Captain Power and the Soldiers of the Future ist eine Realserie zu einer Spielzeugreihe.

Worum es geht:

„Die Erde im Jahr 2147, zur Zeit der Metallkriege, als der Mensch gegen die Maschinen kämpfte und die Maschinen siegten. Bio-Dreads – monströse Kreaturen, die die Menschen jagten und vernichteten, indem sie sie digitalisierten. Volcania – Zentrum des Bio Dread Imperiums Stützpunkt und Festung von Lord Dread, dem gefürchteten Herrscher der neuen Ordnung. Doch aus den Trümmern der Metallkriege erhob sich eine neue Generation von Kriegern. Sie hatten nur ein Ziel: Lord Dread und sein Bio-Dread Imperium zu Fall zu bringen.

Sie waren Soldaten der Zukunft, die letzte Hoffnung der Menschheit.
Ihr Anführer: Captain Jonathan Power, im Besitz der unglaublichsten Kenntnisse, die jeden Soldaten in eine Ein-Mann Armee verwandeln konnten.
Major Matthew „Hawk“ Masterson: Genie in den Lüften
Lieutenant Michael „Tank“ Ellis: Spezialist der Artillerie
Sergeant Robert „Scout“ Baker: zuständig für den Nachrichtendienst
und
Corporal Jennifer „Pilot“ Chase: Expertin für taktische Waffensysteme

Gemeinsam bilden sie die stärkste Kampftruppe in der Geschichte der Erde. Sie haben nur ein Anliegen: alles Leben zu schützen. Und sie versprechen nur eins: Lord Dreads Herrschaft zu beenden.

(Gesprochenes Intro der Serie)

Captain Power

Rezension

Im Jahre 1987 wollte der US-amerikanische Spielzeughersteller Mattel mit Captain Power and the Soldiers of the Future eine neue Spielzeugserie auf dem Markt etablieren. Um das neue Produkt entscheidend voranzutreiben, wurde ein neues, innovatives Konzept entwickelt. Die Werbefachleute dachten sich nicht nur eine neue Real-Fernsehserie aus, sondern fügten in jede Folge mindestens ein audiovisuelles Element ein, das mit den neuen Spielzeugen interagieren konnte. Tony Robinson von der New York Times schrieb 1987 dazu: „…Taking their cues from signals broadcast on televison, some of the most exciting and most expensive toys of 1987 will use computer chips to direct the movement of toys at home, let kids score points for shooting enemy aircraft on a TV show and let dolls engage in near-realistic conversation“. („Eines der aufregendsten und teuersten Spielzeuge des Jahres 1987 verwendet Computerchips, um per TV gesendete Stichworte zu empfangen, die die Figuren direkt im Wohnzimmer zu steuern vermögen. So können Kinder etwa für das Abschießen von Flugzeugen direkt in der TV-Show Punkte sammeln und die Spielzeuge in eine nahezu realistisch anmutende Interaktion treten lassen.“) Wie immer, löste diese „Kriegsführung im Kinderzimmer“ heftige Debatten unter Kinderschützern und der Lobby aus, die sich allerdings relativ schnell erübrigten. Nachdem zunächst Rekordverkäufe erwartet worden waren, stellte sich heraus, dass die Spielzeuge auf Dauer doch nicht so gut angenommen wurden, wie erhofft. Also verschwand Captain Power nach einer Staffel ebenso vom Bildschirm, wie wenig später wieder aus den Kinderzimmern.

Die Show selbst kommt nicht wesentlich weniger gewalttätig daher. Als Hauptverantwortliche zeichnen das spätere Babylon 5 Dreamteam John Copeland, Douglas Netter und J. Michael Straczynski, der recht früh zusammen mit Gary Goddard gemeinsam als Headwriter fungierte, verantwortlich. Tatsächlich rollen in so ziemlich jeder Folge die Trooper-Roboter-Köpfe von Dreads Armee, oder in den Trümmern der Zivilisation lebende Menschen werden digitalisiert. Für eine Jugendproduktion jener Zeit ungewöhnlich, setzte man bei der visuellen Umsetzung stark auf computergenerierte Effekte, was in den Spät-80ern ohnehin alles andere als Standard war. So konnte man etwa die bedrohlichen Biodreads, oder später BLASTARR genauso realisieren, wie dynamische Luftkämpfe zwischen den Soldiers of the Future und den gefürchteten fliegenden Robotern. Retrospektiv betrachtet mögen Biodreads und „Pilots“ Flugkünste antiquiert wirken. Der Roboterkrieger der Zukunft, BLASTARR, mag seinen Schrecken ebenso verloren haben. Doch 1988 müssen die jungen Zuschauer geradezu elektrisiert gewesen sein. Das zeigt sich unter anderem in der auch heute noch recht großen Fangemeinde, die sogar ein kleines Wiki auf die Beine gestellt hat. Davon abgesehen wirken die CGI-Mattepaintings, oder auch Dreads Basis Volcania auch heute noch erstaunlich stylisch, so dass es mir immer noch Spaß macht, Straczynskis ersten Gehversuchen als Drehbuchautor zu folgen.

Die schauspielerischen Darbietungen wirken hingegen, wie für Serien dieser Art nicht unüblich, oft überzogen und aufgesetzt. Wie beispielsweise bei den Power Rangers, overacten die Hauptfiguren was das Zeug hält bei fast jeder sich bietenden Gelegenheit. Wie ein Fels in der Brandung stehen sie ungedeckt mitten im Feuer und nehmen es mit jeder noch so großen Streitmacht auf. Sie tun niemals das Falsche und präsentieren sich stets als Helden in strahlender Rüstung, während das Böse im tiefen Schwarz, kalt und mechanisch das Ende der Menschheit einzuläuten versucht. Das war durchaus so beabsichtigt, denn diese Vorgehensweise erleichterte den jungen Zuschauern die Identifikation, mit ihrem Lieblingscharakter. Die heute in Computerspielen wiederzufindende Rollenverteilung „Leader“, „Damage Dealer“, „Tank“, „Scout“ und „Pilot/Sanitäter“ tut ihr übriges.

Interessant und spannend ist, dass Straczynski und Goddard ab Folge 7 einen übergreifenden Handlungsbogen in die Serie integrierten. Das „Projekt Neue Ordnung“, das zur totalen Vernichtung der Menschheit und zu einer nur noch von Maschinen besiedelten Erde führen sollte, wurde fortan in fast jeder weiteren Episode thematisiert. Um sich dem Willen des Supercomputers OVERMIND zu fügen, setzt Lord Dread unter anderem ein genetisches Gift ein, oder erschafft mit BLASTARR einen neue Art Bio Dread. Später kam noch ICARUS, eine Orbital-Plattform und PROMETHEUS, ein Plasmasturm, der die Erde versengen konnte, hinzu. Das waren spannende Ideen, die auch heute noch zu gefallen wissen und tatsächlich blitzt an der ein oder anderen Ecke hier schon Straczynskis Genie auf. Und eine wohlbekannte Phrase, die nach 1993 quasi zu einem geflügelten Wort wurde, bekommt der geneigte Fan bereits hier zu hören: „Sie waren die letzte Hoffnung der Menschheit“ – ein Schelm, wer das Böses denkt.

Insgesamt ist Captain Power and the Soldiers of the Future visuell natürlich hoffnungslos veraltet, keine Frage. Doch dank spannender Ideen und eines Handlungsbogen à la JMS, machen die etwa fünfundzwanzig minütigen Folgen auch heute noch eine ganze Menge Spaß. Wer also auf kurzweilige Action steht und sich entspannt an die schönen Tage der eigenen Jugend zurückerinnern möchte, kann hier bedenkenlos einen Blick riskieren. JMS Fans werden die Serie eh im Regal stehen haben.

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Reinhard Prahl

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