Die Besucher erzählt die UFO-Erlebnisse des Schriftstellers Whitley Strieber nach, die sich ihm zufolge wirklich so zugetragen haben sollen.
Ein Wochenendausflug mit Folgen
Eigentlich wollte Whitley Strieber mit seiner Familie und Freunden nur ein schönes Wochenende in einer Berghütte verbringen. Doch in der Nacht erhalten sie alle ungebetenen Besuch von Grey-Aliens. Zwar verblassen die Erinnerungen an das Entführungserlebnis zunächst, allerdings wird Whitley immer häufiger von Alpträumen geplagt. Die Ungewissheit, ob er die Begegnung der 3. Art wirklich erlebt oder sie sich nur eingebildet hat, belastet sowohl seine Autorenkarriere als auch seine Ehe.
Zunächst lässt Strieber sich von einem Neurologen untersuchen, was jedoch zu keinerlei Befunden führt. Er ist nicht geisteskrank. Seine Frau bringt ihn schlussendlich zu einer Psychologin, die eine Hypnoseregression mit ihm durchführt. Dadurch kehren seine Erinnerungen zurück und er muss die Realität der UFO-Entführung anerkennen, welche weiter zurück reicht als gedacht. Whitley trifft sich mit anderen Betroffenen in einer Selbsthilfegruppe und erkennt, dass es sich um ein weltweites Phänomen handelt. Weitere Begegnungen mit den Grey-Aliens folgen und am Ende fasst er seine Erlebnisse im Buch Communion zusammen, auf welchem der Film basiert.
Wer ist Whitley Strieber?
Der 1945 in Texas geborene Louis Whitley Strieber entschloss sich 1977 zu einer Schriftstellerkarriere. Diese verlief zunächst durchaus erfolgreich und in den 1980ern war er gleichbedeutend mit Stephen King. Auch seine Horror-Romane wurden schon kurz nach Erscheinen verfilmt, darunter The Wolfen (dt. Wolfsblut) und The Hunger (dt. Der Kuss des Todes).
Mitte der 1980er wechselte Strieber ins Genre des Politthrillers und beschrieb u.a. mit seinem Co-Autor James Kunetka in Warday einen Atomkrieg zwischen den USA und der Sowjetunion. Sein 1999 verfasster Roman The Coming Global Superstorm (dt. Sturmwarnung) nahm den Inhalt des fünf Jahre später erschienen Katastrophenfilms The Day after Tomorrow von Roland Emmerich vorweg.
Seine Entführungserfahrungen durch Außerirdische, auf deren Echtheit er beharrt, fasste er 1987 in dem Buch Communion zusammen, welches schon zwei Jahre später verfilmt wurde. Da sich das Buch zum Bestseller entwickelte, folgte 1989 Majestic, in dem es um den Roswell-Absturz geht. Neben seiner Autorentätigkeit moderiert Whitley Strieber die Radiosendung Dreamland, deren Titel offenkundig auf die gleichlautende Bezeichnung für das geheimnisumwobene militärische Testgelände Area 51 anspielt.
Unabhängig davon, ob man Striebers Schilderungen nun glauben möchte oder nicht, hat er durch seinen Erfolg Einzug in die Popkultur gefunden. So wurde sein Buch Communion in einer Episode von Akte X platziert und die grauen Aliens namens Streib aus Babylon 5 wurden nach ihm benannt.
Übereinstimmungen und Abweichungen
Die meisten Elemente des Films haben einen starken Bezug zu den global verbreiteten Schilderungen von Entführungen durch Außerirdische. Da wären zunächst die Grauen mit ihren großen schwarzen Augen, aber auch die im Film auftretenden kleinen Kapuzenwesen und Insektoiden werden häufig von Betroffenen beschrieben. Ebenso das Ausblenden und Tarnen durch telepathische Gedankenmanipulation.
Der Fokus der Entführungen soll laut Erzählungen tatsächlich auf den menschlichen Fortpflanzungsorganen liegen, was mit einem Hybridenprogramm der Greys zu tun haben soll. Ob sie menschliche Keimzellen brauchen, weil sie selbst unfruchtbar sind, oder aus unbekannten Gründen eine neue Spezies erschaffen möchten, lässt der Film offen. Das ist auch gut so, denn die Meinungen darüber gehen weit auseinander.
Einig sind sich indessen fast alle Betroffenen, dass die Besucher sich Sorgen um die Zukunft unseres Planeten machen. Die Aussagen, welche Whitley während der Hypnose über das Zeigen apokalyptischer Bilder macht, sind recht häufig. Derartige Erinnerungen werden meist in Hypnosetherapien zutage gefördert, welche u. a. der renommierte Harvard-Psychologe John E. Mack (1929-2004) durchgeführt hat. Einen Erfahrungsaustausch in Selbsthilfegruppen gibt es ebenfalls in der Realität. Bis dahin hält sich der Film recht nah an die Buchvorlage.
In der Darstellung der Außerirdischen hält sich der Film dagegen nur oberflächlich an die Beschreibungen von Whitley Strieber und anderen Betroffenen. Das dürfte vor allem am geringen Filmbudget von lediglich 5 Mio. Dollar liegen. Bei der ersten Begegnung mit den Greys läuft einem noch ein kalter Schauer über den Rücken, was wohl daran liegt, dass man nur kurz einen Teil des Kopfes sieht. Bei diesem indirekten Horror hätte man es belassen sollen.
In ihrer Gänze wirken die Greys total künstlich, wie Gummipuppen, die an Fäden aufgehängt sind. Nun ja, genau das sind sie ja auch. Allerdings hat dies nichts mit dem zu tun, was Betroffene weltweit beschreiben. Die Greys sind den gängigen Beschreibungen zufolge nicht gar so dürr und auch nicht nackt. Im Film stimmt nicht einmal die Hautfarbe, die mehr beige als grau erscheint.
Obendrein wird angedeutet, dass ihr typisches Erscheinungsbild nur eine weitere Tarnung ist und sich darunter gänzlich andere (Gummi-)Aliens verbergen. Eine ähnliche Andeutung wird auch im Film Feuer am Himmel über den Fall von Travis Walton gemacht, indem das typische Aussehen der grauen Aliens auf deren Raumanzüge zurückgeführt wird. Dumm nur, dass Walton nie derartiges ausgesagt hat. Hier handelt es sich um eine freie Interpretation durch Hollywood.
Selbiges trifft auf die Kapuzenwesen zu. Recherchiert man dazu in den Aussagen von Betroffenen, deutet alles darauf hin, dass es sich bei diesen um verhüllte kleine Greys handelt. Die dicken krötenartigen Wesen, die man in Die Besucher zu sehen bekommt, haben nichts mit den gängigen Schilderungen zu tun, sondern einmal mehr nur mit dem geringen Budget. Die Masken sind wirklich grauenhaft und bleiben weit hinter dem zurück, was 1989 tricktechnisch bereits möglich war.
Allerdings krankt der Film nicht nur an einer lächerlichen Optik. Geradezu dümmlich wird die zweite Begegnung Striebers dargestellt, als er noch einmal zur Berghütte zurückkehrt und freiwillig in ein UFO steigt. Die gekachelten Wände des Raumschiffs können dabei noch mit einem Mimikri-Effekt erklärt werden. Solche Täuschungen werden oft erwähnt und zuweilen wird den Betroffen auch schon mal ein gemütliches Wohnzimmer vorgegaukelt.
Wirklich albern ist hingegen das Verhalten der Außerirdischen, die mit Strieber herum blödeln, einen Tanz aufführen und ihm ein High Five geben. Es soll zwar durchaus groteske Begegnungen geben, aber das ist dann doch eine Nummer zu haarsträubend. Ebenso ist die Analsonde aus der Hypnosesitzung ein ziemlich abgedroschenes Klischee.
Hochkarätige Fehlbesetzung
Ein weiterer Minuspunkt ist die Besetzung der Hauptrolle mit Christopher Walken. Zum einen sieht dieser Whitley Strieber nicht mal annähernd ähnlich, was u. a. daran liegt, dass er seine typische Sturmfrisur trägt. Man sieht in ihm die ganze Zeit nur den Schauspieler und nicht die Rolle des UFO-Autors. Des Weiteren ist Walkens Darbietung extrem hölzern und wenig mitreißend. Seine unpassenden Lachanfälle wirken künstlich und lassen Whitley Strieber wie einen Vollidioten aussehen.
Der Autor selbst war mit dieser Darstellung extrem unzufrieden und obwohl Strieber persönlich das Drehbuch zum Film geschrieben hat, griff der fertige Film Themen auf, die in seiner Buchvorlage überhaupt nicht vorkommen. Ebenso sind zahlreiche Dialoge improvisiert, sodass das Endresultat stark verfremdet ist. Die miese Qualität des Gesamtwerkes kann auch der Soundtrack von Eric Clapton kaum aufwerten und der Auftritt von Andreas Katsulas als Striebers Freund ist maximal für Babylon 5-Fans interessant, die G’Kar schon immer mal ohne Maske sehen wollten.
Fazit zu Communion: Gummipuppen From Outer Space
Die Besucher greift ein durchaus interessantes Thema auf, fährt dieses aber ähnlich vor die Wand wie der 1993 erschienene Feuer am Himmel über den ähnlich gearteten Fall von Travis Walton. Unabhängig davon, ob man Walton und Strieber nun Glauben schenkt oder ihre Geschichten ins Reich der Science-Fiction einordnet, halten sich die beiden Filme schlichtweg nicht akkurat an die Beschreibungen der Autoren. Wobei Strieber hier sogar als Drehbuchautor und Produzent tätig war. Woran das Ergebnis dennoch krankt, sind die grottenschlechten Effekte und die mit Abstand mieseste Performance in Christopher Walkens Schauspielkarriere.
Immerhin ein paar interessante Aspekte enthält der Film dennoch. Das Zweifeln der Betroffenen an ihrem Verstand, die Hypnoseregression sowie die Selbsthilfegruppen haben noch am ehesten reale Bezüge. Denn dass es Menschen gibt, die von derartigem berichten, ist unbestritten, unabhängig davon, was nun wirklich dahinter steckt. Wer jedoch Wert auf eine möglichst akkurate Darstellung des Entführungsphänomens legt, dem sei der TV-Film Intruders empfohlen. Communion sollte derweil lieber als Buch gelesen werden, denn die Verfilmung ist mehrheitlich eine Enttäuschung und das sogar für den Autor höchstpersönlich.
Info
Originaltitel: Communion
Regie: Philippe Mora
Drehbuch: Whitley Strieber
Produktion: Dan Allingham, Philippe Mora, Whitley Strieber
Musik: Allan Zavod & Eric Clapton
Kamera: Louis Irving
Schnitt: Lee Smith
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