Schatten im Mondlicht scheint vielen Conan-Klischees zu entsprechen.

Dem Klischee wird entsprochen, oder?

Die schöne Olivia flieht vor ihrem Sklavenhalter, General Shan Amaruth. Doch dieser begegnet schon bald Conan, der den General als Rache tötet, weil dieser für den Tod von Conans Leuten verantwortlich sind. Danach fliehen die beiden, bis sie auf einer mysteriösen Insel ankommen.

Alles scheint friedlich zu sein. Bis sie aus dem Nichts angegriffen werden. Und bald darauf ein merkwürdiges Gebäude vorfinden, in dem sich erstaunlich lebensähnliche Statuen aus Eisen befinden. Es ist ein großes Rätsel, dessen Antwort allerdings schon bald wichtig wird.

Wenn man an Conan denkt, dann ist das Klischeebild häufig das eines muskelbepackten Kriegers, der mit einem Lendenschurz bekleidet ist. An seiner Seite häufig eine halbnackte Frau, mit der er ein Abenteuer erlebt, bei dem uralte Mächte mit im Spiel sind. Dass das alles ein wenig zu einfach gefasst ist, hat nicht zuletzt Die Königin der schwarzen Küste gezeigt. Schatten im Mondlicht scheint jetzt zum ersten Mal in der Reihe diesem Klischee zu entsprechen. Oder etwa nicht?

Eine Damsel in Distress?

Adaptiert wurde die Romanvorlage von Virginie Augustin. Die Künstlerin wurde 1973 geboren und durchlief eine Ausbildung an der Gobelins Imagery School. Sie arbeitete danach unter anderem für Disney, ehe sie begann, sich als Comicautorin und Künstlerin zu etablieren. So hat sie unter anderem an Das Schattenreich von Troy wie auch der Alim der Gerber-Reihe mitgearbeitet.

Die Geschichten von Robert E. Howard sind Kult. Allerdings wurden und werden sie teilweise auch für ihre Frauenfiguren kritisiert. Denn häufig sind die Vertreter des weiblichen Geschlechts halbnackte klischeehafte Damsels in Distress, die von Conan ständig aus Gefahren gerettet wurden, in die sie gerieten und sich nicht selbstständig befreien konnten. Schatten im Mondlicht scheint dieses Bild zunächst zu bestätigen.

Denn der erste Eindruck, den man von Olivia erhält, ist der einer halbnackten Frau in Gefahr. Die vor ihrem Peiniger flieht und von Conan gerettet wird. Und das zieht sich durch weite Teile der Geschichte: Ihr Leben wird bedroht, der Barbar kommt ihr zur Rettung, die Reise geht weiter, bis sich alles wiederholt.

Eine uralte Bedrohung wird erklärt

Doch damit führt Schatten im Mondlicht den Leser auch ein wenig auf die falsche Fährte. Als nämlich Conan selbst in Gefahr gerät und ist sie diejenige, die ihn rettet. Also ein Moment, wo sie von sich aus den Mut findet, sich selber in Gefahr zu begeben, um jemanden zu retten. Zwar wird sie am Ende wieder zum schmückenden Beiwerk an Conans Seite, doch mit dem Wissen über ihren Mut ändert sich auch die Meinung des Lesers über sie. Jetzt wirkt es so, als ob hier eine Frau genau weiß, was sie machen muss, um zu überleben.

Doch das, was diesen Comic eigentlich ausmacht, sind weniger die Erlebnisse von Conan und Olivia. Sondern vielmehr das Geheimnis, das Mysterium der Insel. Von Anfang an, von dem Moment an, wo die beiden Fuß auf das Eiland setzen wird eine unheimliche Atmosphäre erschaffen, die dann nach und nach noch verstärkt wird. Höhepunkt ist natürlich das Auffinden der ominösen Statuen.

Hier ist es in Schatten im Mondlicht interessant, dass man detailliert erfährt, was diese sind und woher sie kommen. Es wird gezeigt, dass ihr Ursprung eine Strafe für eine absolut grausame und boshafte Tat ist. Was dem Leser eine Gänsehaut über den Rücken jagt, weil Virginie Augustin das wirklich exzellent präsentiert.

Eine Bedrohung wird zur Nebensache

Es ist jedoch nicht die einzige Bedrohung auf der Insel. Es gibt noch eine Weitere, die allerdings im Laufe der Geschichte zu einer Nebensache gerät und dann später noch kurz abgehandelt wird. Ich weiß jetzt nicht, wie das im Original gehandhabt wurde. Aber hier in dem Album wirkt diese Gefahr längst nicht so gut, wie man es sich wünschen würde.

Interessant sind auch die Illustrationen von Virginie Augistin. Sie hat einen wunderbar detaillierten Stil und zeichnet Olivia wirklich als eine wunderschöne Frau, die sich ihrer Verletzlichkeit bewusst ist. Ihr Conan wirkt hingegen in einigen Panels mehr wie ein Neandertaler, denn wie ein normaler Mensch. Das soll vermutlich die Wildheit, die raue Natur des Charakters verdeutlichen.

Schatten im Mondlicht ist ein gelungener Conan – Der Cimmerier-Band.

Autorin, Zeichnerin, Koloristin: Virginie Augistin
Verlag: Splitter
Sonstige Informationen: Produktseite

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Götz Piesbergen

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