Charlotte Kerr, die Witwe Dürrenmatts, war vielen bekannt als General Lydia van Dyke aus der Serie „Raumpatrouille – Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffs Orion“.

Charlotte KerrVon der Bühne zum Fernsehen

Charlotte Kerr wurde am 29. Mai 1927 in Frankfurt am Main geboren. Ihre schauspielerische Karriere begann am Theater. 1951 spielte sie ihre erste Rolle in der Aufführung von Gottfried Schillers „Don Juan“.

Später wechselte sie zum Fernsehen und war zunächst als Drehbuchautorin tätig. Der erste Film aus ihrer Feder lautete „Heldinnen“ und erschien 1960. Er basierte auf dem Stück „Minna von Barnhelm“ von Gotthold Ephraim Lessing. Ihre erste Rolle als Filmschauspielerin hatte sie 1961 in „Das Wunder des Malachias“ als Dr. Renate Kellinghus.

1966 war sie in der Serie über die berühmte Orion als General Lydia van Dyke zu sehen. Hier befehligte sie das Raumschiff Hydra und hatte Befehlsgewalt in den Schnellen Raumverbänden.

Nachdem die Serie abgesetzt worden war, spielte Kerr in mehreren deutschen Filmproduktionen und Serien mit. Unter anderem war sie in bekannten Krimisendungen wie „Der Kommissar“ und „Der Alte“ zu sehen.

Als Produzentin machte Kerr sich ebenfalls einen Namen. Gemeinsam mit ihrem Ehemann produzierte sie 1984 den Film „Portrait eines Planeten“. Auch das Theaterstück „Rollenspiele“ stammt aus der Hand des Ehepaares.

Charlotte Kerr als Schriftstellerin

1992 veröffentlichte Charlotte Kerr einen Roman. In „Die Frau im roten Mantel“ beschreibt sie ihr Leben an der Seite ihres berühmten Mannes. Das Buch geriet allerdings in heftige Kritik. Der Vorwurf lautete, sie habe darin explizit an sie gerichtete Liebesgedichte aufgenommen.

Charlotte KerrLeben an Dürrenmatts Seite

Über ihr Privatleben hatte sie nie viel preisgegeben, sondern sich größtenteils zurück gehalten.

Charlotte Kerr war zweimal verheiratet. Ihr erster Ehemann, der rumänische Filmproduzent Harry R. Sokal, starb 1979 im Alter von 81 Jahren. 1983 lernte sie den Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt kennen, der gerade seine Ehefrau zu Grabe getragen hatte. Kerr war der Grund, weswegen Dürrenmatt nach seinem Verlust wieder aufblühte. In der Biographie von Peter Rüedi heißt es sogar, dass er regelrecht wie neugeboren erschien, nachdem er sie kennen gelernt hatte. Kerr hatte ihn aus seiner Trauer herausgeholt und zu neuer Lebenslust verholfen. Dabei war sie an vielen von Dürrenmatts Projekten beteiligt. Ein Jahr nach ihrem ersten Treffen heirateten sie und blieben bis zu Dürrenmatts Tod im Jahr 1990 ein Paar.

Nach seinem Tod kümmerte Charlotte Kerr sich um den Nachlass ihres Ehemannes. Im Jahr 2000 wurde auf ihre Initiative hin in Neuchâtel das „Centre Dürrenmatt“ gegründet. Eine Museumsgalerie in der Nähe von Neuenburg, für das sie zeitlebens die Vizepräsidentschaft übernommen hatte.

Klageschatten

Nach dem Tode Dürenmatts veröffentlichte der Schriftsteller Hugo Loetscher einen Text, in dem er über die Trauerfeierlichkeiten des Verstorbenen berichtete (Essaysammlung „Lesen statt Klettern“). Charlotte Kerr war jedoch mit den Schilderungen alles andere als einverstanden und drohte rechtliche Schritte an. Sie erklärte dazu, dass Loetscher mit seinem Vorwurf, sie habe den Tod ihres Mannes regelrecht inszeniert, eindeutig zu weit gegangen sei.

Sie zog kurzerhand vor Gericht und verklagte Leotscher. Dieser sollte das weitere Verbreiten seiner, in ihren Augen, falschen Darstellung unterlassen. Außerdem sah sie durch seine Schilderungen ihre Privatsphäre verletzt. Kerr verlor das Verfahren, als die Richter zugunsten der sogenannten Kunstfreiheit entschieden.

Zuvor hatte sie bereits gegen den Journalisten Heinz Ludwig Arnold geklagt. Hier war sie mit dessen Urteil über ihre Ehe nicht einverstanden gewesen. Arnold hatte den Essay von Loetscher rezensiert und die Behauptung aufgestellt, Kerr sei „als Weggefährtin Dürrenmatts eine Fehlbesetzung“ gewesen. Dieses Klageverfahren endete mit einem Vergleich.

Sie starb am 28. Dezember 2011 im Alter von 84 Jahren in einem Berner Spital.

Charlotte Kerr im Web

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Kirsten P.

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