Wer ist Der dunkle Fremde, der für Unruhe sorgt?

Merkwürdig

Conan ist auf der Flucht vor den Pikten. Er kann zwar einige von ihnen erledigen, doch am Ende scheint er in einer Sackgasse, einem hohen Berg, gelandet zu sein. Bis er in diesem großen Felsen eine mysteriöse Kammer findet.

An einer Küste hat der Korsar Valenso ein Fort aufgebaut, wo er mit seinen Männern und zwei Mädchen wohnt. Doch dann taucht ein anderer Pirat auf, den er verjagen kann. Später erscheint allerdings ein anderer und schon bald holt ihn seine Vergangenheit ein.

Der dunkle Fremde ist eine merkwürdige Conan der Cimmerier-Erzählung. Als Robert E. Howard sie zu seinen Lebzeiten endlich verkaufen konnte, hatte sie mit der ursprünglichen Fassung, die er geschrieben hatte, nur noch wenig gemein. Er hatte das Setting und auch die Hauptfigur verändert, sodass nicht mehr sein Barbar im Mittelpunkt des Geschehens stand, sondern eine andere Figur.

Eine merkwürdige Erzählweise

Jean-Luc Masbou hat sich der ursprünglichen, wenn auch erst später erschienen, Story angenommen und sie für die Conan der Cimmerier-Reihe adaptiert. Der Autor und Illustrator wurde 1963 in Figeac, Frankreich geboren. Er machte zunächst eine Lehre als Automechaniker, ehe er die Kunstschule in Pau und die renommierte École européenne supérieure de l’image in Angoulême besuchte. Er arbeitete nach seinem Abschluss zunächst als Trickfilmkünstler, eher er mit der Funny-Fantasy-Historienserie Mit Mantel und Degen den Durchbruch schaffte.

Der dunkle Fremde ist nicht nur wegen seiner Ursprungsgeschichte eine merkwürdige Conan der Cimmerier-Story, sondern ebenso wegen der Erzählweise. Denn über weite Teile der Geschichte ist der namensgebende Barbar nicht anwesend. Es ist auch nicht so wie in Jenseits des schwarzen Flusses, wo er zwar ebenfalls eher sporadisch auftrat, man aber dennoch seine Präsenz ständig wahrnahm. Hier ist es wirklich so, dass die Erzählung nicht wegen, sondern schon fast trotz ihm weiterläuft.

Sie ist aber auch merkwürdig konstruiert. Es gibt den Auftakt, wo er vor den Pikten flieht und dann in einer mysteriösen Kammer das Bewusstsein verliert. Anschließend widmet sich die Geschichte des Albums über weite Teile  dem Konflikt zwischen den verschiedenen Korsaren und ihren wechselnden Allianzen.

Ein Kuddelmuddel

Beobachtet wird dies von zwei Mädchen. Lady Belesa und die kleine Tina stehen in einem nicht näher definierten Verhältnis zu Valenso, der das Fort errichtet hat, in dem sie wohnen. Sie scheinen so etwas wie Dienerinnen zu sein, die anfänglich anscheinend eine Art geschützten Status haben, den allerdings im Laufe von Der dunkle Fremde verlieren.

Am Ende geht es in der Story um einen Schatz und einen Fluch. Einen Fluch, der vor allem mit Valensos Vergangenheit im Zusammenhang steht. Irgendwann tauchen auch noch die Pikten auf. Oh, und Conan macht dann ebenfalls seine Aufwartung.

Ich habe jetzt die Originalstory von Der dunkle Fremde nicht gelesen, daher weiß ich nicht, ob dieser gefühlte Kuddelmuddel an unterschiedlichen Plotelementen auch in dieser vorhanden ist. So oder so hat man das Gefühl, dass Jean-Luc Masbou versucht hat, aus einer Story, die im Original vermutlich ebenfalls chaotisch war, eine halbwegs vernünftige Geschichte zu zaubern. Was ihm jedoch nur bedingt gelungen ist.

Gescheitert an der eigenen Ungewöhnlichkeit

Die Geschichte hat ihre Momente, wenn sie nicht verzweifelt versucht, die üblichen Conan-Elemente einzubringen. Wenn sie sich nur auf die Korsaren, ihre jeweiligen Machtspielchen und die Suche nach dem Schatz, sowie die Bedrohung durch die Pikten fokussiert. Wenn sie jedoch darüber hinausgeht, leidet die Erzählung und wirkt halbgar.

Das Problem ist außerdem, dass Jean-Luc Masbou seinen eigenen Illustrationen in Der dunkle Fremde nicht traut. Gemeint ist, dass er mehr als ein Mal seine Figuren etwas erzählen lässt, was man eigentlich ebenso gut anhand der Zeichnungen nachvollziehen kann. Zum Bespiel, wenn Lady Belesa davon erzählt, dass sie ein Pfeil nur knapp erzählt hat, obwohl man das auch gut sehen kann. Oder als Conan vor den Pikten flieht, redet der Charakter, der sonst eher wortkarg ist, gefühlt wie ein Wasserfall.

Die Illustrationen sind gut anzusehen. Stellenweise wirken sie wie welche aus Sachbüchern für Kinder und Jugendliche, und die Neigung Masbous, manche Szenen mit einem einzigen Farbton darzustellen, stört sehr. Doch ist dies Meckern auf hohem Niveau.

Der dunkle Fremde ist eine ungewöhnliche Story, auch von der Umsetzung her. Und sie scheitert eben an dieser Ungewöhnlichkeit. Denn am Ende ist sie nur Durchschnitt.

Info

Adaption, Szenario, Illustrationen: Jean-Luc Masbou
Verlag: Splitter
Sonstige Informationen: Produktseite

 


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Götz Piesbergen

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