Eine Katastrophe auf Zeut – und eine gegenstandslose Konsulin.

Ceres
© Pabel-Moewig Verlag KG

Titel: Ceres
Autor: Christian Montillon und Susan Schwartz
Titelbild: Arndt Drechsler
Erschienen: 30.04.2020

Zur Handlung

Auf Zeut dringen Rhodan und Team im Gäonautikum bis in 63 km Tiefe vor, wo sie ein Nichts vorfinden, sodann betäubt und entzerrungsschmerzlich transmittiert werden. Alleine erwacht sieht sich Rhodan mit einem Roboter namens Bernenger und seiner Herrin, der gegenstandslosen Konsulin Phrio Bindunudse konfrontiert. Er muss mit beiden verschiedene Spiele erst um das Leben seiner Begleiter, dann um Informationen spielen.

So erfährt er, dass es die Cairaner waren, die einen Stoßtrupp ins Dyo-Solsystem entsandten, von dem allein dank Vitaltränken die Konsulin über 500 Jahre überlebt hat. Ziel war, die Vecuia vor den hohen Mächten in Sicherheit zu bringen; im Zuge dessen haben sie auch Terra hierhin gelotst und erwarteten die Konsulin Rhodan seit Langem furchtsam. Mithilfe seiner erwachten Begleiter und v.a. Phylax kann Rhodan die Flucht von Ceres ermöglichen, auf dem die cairanische Station nämlich gestanden hat – bis sie in Folge der Befreiung gänzlich zerstört wurde und die Konsulin statt der angebotenen Flucht den Freitod wählte …

Die Drei Ultimaten Beobachtungen

1. Geplatzte Spekulationen

Meine Spekulationen, wie es zusammenhängen könnte, waren im Groben diese: Thesanit haben sich aus Gründen, die sie ggf. in der Zukunft erspäht haben, aus der Vecuia zurückgezogen. Deshalb sind sie für Cairaner Verräter wider das Trajekt und deshalb wird ein nächstes Volk gesucht. Während die Cairaner herrschaftlich die Milchstraße besetzt haben, um ihre Pläne rund um das Supramentum in die Wege zu leiten, scherten die Thesanit aus. Sie haben Terra und Luna vor den Cairanern in Sicherheit gebracht – wie gesagt aus eigener Voraussicht oder weil jemand wie ES ihnen was gesteckt hat. Daher rund um den Raptus gesichtete Thesanit und auf Iya thesanite Spuren. Um dahinter zu kommen, halten die Cairaner das Solsystem besetzt und erforschen Iya.

Im Dyoversum dann nicht aus Zufall Jathao Vanoth zugegen und Verkünder einer Rettung, an der sein Volk entscheidend beteiligt war. Zemina Paath wiederum lange schleierhaft, jüngst aber erwacht und allem Anschein nach klar aufseiten der Galaktiker und gegen die Cairaner. Wieso man ihr aber Erinnerungen stahl und nicht als Verbündete gezielt entsandt hat, ist für mich noch im Dunkeln (der Dunklen Schwere).

Ein allzu klares Bild der vielschichtigen Mit-/Täterschaft hatte ich wohl sowieso nicht, aber dass die Thesanit und das Dyoversum zusammenhängen, war dann doch zu offensichtlich. Ob die Cairaner wiederum davon Wind bekommen haben und denselben Pfad einschlagen wollten oder ob sie nur für die Thesanit inakzeptable Mittel anzuwenden gedachten, ich durchschaue es und vieles passt schlicht auch nicht. Und es ist auch egal, weil in „Ceres“ ganz neue Perspektiven zumindest angerissen worden sind, die sehr vieles von meinen vagen Mutmaßungen ad acta legen.

2. Erspielte Informationen

In fünfzehn investigativen PROC-Fragen gibt Susan Schwartz erneut Auskunft und bringt es trefflich auf den Punkt:

“Wir reden über den Langzeitplan, der mit Perrys Erkundungen seine Auflösung und Erfüllung finden wird. … Geheimnisse finden ihren Ursprung immer in der Vergangenheit, und nur das macht sie auch interessant. Es ist eine mysteriöse Sache, die auf alle Fälle mit den Cairanern zu tun hat, wie wir gerade erlebt haben. Sie stehen mittlerweile im Mittelpunkt des Geschehens, und welche genaue Rolle sie spielen, wissen wir weniger denn je.“

„Weniger denn je“ – gerade nach meinen dumpfen Erwartungen bin ich eigentlich reichlich irritiert, was uns da die Konsulin wissen lässt. Die Cairaner schon vor 500 Jahren mit Mühe durch die Zerozone ins Dyoversum vorgestoßen. Nicht irgendwo dorthin, sondern ins Solsystem, wo sie auf Zeut tätig waren, wo sie – mir am Unverständlichsten – in 63 km Tiefe einen aller Hyperimpedanz trotzenden Großtransmitter installierten. Um dann aber ihre eigentliche Station auf Ceres zwischen Zeut und Jupiter zu errichten …

All das weit vor ihrer „Invasion der Milchstraße“, als man hier noch den Weltenbrand zu verhindern suchte. Von der Superintelligenz MATUY weiß die Konsulin nichts, obwohl mit deren zerozonalen Technologien für den Rhodan-Trupp die Passage nur möglich wurde und obwohl der Registrator das Passieren Terras und Lunas registriert hat. Wenn jemand uralte Relikte von einer SI aufspüren können sollte, dann doch die Cairaner.

Diese wollen aber samt der Vecuia allen voran vor der Kandidatin fliehen. Zumindest die Konsulin hat aber fürchterliche Angst vor allen hohen Mächten entwickelt und fürchtet sich daher auch vor dem ehemaligen Ritter der Tiefe Rhodans. Was für mich noch überhaupt nicht zusammengeht, ist das einmalige Gelingen einer dyoversalen Expedition der und nur der Cairaner, die dann sogleich mit einem Großtransmitter aufwarten kann und eine über 500 Jahre funktionale Station betreibt.

Andererseits scheinen auch die Cairaner vieles nur vorgefunden zu haben (Stichwort: Modelliertes Solsystem). Und am Geheimnisvollsten die Andeutung der Konsulin, im Dyoversum gebe es keine höheren Wesenheiten wie Rhodan sie kenne! Aber dann doch über Topsider hinausgehende Wesen? Und wenn dann doch solche, wieso ist sich die Konsulin und wohl alle Cairaner so sicher, dass man im Dyoversum vor allem kosmokratischen wie chaotarchischen Ungemach sicher sei?

Solange jemand durch die Zerozone gelangen kann, können es doch auch noch so gutmeinende oder finstersinnige Boten oder Hilfsvölker der hohen Mächte prinzipiell auch. Und eine solche Sicherheit scheint mir sowieso fragwürdig, wenn zumindest zum Teil eine „reguläre“ Superintelligenz, wie wohl MATUY eine ist, die Zerozone als Bindeglied zwischen den universalen Zwillingen technisch beeinflussen/beherrschen kann.

Wir wissen wirklich „weniger denn je“, denn alle auf Sand gebauten noch so vorläufigen Gewissheiten schwimmen gerade davon. Und wieso die Milchstraße, bloß rund 270Mio. Lichtjahre entfernt, Brennpunkt für die Cairaner. Was gibt es nur hier, das diesen Aufwand rechtfertigt, wo es doch in Ancaisin einen Zugang zur Zerozone gab?

3. Das Einsatzteam

Nur kurz notiert, dass mir das Einsatzteam gut gefiel. Ja, Geologe Derowia kommt eher zur kurz, muss sich auf Geheiß Sichus sogar in eine extra für den Jungen ausgefräste Kuhle zum Schutz vor den feindlichen Robotern legen. Dafür betragen sich Farye und Donn nicht mehr pubertär, jene boxt diesem nur einmal in die Seite; sonst kein Schnauben oder sonst wie mikroparanoides Verhalten zwischen den beiden Turteltäubchen.

Donn tritt in erster Linie als Phylax‘ Herrchen auf, der miterleben kann, wie der Okrill putzmunter und zunehmend quicklebendig die cairanische Station in Schutt und Asche legt – Selbstzerstörung fast gar nicht mehr nötig. Auch Iwán/Iwa ist aktiver als sonst, recherchiert vor Ort in den Netzen der Station, wo es sonst recht zurückhaltend und still bleibt.

Einzig der Paau, mit dem Rhodan final aus selbstzerstörender Station entkommt, ohne die Konsulin mitnehmen zu können, stößt mir übel auf. Im vorigen Roman irrelevant, bis er neben Iwán als „Teleporter“ bereitstehen muss, als Adams und Rhodan rund um Zeut per Raumjäger manövrieren. Auch diesmal kein Wort zu ihm, bis er als „entwendet“ auffällt und Rhodan ihn rettet, um nur durch ihn gerettet zu werden. Das aber alles stumm, kein „ich bin der Paau“, kein merkliches Selbst-Bewusstsein, über das diese dummerweise zum Abstellen kofferförmige Entität ganz sicher verfügt.

Kurzum: Ein bloß passiver Koffer, der als nützlich gelegentlich erwähnt wird, wenn es passt, der aber sonst überhaupt nicht in die Handlung eingebunden ist. Keine Fragen an ihn, ob er irgendetwas weiß, ggf. wiedererkennt und beizutragen hat; kein erwähnt ständiges Dabeisein gerade wegen seiner Ortungs- und Transportfähigkeiten. Bzw. man spielt es nicht aus, um dann sicher schwer geschockt zu sein, wenn er sich doch als eigensinnig oder im Auftrag von XY handelnd erweist und „sein Ding“ durchzieht.

Fazit zu „Ceres“

Zunächst meine Vermutung, wie in „Ceres“ die Textanteile verteilt waren: Den Beginn im Gäonautikum und alles ab dem Eingreifen erwachter Begleiter Rhodans von Susan Schwartz. Auch hier wieder kampfwütiges Getier, wenn auch in Form kleiner Würmer in 30 km Tiefe; Beschreibung geologischer Schichten im Vorbeifräsen, wie Susan Schwartz auch schon zu Beginn des Iya-Fünfteilers geologisch war. Dazwischen der Expokrat, der somit mal wieder einen skurril-eigensinnigen Roboter mit Bernenger inszenieren und die geballten Informationen zum Langzeitplan der Cairaner aus expokratisch erster Hand einarbeiten konnte. Ohne zu rasen …

Kaum handlungsrelevant geworden ist Zeut nach der Zerstörung des Transmitters zwar als Planet noch intakt, aber geologisch doch reichlich verwüstet (Vulkanausbrüche, Tsunamis) und die sowieso vorzeitig erwachte Flora und Fauna en masse dezimiert. Kann Zeut so noch bedeutsam sein, lassen wir ihn jetzt nicht vielmehr dauerhaft hinter uns?

Dass „- was noch verwunderlicher ist – sogar Ceres um die neue Sonne kreist“, war für mich weniger ein Wunder, vielmehr weitestgehend egal im Roman. Es hätte jeder andere Fels im All sein können, Ceres erzeugte da keinen legendären Sog des Erstaunens. Wichtig dürfte es dennoch sein, wenn nämlich klarer wird, wer im Dyo-Solsystem mit welchen Absichten „modelliert“ hat. Wozu braucht es da eines erst einmal widersprüchlichen Details wie Ceres, den es mit Zeut gar nicht geben dürfte, den es trotz Zeut aber offensichtlich unbedingt geben sollte. Welcher Weltenbauer ist da am Werk und hat es genau so eingerichtet, damit doch eigentlich nur Terraner ihre Aha-Effekte haben können?

Allzu warm bin ich mit dem Roman in Gänze nicht geworden. Nach kurzer Erwähnung, Einführung letzter Woche ist das Gäonautikum auch schon wieder Schrott. Und seine „Reise bis zum Mittelpunkt der Erde“ ist anschaulich geschildert, aber doch zu sehr bloß gestreckte Hinführung zu des Pudels Kern. Allerdings müssen wir gewiss noch mal in Terras Tiefe und benötigen es dann wieder.

In Montis (vermuteten) Part mehrfaches Aufblitzen kosmisch faszinierender Zusammenhänge, die ich aber nicht wirklich verstehe. Und dass am Ende die Konsulin stirbt, obwohl sie hätte leben können, damit sie und die Station unwiderruflich verloren sind samt weiterem Wissen – muss wohl, macht diese Episode aber – Stand jetzt – bloß eingeschoben. Ein paar Infohäppchen einer durch Einsamkeit nicht ganz bei sich seienden Cairanerin. Aber es geht ja weiter, in nur einem Handlungsmonat muss Rhodan bei Beteigeuze sein und diesmal wird ihm diktiert, dass es zuvor noch einen Abstecher nach Ferrol geben soll!


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Dominic Schnettler
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