George Takei erzählt in dem Graphic Novel They Called Us Enemy – Eine Kindheit im Internierungslager von seiner Kindheit während des Zweiten Weltkrieges.

George Takei: They Called Us Enemy – Eine Kindheit im Internierungslager
©Cross Cult

Das wahre Leben des Captain Sulu

Streng genommen dürfte ein Comic wie They Called Us Enemy eigentlich gar nicht auf Warp-Core.de besprochen werden, schließlich handelt es sich nicht um Science-Fiction im eigentlichen Sinne. Ein Blick auf den Verfasser offenbart aber, warum dieses Werk dennoch wie die berühmte Faust aufs Auge zu uns passt. Denn niemand Geringeres als George Takei alias Captain Hikaru Sulu plaudert hier aus dem Nähkästchen und offenbart dem Leser das größte Trauma seiner Kindheit.

Pearl Harbor

Am 07. Dezember 1941 überfiel das japanische Kaiserreich Pearl Harbor und traf die US-amerikanische Pazifikflotte schwer. Die schreckliche Bilanz umfasste 2403 gefallene Soldaten, 1178 Verwundete, 18 versenkte oder schwer beschädigte Schiffe und insgesamt 347 zerstörte oder nicht mehr einsatzfähige Militärflugzeuge. Noch am selben Tag erließ Präsident Franklin D. Roosevelt ein Dekret, dass jeden Japaner auf US-Territorium als Staatsfeind brandmarkte. Auch US-Bürger mit japanischem Migrationshintergrund waren betroffen. Nur 74 Tage später trat Durchführungsverordnung 9066 in Kraft, die dazu führte, dass Takeis Familie in einem Internierungslager festgesetzt wurde.

Fantastische Zeichnungen, denkwürdige Worte

Mit eindrücklichen Schwarz-Weiß-Zeichnungen von Harmony Becker unterlegt berichtet der berühmteste Japaner der Sternenflotte, unterstützt von den Textern Justin Eisinger und Steven Scott, über die endlos erscheinenden Monate in Gefangenschaft. Die insgesamt 204 Seiten starke Comicbiografie schafft es hervorragend, die Sorgen und Ängste der etwa 100000 Menschen zu transportieren, deren einziges Verbrechen es war, japanischer Abstammung zu sein. Schön ist, dass Takei seine Lebensgeschichte weder mit Verbitterung, noch hasserfüllt oder mit erhobenem Zeigefinger erzählt. Der junge George hat die Zeit in den Internierungslagern nicht als Strafe empfunden. Immer wieder betont er, wie vorbildhaft seine Eltern sich um die Familie und die Belange ihrer Mitbürger kümmerten und damit das Schlimmste von ihren Kindern fernzuhalten vermochten.

Ein Leben für die Gerechtigkeit

Der Schauspieler ist seinem Land spürbar dankbar für die Chancen, die ihm geboten wurden und schlägt trotz der durch sein Heimatland erlittenen Ungerechtigkeit versöhnliche Töne an. Gerade dieser Aspekt macht They Called Us Enemy so lesenswert. Auch wenn uns unsere Erinnerungen im Laufe unserer Lebensspanne irgendwann zu trügen beginnen, die vorliegende Geschichte berührt durch ihre Emotionalität und Empathie für den Leser. Die Vergangenheit des Sulu-Darstellers ist der Schlüssel zum Verständnis seiner Gegenwart. George Takei ist ein Philanthrop, ein Kämpfer und Vorreiter für die Gleichberechtigung aller Menschen, egal welcher Herkunft, religiösen Gesinnung oder sexuellen Orientierung sie sind.

Fazit zu They called us Enemy

Eine Autobiografie über eine der beliebtesten Star Trek-Figuren aller Zeiten? Immer her damit, vor allem, wenn sie so fantastisch gezeichnet ist und so wundervoll mit Worten umzugehen weiß wie in diesem Fall. Ein großes Lob geht auch an die deutsche Übersetzung von Christian Langenhagen, der es hervorragend versteht, die Gefühle des Erzählers verlustfrei ins Deutsche zu übertragen. Die Tatsache, dass Cross Cult dieses denkwürdige Werk hochwertig im Hardcoverdesign auflegt, ist ein weiterer Pluspunkt. Als einziger kleiner Minuspunkt ist die manchmal leider zu kleine Schrift zu nennen, die es Brillenträgern und älteren Lesern nicht unbedingt leichter macht. Ansonsten ist They Called Us Enemy – Eine Kindheit im Internierungslager jeden Cent der 25 Euro wert, die dieses wundervolle Comicauflage kostet.

Daten und Fakten

George Takei: They Called Us Enemy – Eine Kindheit im Internierungslager
204 Seiten Verlag: Cross Cult
ISBN: 978-3-96658-039-7
Preis: 25 Euro
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Reinhard Prahl

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