Die zweite Regiearbeit von Clive Barker ist auch die zweite Verfilmung eines Romanes von ihm.
Handlung
Aaron Boone träumt von der unterirdischen Stadt Midian, in der Monster wohnen. Er träumt aber auch von Serienmorden eines tatsächlich agierenden Killers, als wäre er dabei gewesen. Sein Psychiater Dr. Decker suggeriert ihm, dass er eventuell eine gespaltene Persönlichkeit hat und der Mörder ist. Boone sucht Midian auf, wird dort aber verstoßen, da er unschuldig ist. Doch zu spät. Decker hat die Behörden ebenfalls nach Midian gebracht, wo Boone von ihnen erschossen wird. Aber er bleibt nicht tot…
Rezension
Wenn der Autor der Vorlage selbst Hand anlegt ans Drehbuch und im Regiestuhl Platz nimmt, dann kann man sich zumindest sicher sein, dass der Autor sich am Ende nicht darüber beklagt, was der Regisseur aus seinem Roman gemacht hat. Und nachdem Barker mit Hellraiser zeigte, dass er seine Werke gut umsetzen kann, wollte ich natürlich in den 90ern auch dieses Werk sehen.
Wer Hellraiser erwartet, der wird enttäuscht sein. Wer sich darauf einlassen kann, dass dieser Film eher Fantasy mit Horrorelementen ist, vor allem aber einer kleinen Mördergeschichte, der wird wahrscheinlich eine gute Zeit haben. Zum einen reden wir hier von einer Zeit, in der noch viel selbst gemacht wurde. Die Maske und die Spezialeffekte hatten hier viel zu tun und man sieht regelrecht, wohin der Großteil des Budgets hinging.
David Cronenberg, der hier Decker spielt, ist der wahre Antagonist des Filmes, nicht nur spielt er die Figur traumhaft, er hat auch diese Aura, die einen allein schon Schaudern lässt. Die Menschen gehen äußerst brutal gegen die Brut der Nacht vor, obwohl diese niemandem etwas getan haben. So ziehen sie einen der Vertreter ins Tageslicht, der dort vergeht. Zu dieser Zeit wissen die Polizisten noch nicht, dass Tageslicht die Schwäche der Bewohner von Midian ist, deswegen kann man ihnen das nicht zum Vorwurf machen. Die Art und Weise, wie er aber „gefangen“ wird, die kann man ihnen schon vowerfen, Warum genau muss man ihm sein Brustwarzenpiercing rausreißen? Warum bekommt er statt Hilfe, Schläge, wenn man doch deutlich sieht, dass mit ihm etwas nicht stimmt?
Ich habe dies früher nicht so wahrgenommen, aber heute, als Erwachsener, sehe ich darin eine Metapher. Nicht nur für Polizeibrutalität, die ja in Barkers Wahlheimat Los Angeles ein Thema ist, auch wenn der Fall Rodney King erst nach Roman und Film passierte. Auch für Einheiten wie die Gestapo, die ähnlich gegen Gegner vorgingen, wie die Polizisten hier gegen die Nachtbrut.
Und warum machen sie das? Weil der Mensch zerstört, was er nicht versteht. So sagt es zumindest der Film aus und so ganz von der Hand weisen kann man das nicht. Man muss sich nur die heutigen Debatten über E-Autos, LGBTQ und andere Themen unserer Zeit ansehen.
Der einzige Hinweis, dass Midian ein Ort voller „Monster“ ist, kommt von Decker. Dieser folgt aber eigenen Zielen. Und auch dies ist eine erschreckend aktuelle Analogie zur heutigen Zeit, bei denen viele Menschen einer eigenen Agenda folgen, vor allem in höheren Positionen, und dabei vor Lügen und Verbrechen nicht zurückschrecken.
Natürlich gibt es bei der Nachtbrut auch Vertreter, auf die das Wort Monster zutrifft. Damit ist nicht das Aussehen gemeint, sondern der Charakter. Diese sind aber rar gesät, einer von ihnen beißt Boone, der trotzdem entkommen kann. Auf einem Feld wird er von der Polizei gestellt und Decker redet mit ihm. Er sorgt dann für den Tod von Boone, was allerdings seine Transformation zu Cabal einleitet. Böser Fehler, denn das besiegelt seinen Untergang.
Und mitten drin steckt Lori. Ihre Liebe zu Boone ist so groß, dass sie sich selbst in Gefahr bringt, um ihn zu finden. Sie wirkt schon ein wenig naiv, wandelt sich aber im Laufe des Filmes. Ein Happy End hätte nun nicht unbedingt sein müssen, aber es zieht den Film nicht runter.
Hintergrund
Es gibt mehrere Schnittfassungen des Films. Während der Kinocut eine Spielzeit von 102 Minuten hat, kommt der Director’s Cut schon auf 121. Richtig heftig wird es dann aber mit dem Cabal Cut, der satte 145 Minuten umfasst. Die letztere Fassung erschien bisher nur in den USA und ist keine von Clive Barker genehmigte Fassung, von den anderen beiden Versionen gibt es in Deutschland eine gemeinsame Veröffentlichung in der Special Edition auf DVD und BluRay. Es existieren auch zwei unterschiedliche Synchronfassungen, lediglich zwei Sprecher der Kinofassung übernahmen auch im Director’s Cut ihre Rollen. Das Studio schnitt die ursprünglich 125 Minuten lange Fassung zusammen, nicht alle Szenen konnten wieder gefunden werden, deswegen ist der Director’s Cut 4 Minuten kürzer als die ursprüngliche Fassung, aber so weit identisch, wie es ging.
Warum Barker für die Verfilmung des Buches Cabal den Titel Nightbreed wählte, ist allerdings nicht bekannt. Doug Bradley, der zuvor in Barkers Debut Hellraiser den Zenobiten Pinhead (hier noch als Lead Cenobite) spielte, ist hier als Lylesberg zu sehen, dem Anführer der Nachtbrut.
Fazit zu Cabal – Die Brut der Nacht
Einer der wenigen Filme, bei denen ich auch die Vorlage kenne. Nur leider kann ich mich an diese kaum noch erinnern, ich weiß aber, dass ich in den 90ern von der Umsetzung begeistert war. Ich werte dies also einfach mal so. Auch ohne Kenntnis der Vorlage ist dies ein genialer Film, der die Frage stellt, wer denn hier eigentlich die Monster sind. Wer Horror mit Gore gleichsetzt, der kommt wohl eher nicht auf seine Kosten.
Info
Originaltitel: Nightbreed
Regie Clive Barker
Drehbuch Clive Barker
Produktion Gabriella Martinelli
Musik Danny Elfman
Kamera Robin Vidgeon
Schnitt Mark Goldblatt, Richard Marden
Warpskala
Warpskala- Cabal – Die Brut der Nacht (1990) - 19. Februar 2025
- John Sinclair – 026 – Das letzte Duell (Edition 2000) - 16. Februar 2025
- John Sinclair – 025 – Ein Friedhof am Ende der Welt (Edition 2000) - 9. Februar 2025