Das Gericht der Menschheit Schuldiger steht kurz bevor.
Wieder sehr charakterintensiv
Erzsebet Báthory (Franka Potente) kommt in Frankreich an, wo sie von ihrer Stellvertreterin Drolta Tzuentes (Elarica Johnson ) begrüßt wird. Gemeinsam reisen sie in die Stadt ein, wo auch Richter und seine „Familie“ leben und werden von den dortigen Vampiren feierlich in Empfang genommen. Während dieser Einreise konfrontiert Maria (Pixie Davies) ihren Vater und sagt sich von ihm los.
Juste Belmont (Iain Glen) führt seinen Enkel Richter (Edward Bluemel) zu einer abgelegenen Hütte. Dort erzählt er ihm, wieso er wollte, dass jener nichts von ihm wusste. So war er jemand, der die Vampirkillerpeitsche nicht benötigte, weil er über erhebliche magische Kräfte verfügte. Doch dann wurden sein bester Freund und seine Frau umgebracht und er verlor sie. Diese Fähigkeiten schlummern auch in Richter. Er muss sie nur irgendwie wachrufen.
Es wird in Gericht der Menschheit Schuldiger sehr viel geredet. Es gibt zwar auch noch eine Actionszene am Ende der Episode. Doch überwiegend dient sie, genauso wie Die natürliche Ordnung, dazu, die Charakterisierungen zu vertiefen. Was nicht immer funktioniert.
Welch Hybris
Mit eine der besten Szenen der gesamten Folge ist, als Olrox seinem Liebhaber Mizrak erzählt, wieso er damals Richters Mutter umgebracht hat. Es ist faszinierend, wenn man hört, wie der Vampir erklärt, wie er in jenen Jahren gelebt hatte. Er hatte jemanden gefunden, mit dem er für immer beisammen sein wollte, nur, um dann zu erfahren, dass die Vampirjägerin diesen getötet hat. Es macht seine Aktion, als er sie tötete, in Ein gemeinsamer Feind im Bösen umso verständlicher. Doch am besten ist der Abschluss dieser Szene, als er zu Mizark lächelnd meinte, dass er ihn nicht lieben würde. Das hat definitiv etwas.
Doch auch Marias Gespräch mit ihrem Vater Emmanuel ist in Gericht der Menschheit Schuldiger grandios. Vor allem, weil hier die Hybris des Abts deutlich wird. Er vermeint wirklich, dass er das Werk Gottes tut, dass Gott durch ihn spricht und arbeitet. Er sieht sich eindeutig auf der richtigen Seite und versucht sein Kind davon zu überzeugen, zu ihm überzuwechseln, wobei er so ziemlich alles falsch macht, was er falsch machen konnte. So bezeichnet er sie als Hexe. Und ist sichtlich enttäuscht, als sie das nicht tut. Eventuell wird es für den Kirchenmann noch das eine oder andere üble Erwachen geben.
Eingebettet ist diese Szene in die Ankunft von Erzsebet Báthory. Und hier fällt einem etwas Merkwürdiges auf. Das gesamte Stadtvolk begrüßt sie freudig. Und es zeigt sich, dass der Grund dafür ist, dass es allesamt Vampire sind. Wo man sich fragt, wo die alle herkommen? Und wieso Richter und seine Familie sie nicht gejagt haben? Es sind definitiv keine Adelige, von denen die Zuschauer ja wissen, dass das Blutsauger sind, sondern eindeutig Bürgerliche. Was diese Szene umso verwirrender macht.
Es macht keinen Sinn
Es ist, zugegebenermaßen, nicht das erste Mal, dass die „Castlevania Nocturne Reihe etwas aus dem Hut zaubert, was aber im Kontext der Serie nicht so wirklich Sinn ergibt. Man denke nur daran, dass Olrox und Drolta anscheinend in der freien Sonne überleben konnten, was dann allerdings schon in der nächsten Folge nicht mehr zur Sprache kam. Doch so etwas fällt auf und wirkt so, als ob die Macher lieber eine coole Szene haben wollten, und sich über die Handlungslogik keine großen Gedanken gemacht haben.
Parallel dazu sieht man, wie Annette durch einen Zauber mit ihrer Mentorin spricht. Hier wird eindeutig auf ein Power-Up der Magierin hingearbeitet, was aber in dieser Folge noch nicht der Fall ist. Leider langweilt man sich bei diesem Plot in Gericht der Menschheit Schuldiger.
Umso spannender ist die Entwicklung bei Edouard. Der beginnt, andere Nachtkreaturen dazu zu bringen, sich an ihre Vergangenheit zu erinnern. Hier ist noch nicht ganz klar, was daraus wird. Ob er am Ende diese Wesen gegen ihren Meister aufwiegelt, oder etwas anderes geschieht. Letzten Endes ist das noch egal, weil man sich hier bestens unterhalten fühlt.
Vom Ende her gedacht
Leider merkt man beim Hauptplot von Gericht der Menschheit Schuldiger ebenfalls, dass hier vom Ende aus gedacht wurde. Denn im Finale der Folge erfährt Richter sein Upgrade, bindet sich das Stirnband um, das er in Die natürliche Ordnung erhalten hat und kann jetzt auch zaubern.
Doch zuvor muss man diverse langweilige Momente überstehen, weil einfach die Lebenserinnerungen von Juste einen nicht reizen. Das Problem ist, dass das Gesagte allein nicht ausreicht, um den Zuschauer zu fesseln. Dafür ist die Figur des Juste Belmonts einfach zu frisch, zu neu und zu unbekannt. Es wäre besser, man hätte seine Erinnerungen animiert gezeigt, um den Zuschauer abzuholen.
Richters Powerup-Moment fühlt sich dann auch entsprechend an den Haaren herbeigezogen. Man hat das Gefühl, dass das voreilig passiert, dass dadurch einige Charaktermomente fallengelassen wurden, die diese Veränderung besser erklärt und eingeführt hätten. So cool dieser Augenblick auch wirken mag, so haarsträubend wird er in Gericht der Menschheit Schuldiger herbeigeführt.
Es ist mal wieder eine mittelmäßige Folge.
Infos:
Drehbuch: Clive Bradley
Showrunner: Clive Bradley
Regie: Sam Deats und Adam Deat
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