Captain America: The Return of the First Avenger ist für die Zukunft des MCU weichenstellend.
Eine reibungslose Entwicklung
Wenn man sich die Historie des Marvel Cinematic Universe anguckt, dann gibt es einige Filme, die für die Entwicklung dieser Filmreihe wichtig waren. Natürlich ist da Iron Man zu nennen, der ja alles erst ins Rollen brachte. Avengers zeigte, dass es möglich war, einen Team-Film über mehrere Filme hinweg vorzubereiten. Und dann ist da Captain America: The Return of the First Avenger, dessen Einfluss sich noch bis heute bemerkbar macht.
Die Entwicklung des Films ging erstaunlich reibungslos über die Bühne. So stand bereits vor der Kinopremiere von Captain America: The First Avenger fest, dass die Drehbuchautoren Christopher Markus & Stephen McFeely auch für das Skript des Sequels verantwortlich wären. Dass Chris Evans ebenfalls zurückkehren würde, war natürlich so sicher, wie das Amen in der Kirche.
Etwas aufwendiger lief die Suche nach einem Regisseur. Am Ende hatte sich Marvel für drei (eigentlich eher vier) Filmemacher entschieden. Zur Wahl standen George Nolfi (Der Plan), F. Gary Gray (The Italian Job) und das Bruderpaar Anthony und Joseph Russo (Arrested Development), die schon immer überwiegend zusammen arbeiteten. Und am Ende wurden die Russos auch ausgewählt.
Ein Castingcoup
Fest stand dabei von Anfang an, dass Captain America: The Return of the First Avenger kein Kriegsfilm sein sollte, wie der erste Teil. Stattdessen sollte es ein Spionagethriller sein, in dem Captain America sich fragen sollte, was sein Platz in der Welt ist. Dazu sollte der Charakter auch ein neues Kostüm erhalten, dass mit Kevlar verstärkt sein sollte.
Beim Cast selbst gab es viele Rückkehrer. Neben Chris Evans, nahmen ebenfalls Scarlett Johannson und Samuel L. Jackson ihre Rollen wieder auf. Auch Sebastian Stan, Cobie Smulders und Frank Grillo zurückkehren. Als Sam Wilson, Falcon, wurde Anthony Mackie gecastet. Er wurde vor allem für seine Energie und seinen Sinn für Spaß angeheuert. Ein wahrer Castingcoup war die Verpflichtung von Robert Redford als S.H.I.E.L.D.-Leiter Alexander Pierce. Als Grund dafür, wieso er Teil des Films wurde, nannte der berühmte Darsteller, dass er die neue Art von Filmemachen erfahren wollte, die Hollywood übernommen hatte, als Cartoon-Figuren durch Hochtechnologie zum Leben erweckt wurden. Ebenso wurde der bekannte MMA-Kämpfer Georges St-Pierre als Batroc angeheuert.
Die obligatorische Mid-Credit-Szene wurde übrigens komplett von Joss Whedon geschrieben und Regie geführt. Sie sollte für das kommende Avengers: Age of Ultron wichtig werden.
Wer ist der Winter Soldier?
Zwei Jahre nach der Schlacht von New York versucht Steve Rogers sich an die moderne Zeit anzupassen. Parallel dazu führt er auch gemeinsam mit Natasha Romanoff Aufträge für S.H.I.E.L.D. aus, als Gefälligkeit für Nick Fury. Ein solcher Auftrag lässt sie ein Schiff mit S.H.I.E.L.D.-Agenten befreien, wobei Captain America da einiges merkwürdig auffällt.
Als er Nick Fury damit konfrontiert, weiht er ihn in die Pläne zu Project: Insight ein. Drei Helicarrier, die miteinander verlinkt sind und Gefahren im Vorhinein ausschalten sollen. Dabei stößt der Leiter von S.H.I.E.L.D. auf einige Merkwürdigkeiten und bittet den leitenden Rat der Organisation, sowie seinen Freund Alexander Pierce darum, das Projekt zu verzögern. Doch kurz darauf wird er mitten in New York attackiert. Einer der Angreifer ist der mysteriöse Winter Soldier, mit dem es schon bald Captain America zu tun hat.
Die zweite MCU-Phase war erst zwei Filme alt, als Captain America: The Return of the First Avenger herauskam. Doch hatte sie es zuvor nicht geschafft, sich von dem Schatten zu lösen, der Avengers war. Iron Man 3 war zwar ein guter, jedoch kein super Film. Und Thor: The Dark Kingdom war oberes Mittelmaß, der unter anderem daran litt, dass hier viel zu sehr am Plot für kommende MCU-Filme gearbeitet wurde, aber nicht so sehr an der Story des Films an sich.
Ein Film, der für die Zukunft wichtig ist
Mit diesem Film sollte sich das radikal ändern. Hier stimmte alles von Anfang bis Ende. Und es sollte für viele Beteiligte die Grundlage für ihren späteren Erfolg im MCU sein. So sollten die Russo-Brüder hiermit die ersten Sporen verdienen, mit denen sie dann Jahre später die Regie bei Avengers: Infinity War und Avengers: Endgame übernehmen werden. Und Anthony Mackie wird jetzt im nächsten Jahr seinen ersten eigenen Film als Captain America: Brave New World erhalten, derweil der Winter Soldier in Thunderbolts* wiederkehren wird.
Getragen wird der Film von Chris Evans, der als Captain America in vielerlei Hinsicht ein Mann ist, der aus der Zeit gefallen ist. Das zeigt sich bereits am Anfang, als er ein Notizbuch hervorholt, um sich einen Tipp von Sam Wilson zu notieren. Nur um dann sofort darauf für einen Anruf von Natasha Romanoff ein Handy hervorzuholen. Das zeigt, wie sehr er in vielerlei Hinsicht noch dem Alten nachhängt, auch wenn er das Moderne akzeptiert. Aber das macht eben den Charme der Figur aus, weil er auf Grund seiner alten Werte vieles der Moderne nicht einfach so hinnimmt.
Dabei lebt der Film nicht nur von Steve Rogers alleine. Ebenso wird seine Beziehung zum Winter Soldier thematisiert. Es ist interessant, wie sehr sich Captain America dafür einsetzt, seinen alten Freund zu schützen, versucht ihn aus der Gehirnwäsche zu befreien. Er verliert nie den Glauben an seinen alten Kumpel, sogar dann, als dieser ihn im Finale anschießt.
Eine Meisterleistung
Sebastian Stan macht als Winter Soldier auch eine fantastische Figur. Die meiste Zeit gibt er die stille und tödliche Killer Maschine, der nie die Mine verzieht. Der schon fast wie ein Roboter agiert. Bis er eben von Steve aus der Gehirnwäsche geholt wird. Daran merkt man auch, wieso die Figur fürs MCU noch so wichtig werden sollte. Zu sehen, wie immer mehr und mehr seine alte Persönlichkeit hervorkommt, nur um dann wiederholt verschüttet zu werden, tut einem als Zuschauer richtig weh. Die Post-Credit-Szene haut dann so richtig rein, weil er dann so verloren und verletzt aussieht.
Doch die wahre Meisterleistung ist die von Robert Redford. Es gehört schon einiges an Chuzpe hinzu, diese Schauspieler-Legende, die man vor allem durch positive Rollen kennt, in einer Schurkenrolle zu casten. Auch wenn er über weite Teile des Films jemanden gibt, der an die gerechte Sache glaubt, kauft man ihn den Plottwist-Sinneswechsel durchaus ab. Das Schöne ist, dass er dann nicht zu einem Klischee-Schurken wird, sondern immer noch intelligent agiert. Wenn auch etwas skrupelloser als vorher. Der Film begeht außerdem nicht den Fehler, ihn in eine physische Konfrontation zu verwickeln. Stattdessen glänzt die Figur durch Charisma und Intelligenz. Was er beides zu seinem Vorteil einzusetzen weiß.
Dabei ist dies auch ein Film, in dem Scarlett Johannsons Natasha Romanoff sehr viel Profil kriegt. Sie war ja bislang nur eine Handlangerin von Nick Fury, von der man in Avengers erfuhr, dass sie mit Hawkeye wohl gemeinsam einiges erlebt hat. In Captain America: The Return of the First Avenger wird sie zu einer guten Freundin von Steve. Die Szenen, wo sie ihm immer wieder neue Frauen vorschlägt, die er kennenlernen sollte, wirken liebevoll ironisch. Wohl, weil ihr klar ist, dass er ihre Vorschläge nicht so einfach akzeptieren wird. Aber es sorgt dafür, dass die Freundschaft zwischen den beiden gut betont wird. Und gleichzeitig erhält ihre Figur im Film auch mehr Facetten. Ihre Intelligenz wird ebenso betont, wie auch ihre Vergangenheit als Spionin. Dieser Film hat dem Charakter sehr gut getan.
Ein frischer Wind
Und dann natürlich auch noch Sam Wilson. Er entpuppt sich als ein frischer Wind im MCU. Er ist hilfsbereit, was man sofort zu Beginn des Films sieht, als er Captain America Tipps gibt, wie dieser am besten schlafen kann. Oder als er, ohne groß zu fragen, sich bereit erklärt, Steve Rogers und Natasha Romanoff zu helfen, als sie von S.H.I.E.L.D. gesucht werden. Und genau wie seine neuen Heldenkollegen zeichnen ihn Intelligenz und Gewieftheit aus. Interessant ist, dass die Figur sich einerseits nahe an den Comics orientiert – ein farbiger Mann der mechanische Flügel zum Fliegen nutzt – aber andererseits auch neue Ansätze wagt. So hat er im Film keinen lebendigen Falken, der ihn auf Schritt und Tritt begleitet.
Die Actionszenen des Films sind aber auch nicht ohne. Der Fahrstuhlkampf zwischen Cap und den abtrünnigen S.H.I.E.L.D.-Kräften ist nicht umsonst einer der besten des MCUs. Doch auch die anderen Auseinandersetzungen sind gelungen inszeniert. Wenn man sieht, wie Natasha Romanoff geschickt vorgeht, ihre Feinde zu eliminieren. Oder der Messerkampf zwischen Cap und dem Winter Soldier. Oder der packende Finalkampf… Es gibt keine einzige Szene im gesamten Film, die irgendwie schlecht geworden ist.
Und doch ist dies kein normaler Superheldenfilm. Stattdessen sorgt all das kombiniert mit dem Plot dafür, dass Captain America: The Return of the First Avenger ein exzellenter Spionagethriller ist. Bei dem stellenweise die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen. Aber wo es eben auch zu diversen Überraschungen kommt. Wo alle Figuren glänzen können und es zu überraschenden Plottwists kommt.
Das MCU hat sich verändert
Vor allem Letztere sind ebenfalls mit Grund dafür, wieso der Film auch heute noch so genial ist. Die Enthüllung, dass Hydra die ganze Zeit S.H.I.E.L.D. unterwandert hat. Oder wie sich Natasha Romanoff in das Treffen der Leitung der Orga einschleichen konnte. Oder das Nick Fury überlebt hat… Es passt einfach. Es passt einfach alles.
Am Ende des Films war das MCU völlig verändert. S.H.I.E.L.D. existierte nicht mehr, Captain America musste die Wahrheit verdauen, dass sein bester Freund umgedreht worden ist und gleichzeitig musste er auch um seine beste Freundin trauern, die an Altersschwäche gestorben war. Und Nick Fury musste sich eine neue Existenz aufbauen, was ihm ja in den kommenden Jahren gut gelungen ist.
Es war ein großartiger Film, der erste richtige Kracher der zweiten MCU-Phase.
Info
Regie: Anthony Russo, Joe Russo
Drehbuch: Christopher Markus, Stephen McFeely
Produzent: Kevin Feige
Hauptdarsteller: Chris Evans, Scarlett Johansson, Sebastian Stan, Anthony Mackie, Cobie Smulders, Frank Grillo, Emily VanCamp, Hayley Atwell, Toby Jones, Jenny Agutter, Robert Redford, Samuel L. Jackson
Musik: Henry Jackman
Kamera: Trent Opaloch
Schnitt: Jeffrey Ford, Matthew Schmidt
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