Saint Germain geht eine Verpflichtung“ ein, die ihn verändert.

Eine überraschende Wiederbegegnung

Trevor (Richard Armitage) und Sypha (Alejandra Reynoso) nehmen sich in Târgoviște einen Moment Ruhe, um zu überlegen, was sie jetzt machen wollen. Sie beschließen, von nun an nicht mehr zu reagieren, sondern wieder zu agieren. Unterdessen eilt Alucard (James Callis) dem Dorf Danesti zur Hilfe und kann die angreifenden Nachtkreaturen besiegen. Danach trifft er Saint Germain (Bill Nighy), der sich „zufälligerweise“ ebenfalls vor Ort befindet.

Doch in Wahrheit hat sich der alte Mann seit seinem letzten Auftritt sehr verändert. Auf der Suche nach seiner Geliebten ist er im unendlichen Flur herumgeirrt, bis er an dem Ort, wo er sie das letzte Mal gesehen hat, auf eine Alchemistin trifft. Diese gibt ihm einen Schlüssel, mit dem er den Flur jederzeit betreten und verlassen kann. Und sie sagt ihm, dass wenn er seine Geliebte jemals wiedersehen möchte, er alles opfern muss, was er hat, sogar seine Moral.

Mit der Rückkehr Saint Germain ist den Machern der Castlevania-Reihe eine schöne Überraschung gelungen. Man hat mit allem gerechnet, aber nicht, dass der Weise so bald wieder zu sehen war, nachdem er in Lasst alle Hoffnung fahren im unendlichen Flur zurückgeblieben ist, um von dort aus die Öffnung zu der Welt von Trevor und Co. zu schließen. Und wie man in Verpflichtung sehr schön sieht, hat er sich enorm verändert.

Wieso keine Stimme?

Nach außen hin ist er immer noch der mysteriöse, aber auch freundliche und joviale Mann, der auf der Suche nach seiner Geliebten ist. Dabei verwendet die Episode einen Großteil ihrer Laufzeit darauf, dass man mehr über ihn erfährt. So sieht man, wie er an diversen Höfen auftrat und seine Dienste unter verschiedenen Bezeichnungen anbot. Ebenso kriegt man auch sein erstes Treffen mit seiner Geliebten mit.

Hier ist es interessant, dass man sie in Verpflichtung nur sieht, aber nie sprechen hört. Der Grund dürften sicherlich nicht budgetäre Ursachen sein. Eine Sprecherin für eine solch wichtige Figur zu finden, wäre für die Serie das geringste Problem gewesen. Nein, es deutet daraufhin, dass hier die Erinnerungen von Saint Germain an sich ins Spiel kommen. Entweder wurden diese manipuliert oder es hat einen anderen Grund. Aber diese Non-verbalen Szenen, während man Saint Germain selbst hört, irritieren doch sehr. Und das wurde sicherlich nicht einfach so eingebaut.

In jedem Fall kommt es anschließend zum Wendepunkt, als der Weise auf die Alchemistin trifft, die ihm nicht nur sagt, wie er seine Geliebte wiederfinden kann. Sondern auch eine Aufgabe gibt, die ihm bei der Erfüllung seiner Wünsche hilft. Was dann folgt, sind Szenen, die deutlich machen, dass Saint Germain den Pfad der Rechtschaffenen endgültig verlassen hat. Teilweise wirkt er sogar verrückt, vermutlich als Schutzfunktion seines Geistes, um mit seinen neuen, schrecklichen Taten fertig zu werden.

Eine dramatische Veränderung

Am Ende von Verpflichtung steht dann die Erkenntnis, dass Saint Germain nicht mehr der ist, den man noch aus der dritten Staffel her kennt. Dass er ein doppeltes, wenn nicht gar dreifaches Spiel spielt, mit unbekannten Ausgang. Und das alle anderen seine Spielfiguren sind. Womit die vierte Season mit einem Schlag einen Antagonisten erhalten hat, der alle anderen deutlich überstrahlt.

Dass durch den extensiven Fokus auf Saint Germain die anderen Plots zur Nebensache verkommen ist dabei egal. Bei Alucard geschieht ausreichend, um die Figur interessant zu halten. Und dadurch, dass er zur Spielfigur des alten Mannes wird, dürfte er auch in Zukunft noch genügend Aufmerksamkeit erhalten.

Bei Trevor und Syphas Auftritt in Verpflichtung steht nur deren Entschluss im Vordergrund, dass sie von jetzt an selbst bestimmen, was geschieht. Ob und wie sich das in die Tat umsetzen wird, muss sich erst noch erweisen. Aber es ist, wenn auch nur minimal, ein kleiner Handlungsfortschritt.

Eigentlich wäre das eine rundum gelungene Folge. Aber leider endet sie wieder einfach so. Kein Cliffhanger, keine dramatische Musik, einfach nur ein flaches Ende. Schade, denn ansonsten wäre dies eine exzellente Episode gewesen.

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Götz Piesbergen

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