer:  Lore Strassl, Jürgen Langowski
Verlag: Festa Verlag
Erschienen: 06/2015
Einband: Taschenbuch
Seiten: 393
ISBN: 978-3-86552-387-7


Lust, in unserem Team mitzumischen? Dann schaut doch mal auf unsere MITMACHEN Seite.

 

Warpskala

Warpskala
9 10 0 1
9/10
Total Score
Götz Piesbergen

Kommentar verfassen