Der Wandelnde Schatten bedroht Conan.

Der Einfluss zeigt sich

Conan und die befreite Sklavin Natala sind auf der Flucht durch die Wüste. Das Wasser geht ihnen aus. Doch gerade, als der Cimmerier der schönen Frau den Gnadentod gewähren will, entdecken sie Hoffnung. Eine ferne Stadt lockt sie, eine Stadt allerdings, die sie nicht kennen.

Kaum sind sie in jener Metropole angekommen, stoßen sie auf einen Toten, der jedoch nicht länger tot bleibt, sondern sie angreift. Nach und nach finden sie heraus, dass sie sich in Xuthal aufhalten. Und dass hinter den Gemäuern der Stadt ein uralter Dämon auf sein nächstes Opfer wartet.

Robert E. Howard und H.P. Lovecraft waren zwei der Giganten der Pulp-Ära. Erstgenannter wurde durch seine Geschichten unter anderem mit Conan der Cimmerier berühmt. Letzterer durch seine Horrorgeschichten, in denen uralte Böse heimlich die Fäden im Hintergrund ziehen. Beide haben sich sicherlich gegenseitig beeinflusst. Doch nirgends zeigt sich Lovecrafts Einfluss mehr, als in der Conan-Story Der Wandelnde Schatten.

Welch Mysterium

Die Adaption für die Conan der Cimmerier-Reihe hat dabei niemand Geringeres als Christophe Bec verfasst. Der Autor ist unter anderem für seine SciFi-Mystery Reihe wie Olympus Mons oder Prometheus berühmt. Mit dem Illustrator Stephan Subic hat er ebenfalls schon zusammengearbeitet. Gemeinsam hatten sie Edgar Rice Burroughs Tarzan adaptiert.

Der wandelnde Schatten ist geprägt von dem Mysterium der Stadt Xuthal. Von Anfang an baut dabei das Kreativteam eine gruselige Atmosphäre auf. Eine, bei der man sich ständig fragt, was los ist oder was als Nächstes passiert.

Das Mysterium um den leblosen Mann, der dann doch nicht so leblos ist, aber dafür von Conan endgültig leblos gemacht wird, ist da ein gelungener Auftakt. Es erzeugt Stimmung, die durch die weiteren Entdeckungen noch verstärkt wird. Es stellt sich nämlich heraus, dass die Stadt durchaus Bewohner hat. Die jedoch überwiegend alles andere als wach sind.

Lovecraft lässt grüßen

Der wandelnde Schatten baut allerdings nicht nur auf dem Mysterium auf, was in Xuthal herrscht. Sondern ebenso auf den Gegensatz zweier Frauengestalten. Auf der einen Seite hat man die bildhübsche Sklavin Natala, die jedoch anfänglich eher willens- und widerstandslos. Auf der anderen hat man die ebenfalls hübsche, aber auch völlig durchtriebene und hinterlistige Thalis. Diese ist eine Magierin, die sich in Conan verliebt und deshalb versucht, ihre vermeintliche Rivalin zu töten.

Thalis ist eine für Conan-Verhältnisse durchaus emanzipierte Frau. Sie ist eigenständig und willensstark. Auch wenn Robert E. Howard dies am Ende nur dazu nutzt, um sie als Böse darzustellen, als Schurkin, derweil Natala am Ende ein wenig Selbstbewusstsein zeigen darf.

Doch was Der wandelnde Schatten wirklich so beeindruckend macht, ist die Enthüllung, was für diese unheimliche Atmosphäre in der Stadt zuständig ist. Es handelt sich um ein übernatürliches Wesen, dass sogar Conan an den Rand einer Niederlage treibt. Am Ende gelingt es dem Barbaren zwar, die Kreatur zu verletzen. Aber und das ist in den Geschichten von Robert E. Howards Barbaren ein Novum, nicht zu töten. Das Ungeheuer lebt weiter und, so wird es am Ende der Story angedeutet, bereitet sich darauf vor, irgendwann die Stadt zu verlassen und weiterzuziehen.

Wenn sich Gesichter nicht gleichen

Hier zeigt sich der Einfluss von Lovecraft. Die Kreatur, die Conan hier bekämpft, ist ein formloses Monster, das Tentakel bildet. Es ist eine uralte Kreatur, wahrscheinlich älter als die Menschheit. Und eben diese dienen ihm als Nahrung, wobei er sie nur nach und nach isst. Es ist ein unheimliches Wesen, welches es in der Art noch nie in einer Robert E. Howard-Story gab.

Man merkt Der wandelnde Schatten an, dass Christophe Bec ein Händchen für Mysterien hat. Geschickt erschafft er eine gruselige Atmosphäre, eine, die ihresgleichen sucht. Jedoch hat man stellenweise das Gefühl, dass der Autor es ein wenig übertreibt. Dass die Story darunter leidet, dass er es etwas zu dick aufträgt.

Es hilft auch nicht, dass die Illustrationen von Stephan Subic schon fast statisch wirken. Er ertränkt seine Bilder förmlich in schwarzer Tinte und die Gesichter seiner Figuren sind stellenweise förmlich Fratzen. Die sich dann außerdem noch von Panel zu Panel unterscheiden.

Der wandelnde Schatten ist eine großartige Geschichte, die leider nicht so gut umgesetzt wurde. Die Illustrationen tragen mit dazu bei, dass dieses Album einen nicht so gut gefällt.

Info

Adaption, Szenario: Christophe Bec
Zeichnungen: Stephan Subic
Farben: Giulia Brusco
Verlag: Splitter
Sonstige Informationen: Produktseite

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Götz Piesbergen

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