Sir Christopher Lee wurde am 27. Mai 1922 in London, England geboren. Er verstarb am 07. Juni 2015 im Chelsea And Westminster Hospital in London.

Es gibt sie – beziehungsweise es gab sie einmal: Jene Schauspieler, die manchen Filmen allein durch ihr Mitwirken Qualität verleihen konnten, die ohne sie gnadenlos an den Kinokassen durchgefallen wären. Ein solcher Schauspieler war auch der Mann, der heute 97 Jahre alt werden würde, allerdings bereits am 7. Juni 2015 wenige Tage nach seinem 93. Geburtstag verstarb. Auf ihn fällt dennoch das heutige „Spotlight“: Christopher Lee, der am 13. Juni 2009 von der britischen Königin Elisabeth II. in den Rang eines „Knight Bachelor“ erhoben und somit mit dem „Sir“ geadelt wurde.

Sir Christopher Lee wurde in seiner fast 70-jährigen Film- und Fernsehkarriere in den Credits von mehr als 280 Produktionen erwähnt, was ihm einen Eintrag in das Guinness-Buch der Weltrekorde einbrachte. Aus diesem Grund ist es selbstverständlich unmöglich, alle davon an dieser Stelle zu nennen. Es sei jedoch erwähnt, dass er in gleich mehreren Franchises zu sehen war, welche die Herzen von uns Nerds und Geeks höher schlagen lassen.

Adelige Geburt

Geboren wurde Christopher Lee am 27. Mai 1922 als Sohn des britischen Offiziers Geoffrey Trollope Lee und seiner Frau Estelle Marie Carandini di Sarzano. Diese entstammte einem uralten gräflichen Adelsgeschlecht, das sich angeblich bis in die Zeit Karls des Großen zurückverfolgen lässt. Nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem (damals noch nicht Sir…) Christopher Lee als Flight Lieutenant beim Nachrichtendienst der Royal Airforce tätig war, entschloss er sich auch aufgrund seiner klassischen Ausbildung zu einer Schauspielkarriere.

Eine erste kleine Rolle spielte er 25-jährig in Im Banne der Vergangenheit von 1947 und wurde ab da zum recht bekannten Nebendarsteller in unterschiedlichen Kinofilmen und auch TV-Produktionen, darunter auch eine Folge der Ritterserie Ivanhoe (1958), wo er erstmals neben dem zu dieser Zeit noch kaum bekannten Jungschauspieler Roger Moore zu sehen war.

Seinen Durchbruch erlangte Lee im Alter von 36 Jahren in der damaligen Neuverfilmung des Schauerromans Dracula von Bram Stoker (ein Jahr zuvor hatte er ebenfalls in einer Hammer-Neuverfilmung Frankensteins Monster gespielt). Diese Figur war in den US-Verfilmungen ab den 30er Jahren von dem Ungarn Bela Lugosi gespielt worden. In dem britischen Remake verkörperte Lee den unsterblichen transsylvanischen Vampirgrafen als eine Art finsteren Gentleman der alten Schule. Der Film wurde ein riesiger Erfolg und löste einen Boom auf die von da an von der britischen Produktionsgesellschaft Hammer und deren Konkurrenz Amicus herausgebrachten Horrorfilme. Übrigens waren beide reine Produktionsfirmen, die entgegen verschiedener Fehlinformationen niemals eigene Studios besaßen.

Neben weiteren sieben Malen, in denen Lee bis 1973 den Grafen Dracula spielte, war er in einer Vielzahl von Hammer- und Amicus-Filmen zu sehen, darunter in Der Hund von Baskerville (1958), in dem sein Gegner aus Dracula, Peter Cushing (1977 im allerersten Star Wars-Film als Grand Moff Wilhuff Tarkin zu sehen) den Sherlock Holmes spielte, oder Sherlock Holmes und das Halsband des Todes (1962), in dem Lee selbst den Detektiv verkörperte. Lee und Peter Cushing waren vielfach in den gleichen Filmen zu sehen und wurden dabei zu lebenslangen guten Freunden.

Die Rolle des Bösewicht

Während der 60er und 70er Jahre war Lee in Dutzenden mal mehr, mal weniger hochqualitativen britischen Horrorfilmen zu sehen, darunter Die Todeskarten des Dr. Schreck (1964), Totentanz der Vampire (1970), Tunnel der lebenden Leichen (1972) oder The Wicker Man (1973), um nur ein paar wenige davon zu nennen.

In der deutsch co-produzierten insgesamt fünfteiligen Dr. Fu-Man-Chu-Filmreihe (zwischen 1965 und 1968) spielte er die Titelrolle und trat unter anderem gegen den späteren Tatort-Schimanski Götz George als Gegenspieler an.

Christopher Lee

1974 wurde Christopher Lee dann zum Gegenspieler des berühmtesten Geheimagenten der Welt: In Der Mann mit dem goldenen Colt traf er erneut auf Roger Moore, der damals den 007 verkörperte. Obwohl der Film selbst unter Bond-Fans als eher mittelmäßig gilt, ist ihnen Lee als gefährlicher, aber ebenso charmanter Bösewicht angenehm in Erinnerung geblieben. Ein Jahr später, 1975, wirkte Lee als Außerirdischer Captain Zantor in einer Folge der kultigen Science-Fiction-Serie Mondbasis Alpha 1 mit.

Ansonsten drehte Lee auch danach vorwiegend Horrorfilme und wäre 1978 beinahe der Darsteller des rachsüchtigen Psychiaters Dr. Loomis in John Carpenters Klassiker Halloween geworden (…die letztlich sein ebenfalls britischer Kollege Donald Pleasance erhielt). Doch lieh er auch dem verblendeten König Haggard im Fantasy-Zeichentrickfilm Das letzte Einhorn (1982) seine Stimme auch in der deutschen Fassung (Lee sprach wegen seiner Vorliebe für Wagner-Opern ausgezeichnet Deutsch) und spielte 1986 in der Astrid-Lindgren-Verfilmung Mio, mein Mio den bösen Ritter Kato.

Ein weiteres Geek-Franchise

2001, bereits im Alter von 79 Jahren, wirkte Sir Christopher dann erstmals als der finstere Zauberer Saruman im ersten Teil von Peter Jacksons gefeierter Fimtrilogie Der Herr der Ringe basierend auf J. R. R. Tolkien (den Sir Christopher selbst kennengelernt hatte) mit und verkörperte die Rolle auch in den beiden weiteren Teilen von 2002 und 2003. 2012 war er ein weiteres Mal als Saruman zu sehen, diesmal im ersten Teil von Jacksons Adaption von Tolkiens Der Hobbit. Ein kurzer Auftritt im abschließenden Teil der Hobbit-Trilogie, Die Schlacht der fünf Heere, wurde im Jahr 2014 gleichzeitig die letzte Filmrolle des da bereits 92-jährigen Mimen.

2002 fand Sir Christopher auch den Weg in das Star-Wars-Universum: In Star Wars: Episode II – Angriff der Klonkrieger sah man ihn als den zwar der dunklen Seite der Macht verfallenen, nichtsdestotrotz aber ehrenhaften Grafen Dooku, der als Darth Tyranus ein Doppelleben als Sith-Lord führt und einst der Padawan-Schüler von Meister Yoda persönlich gewesen war.

2005 spielte er diese Rolle in Star Wars: Episode III – Die Rache der Sith ein weiteres Mal und lieh Count Dooku 2008 im Star Wars: The Clone Wars Kinofilm in dessen animierter Version seine Stimme.

Neben Deutsch sprach Sir Christopher auch fließend Französisch, Russisch, Spanisch, Portugiesisch, Italienisch, Swahili und drei verschiedene (afrikanische) Urdu-Dialekte, die er sich allesamt teilweise autodidaktisch beigebracht hatte.

Seit 1961 war er bis zu seinem Tode mit dem früheren dänischen Fotomodell Birgit Kroencke verheiratet und Vater seiner 1963 geborenen Tochter Christina. Bis zuletzt lebte er in seiner geliebten Heimatstadt London, wo er am 7. Juni 2015 im Chelsea And Westminster Hospital für immer die Augen schloss.

Happy Birthday, Sir Christopher! Seien Sie eins mit der Macht und die Macht sei mit Ihnen!

Christopher Lee im Web

 


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Thorsten Walch

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