In Castlevania gibt es Schlimmeres als Verrat.

Erneut viel wenig Geschehen

Alucard (James Callis ) führt Sumi (Rila Fukushima) und Taka (Toru Uchikado) in die Überreste des Belmontschen Anwesens. Er meint, sie sollte klein anfangen, in ihrem Bemühen, Monsterjäger wie sein guter Freund Trevor (Richard Armitage) zu werden. Der beobachtet inzwischen in Lindholm, wie Mönche ein Zeichen in eine Mauer ritzen. Und beschließt, einen von denen gefangen zu nehmen.

Auf seiner Reise nach Strygia begegnet Isaac (Adetokumboh M’Cormack) einer alten Frau. Diese entpuppt sich wie er als ein Höllenschmied und erzählt ihm von einem Magier, der einen magischen Spiegel besitzt, der wiederum eine Abkürzung zum Ziel darstellt. Er muss sich dafür nur durch die Bevölkerung der Gegend schlachten. Und Saint German (Bill Nighy) macht in dem Kloster eine unheimliche Entdeckung.

Gibt es Schlimmeres als Verrat? Was nach Potential für eine spannende Episode klingt, leidet allerdings unter dem altbekannten Phänomen, das den Drehbuchautor Warren Ellis schon immer ausgezeichnet hat: Dass er eine Geschichte einem Endziel an Kapiteln oder Episoden anpasst und nicht umgekehrt. Mit der Konsequenz, dass man auch hier erneut dasselbe Problem hat, wie in den letzten beiden Folgen: Es passiert wieder viel wenig.

Doch nicht so harmlos?

Im Prinzip wird sich hier auf vier Plots fokussiert. Die Handlung um Hector und Lenore wird dieses Mal ausgeklammert. Stattdessen wird jetzt wieder von Alucard mit seinen beiden neuen Freunden erzählt.

Und dieser Plot besteht in Schlimmeres als Verrat im Prinzip nur daraus, dass der Sohn Draculas die beiden japanischen Vampirjäger in das Anwesen der Belmonts führt. Zwischendurch erfährt man, dass Sumi sich nachts im Schloss herumtreibt, was er damit erklärt, dass er wegen potentieller Feinde beunruhigt ist. Und man kriegt mit, dass die beiden darüber nachdenken, die Technologie des Anwesens in Waffen umzubauen.

Damit werden zwar die Charakterisierungen der Beteiligten ein wenig fortgeführt, aber eben auch nicht allzu viel. Es wird wieder angedeutet, dass die beiden wohl doch nicht die harmlosen Menschen sind, die nach einem Weg suchen, Vampire zu töten. Doch die Episode stoppt kurz, bevor dieser Plot sich vielversprechend weiterentwickeln kann.

Noch weniger Handlungsfortschritt

Wobei es in Schlimmeres als Verrat noch weniger Handlungsfortschritt gibt. Der Plot, in dem Trevor und Sypha einen der Mönche gefangen nehmen, besteht im Prinzip nur aus einer längeren Prügelsequenz, in der der Vampirjäger die Geistlichen vermöbelt und dann am Ende einen von diesen mit zum Richter nimmt. Mehr ist da nicht.

Man müsste meinen, dass man durch die bisherige Serie auf diesen langsamen Handlungsfortschritt eigentlich schon vorbereitet ist. Aber man ist einfach immer wieder von neuem negativ überrascht, wie langsam sich der Plot der jeweiligen Handlungen weiterentwickelt. Wie sehr Warren Ellis einen Plot, der im Grunde genommen gut in, zwei Folgen abgehandelt werden könnte, so lange streckt, bis sie eine gesamte Staffel füllt. Und der Effekt sticht jetzt noch mehr hervor, da die aktuelle Season zwei Episoden länger als die vorige ist, weshalb die jeweiligen Geschichten noch mehr gestreckt werden.

Das macht sich auch bei dem Isaac-Plot bemerkbar. Hier entsteht noch zusätzlich das Gefühl, dass Warren Ellis hier sämtliche Handlungen, die vorher geschehen sind, ignoriert und stattdessen immer wieder etwas Neues einführt. Das Gespräch mit dem Captain? Ohne Konsequenz. Die Unterhaltung, die er mit einer seiner Kreaturen geführt hat und wo er am Ende doch besorgt wirkte? Irrelevant.

Immerhin ein vielversprechendes Finale

Stattdessen sieht man in Schlimmeres als Verrat, wie er auf eine andere Höllenschmiedin trifft, die ihm von einer Abkürzung erzählt. Man erfährt, dass sie alt ist und nicht mehr über viel Macht verfügt. Und von ihrer Abneigung gegenüber einem anderen Magier und der Bevölkerung, die sie quasi Isaac als Material für seine Armee zur Verfügung stellt. Mehr ist da nicht.

Das Schlimme ist, dass man an der Serie hängt. In ihren besten Momenten bietet sie exzellente Unterhaltung und die Charaktere gehen einem zu Herzen. Aber die Neigung von Showrunner und Drehbuchautor Warren Ellis, einen Plot so lange zu strecken, bis er zu einer vorgegebenen Anzahl an Folgen passt, vernichtet vieles.

Wobei immerhin das Finale von Schlimmeres als Verrat, in der Saint German entdeckt, was sich unter dem Kloster befindet, überzeugen kann. Hoffentlich führt dies dazu, dass die allgemeine Handlung endlich mehr Fahrt aufnimmt.

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Götz Piesbergen
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