Ich lernte Cara D Strange auf der Comic Con Germany 2019 kennen, als wir über ihr Buch sprachen.
Auf der Star Varia III habe ich sie dann auch wieder gesehen, also haben wir uns auf ein Interview geeinigt. Den Terminkalender von zwei Autoren abzustimmen, ist allerdings leichter gesagt als getan, also telefonierten wir. Und das Interview wurde anders als alle Interviews, die ich bisher so gemacht habe.
Cara D Strange fing sofort an zu erzählen. Gut, dass mein Aufnahmegerät mitlief, denn sonst wäre es unmöglich gewesen, mir Notizen zu machen. Cara ist in meiner Generation aufgewachsen, da wir beide Science-Fiction mögen, ist es schon fast klar, dass wir auch ähnliche Dinge im TV gesehen haben. Inspiriert zu ihrer Reihe „Sha’an – Chroniken der Ewigkeit“ wurde sie von Star Wars und den nordischen Sagen. Es war aber nie als Fan Fiction zu Star Wars gedacht, sondern schon immer eigenständig. Als Märchenfreund lag ihr das Konzept von Star Wars einfach nahe.
Serienromane?
Cara bewundert Autoren, die z.B. für Perry Rhodan schreiben, sie glaubt aber nicht, dass sie das könnte. Gerade der Zeitdruck dahinter schreckt sie ab, eine Serie wie die ihre aber ist für sie in Ordnung. Die erste Ausgabe „Augenblick der Ewigkeit“ brauchte insgesamt zehn Jahre und wurde zuerst über Books-on-Demand veröffentlicht. Nachdem der Vertrag auslief, kam sie zum Art Skript Phantastik Verlag, der das Buch überarbeitete. Ein nerviger Fehler passierte, als die falsche Datei in den Druck ging. Während die erste Episode wie erwähnt sehr lange brauchte, um fertig zu werden, haben die folgenden Romane eine sehr viel kürzere Zeit hinter sich. Fünf weitere Bücher sind bereits weitestgehend fertig. Dieses Jahr im Oktober kommt Episode 2 und 2021 voraussichtlich Episode 3, 2020 soll nach derzeitiger Planung ein Prequel erscheinen.
Autor wider Willen
Das eigentliche Konzept ihrer Reihe sah eine Fernsehserie vor. Autorin wollte sie nie werden, hat sich aber von ihren Freunden motivieren lassen. Also hat sie es in die Hand genommen und ging zu Books-on-Demand. Auch ein zweiter Teil war eigentlich nie geplant, ihre Geschichte hieß einfach nur „Augenblick der Ewigkeit“. Der Erfolg gab ihr Recht, denn nach dem Erscheinen war sie für den Deutschen Science-Fiction Preis nominiert. Sie arbeitet noch immer an der eigentlichen Fernsehserie und auch andere Medien sollen bedient werden. Cara hat viel vor mit der noch kleinen Reihe, aber wenn man ihr zuhört, merkt man, dass sie das auch umsetzen wird. Die Autorin rät jungen Autoren dazu, es auf jeden Fall bei Verlagen zu versuchen. Dienste wie eben Books-on-Demand sind zwar nett, aber diese überlassen das Marketing komplett den Autoren. Das ist ein großer Aufwand, der obendrein noch Geld kostet.
Der Sci-Fi-Girls-Club
Cara D Strange mag den Namen nicht, den ihrem Verein (in Gründung) mal ein männlicher Kollege gab, aber wenn man ihn neutral verwendet, spiegelt er eigentlich genau das wider, was er ist. Cara setzt sich sehr für die Gleichbehandlung weiblicher Autoren in der Science-Fiction ein. Das ist auch bitternötig, denn weibliche Autoren haben immer noch einen schweren Stand, wenn sie nicht die üblichen Liebesromane schreiben. Man erinnere sich an Joanne K. Rowling, die bis heute in Großbritannien unter J. K. Rowling verkauft wird, weil der Verlag Sorgen hatte, dass Kinder kein Buch einer Frau kaufen würden. Wenn man bedenkt, was für einen Stellenwert Harry Potter heute hat, ist das wirklich unglaublich. Gleiches widerfuhr auch Dorothy Fontana, die ihre Drehbücher für Star Trek und Babylon 5 unter D. C. Fontana ablieferte. Dies war aber vor Jahrzehnten, teilweise noch in den 60ern.
Einer Autorenfreundin von Cara wurde vom Verlag ähnliches nahegelegt. Dieser Ungleichbehandlung will Cara entgegenwirken, zusammen mit anderen Autorinnen möchte sie das Bild der Frau in der Science-Fiction-Literatur verändern. 43 Frauen umfasst der „Club“ bereits.
Privates
Im Laufe des Gesprächs sprachen wir über viele Dinge. Cara erzählte von ihrer Kindheit, in der sie die Wahl zwischen Puppen und Autos hatte und lieber die Autos (und Raumschiffe) genommen hat, während ihr Bruder „Krieg der Küchengeräte“ gefilmt hat. Ihr Vater schrieb Perry Rhodan Fan Fiction. Cara hat Biotechnologie studiert und möchte deshalb lieber keine wissenschaftlichen Erklärungen in Science-Fiction. Genau wie ich war sie von der Erklärung mit den Midichlorianern in Star Wars Episode 1 enttäuscht. Sie fühlte sich enttäuscht wie ein kleines Kind, das rausfand, dass es den Osterhasen nicht gibt.
Ihr Name ist natürlich ein Pseudonym, der aber zur Hälfte echt ist. Cara ist eine Abkürzung ihres echten Vornamens, das „D“ ist nur schön und das „Strange“ ist natürlich der Pseudonym-Teil. Ursprünglich war er sogar „LeStrange“, aber das hielt ihre Verlegerin für zu kompliziert.
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Ich habe Cara gestern auf einem Buchflohmarkt kennengelernt und bin begeistert von ihrer ungezwungenen Art und ihrer Liebe für Science Fiction. Innerhalb einer halben Stunde hatte ich beide Arme voll mit Buchempfehlungen. Ich hoffe bald auch ihre eigenen Bücher lesen zu können.