Die Scharlachrote Zitadelle zeigt, dass selbst ein gefangener Conan immer noch äußerst gefährlich sein kann.
Eine Geschichte, als Conan König war
Conan, König von Aquilonien, wird während einer Schlacht gefangen genommen. Er darbt in den Kerkern des Schlosses seiner Gefangennehmer. Doch lässt er sich nicht unterkriegen, sondern versucht, ständig auszubrechen. Bis er eines Tages unerwartete Hilfe erhält.
Doch während seiner Abwesenheit geht es mit seiner Heimat bergab. Viele Barone und Fürsten wenden sich ab und verteidigen lieber ihre eigenen Reiche, anstatt das Königreich an sich. Und Conans Thronfolger entpuppt sich als noch nicht mal ansatzweise von demselben Format, wie der einstige Barbar.
Es gibt nicht viele Erzählungen, die Robert E. Howard über König Conan geschrieben hat. Genauer gesagt sind es sogar nur zwei, die ersten beiden Conan-Erzählungen überhaupt. Die erste ist Der Phoenix auf dem Schwert. Die zweite ist Die Scharlachrote Zitadelle, die als fünftes Album der Conan der Cimmerier-Reihe adaptiert wurde.
Ein Kerker voller Schrecken
Für die Story ist der Franzose Luc Brunschwig zuständig gewesen. Er hat zuvor unter anderem die Stories der Urban und der Bob Morane Reloaded-Reihen verfasst. Die Illustrationen stammen von Étienne Le Roux, der vorher Humboldts letzte Reihe zeichnete.
Die Scharlachrote Zitadelle ist also dementsprechend etwas Besonderes. Eine Story, in der König Conan im Mittelpunkt des Geschehens steht. Wobei auch als Monarch der frühere Barbar immer noch blutrünstiger und übernatürliche Abenteuer erlebt.
In diesem Fall haben die Feinde Unterstützung durch den Magier Tsotha-lanti, durch dessen Magie es ihnen erst möglich ist, Conan gefangen zu nehmen und in ein Verlies zu werfen. Und in diesem Ort erlebt der König einige Schrecken, wie beispielsweise eine fliegende Chimäre, oder einen anderen Magier, aus dessen Kopföffnungen Pflanzen wachsen. Dabei wird Letzterer für den Verlauf der Story noch wichtig.
Typisch Klischee-Adel
Doch auch während der Fokus der Handlung von Die Scharlachrote Zitadelle auf Conan liegt, schwenkt der Plot ebenfalls immer mal wieder zurück in sein Reich, nach Aquilonien. Wo man sieht, wie ohne den Zusammenhalt, den der ehemalige Barbar erzeugt, alles langsam aus den Fugen gerät. Dabei wird auch wiederholt die Arroganz und Überheblichkeit des alten Adels gegenüber dem einfachen Volk betont. Was sogar soweit geht, dass der Thronfolger einen Spielmann von einem hohen Balkon wirft, weil er mit dem, was dieser sagte, nicht einverstanden war.
Doch im Vergleich schwächelt dieser Plot. Es fehlt, ironischerweise, an einem Conan. Zwar ist immer wieder die Rede von ihm und wie er sein Königreich allein durch seine Präsenz zusammengehalten hat. Jedoch ersetzt das nicht seine persönliche Anwesenheit. Die Figuren, die hier an seine Stelle treten, langweilen einen. Es ist auch nicht unbedingt hilfreich, dass der einzige halbwegs interessante Charakter, der Spielmann nur selten auftritt und dann zur Hälfte der Geschichte umgebracht wird.
Dementsprechend ist es klar, dass die Conanelemente von Die Scharlachrote Zitadelle interessanter sind. Was auch der Wahrheit entspricht. Man sieht einen König, der sich immer wieder verteidigt, der nicht klein bei gibt und jede Möglichkeit nutzt, um weiter an seiner Freiheit zu arbeiten. Ebenso gibt es übernatürliche Phänomen, die jedoch angesichts seines Willens klein beigeben.
Wie? Schon vorbei?
Dass er dabei den Magier Pelias befreit, der ihm dann hilft, zurück nach Aquilonien zu kommen und dort im Nullkommanichts Sachen wieder ins Lot zu bringen, rechtzeitig vor dem Angriff der Feinde, ist natürlich nützlich. Doch gefällt diese etwas andere Charakterisierung des Magus. Er ist jemand, der undurchschaubar ist und unter anderen Umständen auch genau so gut ein Feind hätte sein können.
Doch dann ist Die Scharlachrote Zitadelle vorbei. Es ist ein plötzliches Ende, dass einen unbefriedigt zurücklässt. Dramaturgisch hätte das Finale besser aufgebaut sein können.
Die Illustrationen von Étienne Le Roux tun ihr übriges, damit dieses Album nicht sehr überzeugend geraten ist. Manche Panels wirken regelrecht steif und statisch. Eine Szene, in der Conan seinen missratenen Thronfolger tötet, soll dramatisch wirken, kann jedoch nicht überzeugen. Oder der Moment, wo Tsotha-lanti seine Magie wirkt. Das wirkt eher lächerlich, als spannend.
Die Scharlachrote Zitadelle ist leider keine gute Adaption von Robert E. Howards Kurzgeschichte.
Autor: Luc Brunschwig
Zeichner: Étienne Le Roux
Kolorierung: Hubert
Verlag: Splitter
Sonstige Informationen: Produktseite
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