Der erste Fürst ist Höhepunkt und Abschluss der Codex Alera-Reihe.

Codex Alera – 06 – Der erste Fürst (Jim Butcher)
Cover © Blanvalet

Der Feind ist überall

In Alera spitzen sich die Umstände zu. Die Vord breiten sich überall aus und sind, dank der Tatsache, dass sie jetzt auch Leute in ihren Reihen haben, die Elementare kontrollieren können, nur schwer zu besiegen. Und sie haben die ehemalige Fürstin Aquitana, deren Machhunger anscheinend durch nichts gestillt werden kann.

Doch es gibt noch Hoffnung. Tavi, in Wahrheit Gaius Octavius, ist mit seiner Legion und seinen Verbündeten, den Canim, wieder in Alera angekommen. Und macht sich sofort auf den Weg, die Vord ein für alle Mal zu stellen. Er ist nicht mehr der machtlose Junge von damals, sondern ein gereifter Mann, dessen Elementarkraft alles in den Schatten stellt und der nicht auf den Kopf gefallen ist.

Es gibt ja auch im Bereich der Bücher so etwas wie eine Abschlussschwäche. Wenn Autoren sich entweder in eine Ecke geschrieben haben, aus der sie zum Finale nur mit Mühe rausfinden. Oder wenn es ihnen nicht gelingt, ein Ende zu schreiben, dass den Leser wirklich wunschlos glücklich zurücklässt.

Überraschende Charakterisierungen

Das ist jetzt bei Jim Butchers Der erste Fürst nicht ganz der Fall. Man wird am Ende sich zufrieden zurücklehnen können, weil das Buch dann doch spannend war. Aber es gibt einen Aspekt, der für einen gewissen Minuspunkt sorgt. Dazu jedoch später mehr.

Im Prinzip bereitet der Autor in dem letzten Codex Alera-Band alles für das endgültige Duell zwischen Tavi und der Vordkönigin vor. Wobei er sich dabei Zeit lässt, um jede Menge Figuren zu charakterisieren, die einen schon lange Zeit begleitet haben. Darunter auch einige überraschende.

In Die Befreier von Canea überraschte Jim Butcher damit, dass er den ersten Fürsten, Gaius Sextus, aus der Handlung rausschrieb. Er ließ ihn einen Opfertod sterben, als er sich und die Hauptstadt von Alera opferte, um den Vord einen empfindlichen Schlag zu verpassen. Es war ein grandioser Abgang, der allerdings natürlich, potentiell eine Machtlücke hinterließ. Wäre da nicht die Tatsache, dass er kurz vor seinem Ableben den Fürsten Aquitana adoptiert hatte, wodurch dieser sein Erbe wurde.

Selbst Nebenfiguren können glänzen

Bislang hatte man diesen Fürsten als sehr ehrgeizig kennengelernt. Als jemanden, der nicht zuletzt durch seine Ehefrau der Fürstin Aquitana getrieben, teilweise schreckliche Dinge tat, um dem ersten Fürsten zu schaden. Jetzt ist er quasi am Ziel angekommen und präsentiert sich als ein durchaus guter Anführer. Doch es bleibt ihm nicht viel Zeit, seine neue Macht zu genießen, da seine abtrünnige Ehefrau ihm eine schreckliche und tödliche Wunde verpasst, an der langsam und qualvoll stirbt.

Es ist erstaunlich, wie sehr einen dies mitnimmt. Und es zeigt dabei auch, wie gut sich Jim Butcher darauf versteht, seine Nebenfiguren und Antagonisten glänzen zu lassen. Dass nämlich sogar jemand wie der Fürst Aquitana einem gut in Erinnerung zurückbleibt.

Parallel dazu sieht man, wie Tavi wieder in Alera ankommt. Und sofort mit seinen Freunden und Verbündeten beginnt, den Kampf gegen die Vord aufzunehmen. Dieser Tavi ist ein anderer, als der, der seine Heimat in Der Protektor von Calderon verließ. Seine Elementarkräfte sind enorm gewachsen, nicht zuletzt durch sein Training mit dem elementar von Alera selbst. Er erfährt jede Menge interessante Sachen und erweist sich einmal mehr als äußerst einfallsreich. Was auch nötig ist, um gegen die Vord zu bestehen.

Wenn man beinahe Mitleid mit dem Feind hat

Und auch hier zeigt Jim Butcher, was er kann. Er charakterisiert nämlich die Königin. Sie ist einerseits eindeutig die Antagonistin. Aber andererseits zeigt er auch, wie einsam sie in Wahrheit ist. Sie ist einzigartig und leidet gleichzeitig unter ihrer Einzigartigkeit. Denn sie ist im Grunde genommen schrecklich einsam, kann allerdings auf Grund ihrer Art nichts dagegen machen. Man kriegt fast Mitleid mit ihr, aber eben auch nur fast. Weil der Autor immer noch klar macht, dass sie die Gegenspielerin ist.

Es gibt zwei Aspekte, die einen an Der erste Fürst stören. Da ist zum einen die Enthüllung für die Motivation der Fürstin Aquitana. Denn am Ende ist die Erklärung für all ihr Vorgehen, für ihren Verrat an ihrer eigenen Spezies ganz simpel: Eifersucht. Und das beißt sich etwas mit ihrer komplexen Darstellung in den ersten Romanen. Es ist ein zu einfacher Grund.

Und dann ist da der Endkampf zwischen Tavi und der Vordkönigin. Den der Autor absolut übertrieben darstellt. Zu übertrieben, als er mal eben nebenbei zwei große Elementare sich manifestieren lässt. Das wirkt selbst für Codex Alera-Verhältnisse übertrieben und unglaubwürdig.

Schade, denn deshalb ist dies kein runder Abschluss. Aber unterm Strich ist es immer noch ein Guter.

Infos

Autor: Jim Butcher
Titel: Codex Alera 06 – Der erste Fürst
Originaltitel: Book Six of the Codex Alera. First Lord’s Fury
Übersetzer:  Maike Claußnitzer
Verlag: Blanvalet
Erschienen: 04/2016
Einband: Taschenbuch
Seiten: 768
ISBN: 978-3-7341-6092-9
Sonstige Informationen:
Produktseite

 


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