In Bruder ist die Discovery auf dem Weg nach Vulkan um ihren neuen Captain abzuholen, als sie ein Signal von der Enterprise empfangen.

Staffel 2, Folge 1 – Sternzeit unbekannt
„Bruder“- „Brother“

Die Handlung

Nach einem kurzen Rückblick auf das erste Treffen von Spock und Michael sind wir auch schon wieder beim Treffen der Discovery mit der Enterprise. Das legendäre Schiff scheint Probleme zu haben und Captain Pike (Anson Mount) kündigt an, dass er mit seinem Wissenschaftsoffizier und Ingenieur an Bord beamt. Burnham (Sonequa Martin-Green) bereitet sich auf ein Wiedersehen mit Spock vor und ist verdutzt, als nicht er sondern ein anderes Crewmitglied an Bord beamt. Pike redet nicht lange um den heißen Brei herum und übernimmt das Kommando der Discovery.

In der ganzen Galaxie sind sieben merkwürdige Signale aufgetaucht. Nur von einem konnten die Koordinaten bestimmt werden und als die Enterprise dieses Signal untersuchen wollte, wurde sie schwer beschädigt. Deswegen ist Pike hier, die Discovery hat gerade keinen Captain und er braucht ein Schiff um das Signal zu untersuchen.

Während die Discovery auf dem Weg ist, erzählt Stamets (Anthony Rapp) Tilly (Mary Wiseman), dass er sich versetzen lassen hat. Der Sporenantrieb wird eingemottet, er folgt der Einladung auf Vulkan zu unterrichten. Am Ort des Signals finden sie aber nichts vor, was dieses Signal hätte aussenden können, dafür aber einen Asteroiden auf dem ein Sternenflottenschiff, die USS Hiawatha, havariert ist. Pike will die Crew retten, denn der Asteroid droht mit einem Pulsar zu kollidieren. Beamen und ein Shuttle fallen aus, also geht Pike mit Burnham und Conelly und Nhan von der Enterprise in Drop Pods auf Rettungsmission.

Nach einigen Komplikationen erreicht man das Schiff und entdeckt die Überlebenden. Jett Reno (Tig Notaro), die Ingenieurin des Schiffes, hat den Rest der Crew die ganze Zeit am Leben gehalten. Sie rüsten die Transporter der Hiawatha auf und retten die Crew und obendrein holen sie noch ein Stück des Asteroiden an Bord, der Burnham und Tilly einige Rätsel aufgibt.

Die Enterprise ist scheinbar schwerer beschädigt als erwartet und Pike bleibt als Captain, dieses Mal in der Discovery Uniform. Burnham hätte Spock gar nicht treffen können, denn er ist gar nicht an Bord. Trotzdem beamt Michael auf die Enterprise und findet eine Audioaufzeichnung ihres Stiefbruders, in der er von Albträumen berichtet, die scheinbar mit den Signalen zu tun haben.

BruderRezension  von Bruder

Puh. Wo fängt man da an. Der Auftakt zur zweiten Staffel von Discovery gefällt mir schon viel besser als die gesamte erste Staffel. Anson Mount als Pike ist ein Glücksgriff und wenn die Ingeneurin Jett Reno nicht an Bord der Discovery bleibt, dann verschenken die Produzenten eine riesen Gelegenheit. Beide Darsteller reißen die Szenerie an sich und füllen sie mit einer Präsenz, die ihresgleichen sucht. Gut gecastet.

Generell ist DSC nun nicht mehr so düster wie noch in Staffel 1, zumindest in dieser ersten Episode. Eines der Canon-Probleme wurde scheinbar auch gelöst, denn Pike und seine Leute tragen eine moderne Version der Uniform die aus TOS bekannt ist. Die Sternenflotte rüstet in der Tat um, leider erklärt dies nach wie vor nicht, warum Pike am Ende die DSC-Uniform anzieht. Aber mir soll es recht sein, so lange DSC irgendwann auch die neuen Hemden bekommt. Die sehen richtig gut aus und auf dem Bild oben erkennt man auch die neue Version der weiblichen Uniform. Nicht mehr ganz so freizügig wie noch in TOS, aber deutlich erkennbar.

Bleiben wir kurz bei TOS. Als Burnham am Ende auf die Enterprise geht, sieht die gesamte Szenerie unheimlich vertraut aber trotzdem modern aus. Da ist das 3D-Schach, die vulkanische Harfe, das Glockenspiel. Sogar die Beschriftung der Tür ist die selbe. So geht Modernisierung.

Das Intro wurde geändert, es deutet darauf hin, dass in dieser Staffel die Klingonen nicht mehr zur Hauptstory gehören, dafür aber offenbar Sektion 31 und der rote Engel. Diesen sieht Burnham an Bord der Hiawatha, er stellt sich aber als Captain Pike heraus. Auch komisch darf diese Folge sein, lockere Sprüche sind schon fast an der Tagesordnung. Nur mit dem Saurianer Linus hat man es überzogen – ins Gesicht niesen passt zu The Orville aber doch nicht zu Star Trek.

Sehr hübsch ist auch, dass die Enterprise in einem Winkel an die Discovery anfliegt und später auf „Kopf an Kopf“ korrigiert und als die Discovery abhebt, geht sie auch erst in einen Winkel bevor sie beschleunigt. Das „löst“ das bisherige Problem, dass Raumschiffe sich immer gegenüberstanden und der Weltraum selten dreidimensional dargestellt wurde.

Der Tod von Conelly ist leider sehr vorhersehbar, ebenso wie das Fernbleiben von Spock in dieser Episode und negativ wirkt auch, dass es am Ende wieder eine 08/15 Rettungsmission ist. Warum genau eigentlich wird Burnham, die ja immerhin föderationsweit als Meuterin bekannt ist, nicht skeptischer betrachtet? Die Crew der Discovery dürfte sie ja mittlerweile überzeugt haben, aber Captain Pike ist viel zu schnell zu vertraut mit ihr.

Generell leidet Bruder wie schon alle bisherigen an der Überzeichnung Burnhams. Sie kann alles, sie weiß alles, sie darf auch dem neuen Captain mal eben eine Lektion halten und wer nicht auf sie hört, stirbt. Burnham ist der John Cena von Star Trek.

Für die, die mit dieser Metapher nichts anfangen können: John Cena ist ein Wrestler in der WWE, der ebenso überzeichnet ist, wie Burnham. Er besiegt Leute, die als unbesiegbar gelten, bricht Regeln ohne bestraft zu werden und generell gelingt ihm einfach alles. Dafür wird er von einem großen Teil der Fans gehasst, aber der andere Teil liebt ihn abgöttisch.

Ein ähnliches Ziel hat man wohl auch für Burnham. Es wäre nett, wenn sie auch einmal was von anderen lernt. Ich vermute, dass die Serie darauf hinausläuft, dass Burnham irgendwann Captain wird und ihre bisherigen Captains ihre Lehrmeister sind. Ich hätte nach Pike, der ja irgendwann wieder auf die Enterprise zurück muss, aber gerne einen festen Captain, gerne auch Saru (Doug Jones), der in Bruder nicht so brillieren konnte wie sonst, aber immerhin durfte er Tillys Geplapper mit einem missfallenden Blick kommentieren.

Dafür bekommen wir mehr Zeit für die Brückencrew, die sich alle dem neuen Captain einmal vorstellen dürfen. Ich hoffe, dass dort weitergemacht wird und sich eben nicht alles nur um Burnham dreht. Nette Randnotiz: Ein Crewmitglied im Rollstuhl ist zu sehen.

Die Szene in der Stamets und Tilly über die Pläne des Wissenschaftlers reden ist sehr emotional. Anthony Rapp vermittelt uns wirklich gut, wie kaputt Stamets nach dem Tod seines Partners ist. Am Ende von Bruder ist aber scheinbar sein Forscherdrang wieder geweckt. Ich hab sowieso nicht damit gerechnet, dass er die Discovery verlässt und jetzt noch weniger.

Und eine richtig starke Szene ist am Ende der Folge, vor Burnhams Besuch auf der Enterprise. Pike steht im Bereitschaftsraum des Captains und beklagt sich darüber, dass es keine Sitzmöglichkeiten gibt. Er liest den Zettel eines Glückskekses, den Lorca offenbar dort verloren hatte. Auf ihm steht „Not every cage is a prison, nor every loss eternal“. Nicht jeder Käfig ist ein Gefängnis, noch jeder Verlust ewig. Dies könnte ein Fingerzeig auf das Schicksal von Pike sein, der irgendwann später einen Unfall haben wird, der seinen Verstand quasi in seinem Körper einsperrt, später aber zumindest in einer Illusion die Kontrolle über seinen Körper wieder erlangt. Außerdem hieß der erste Pilotfilm The Cage.

Im Mittelteil von Bruder geht es mir leider viel zu sehr rund. Die Pods erinnern an das Schiff von Botschafter Spock aus Star Trek (2009), verhalten sich aber wie in Star Wars. Es geht ziemlich heiß her.
Ich muss wohl akzeptieren, dass dies eine andere, modernere Form von Star Trek ist. Solange man sich an die Ideale erinnert, die einst so präsent waren, soll es mir recht sein, wenn es auch mal rund geht. Die Qualität der Actionszenen hat jedenfalls Kinoqualität.

Am Ende bleibt für mich ein gelungener Auftakt zur zweiten Staffel, der sich deutlich mehr nach Star Trek anfühlt als die gesamte erste Staffel. Die Produzenten hatten ja versprochen, man würde sich wieder mehr auf das konzentrieren, was Star Trek ausmacht.

Funfacts

  • In einer Szene wird das Wort Officer im Original belassen, statt wie bisher üblich mit Offizier übersetzt
  • Anson Mount ist bereits der vierte Darsteller von Pike
  • Ethan Peck ist der neunte Darsteller von Spock
  • Stamets hat einen Ethnobotaniker als Freund an Bord der Enterprise – dies könnte Hikaru Sulu sein
  • Sara Mitich spielt nicht länger Airiam, Hannah Cheesman hat das übernommen. Mitich bleibt der Serie aber erhalten

Der deutsche Titel

Der deutsche Titel ist die korrekte Übersetzung. Beide deuten auf das Verhältnis von Burnham und Spock hin und sind gleichzeitig das letzte Wort der Folge.


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Marco Golüke
2 Gedanken zu „Star Trek Discovery – 016 – Bruder“
  1. Sehr schön geschrieben, wobei mein Urteil – nachdem ich mit S1 wenig bis gar nichts anfangen konnte – sogar noch eine Spur positiver ausfiel (hab weder mit Burnham noch mit der – meines Erachtens wirklich spektakulären – Rettungssequenz ein Problem). Eine Anmerkung aber im Hinblick auf die Uniformen: Aus meiner Sicht hat man hier eher ein Kanon-Problem geschaffen statt gelöst, denn da Kirk & Spock in der chronologisch ersten TOS-Folge „Die Spitze des Eisberges“ noch die „The Cage“-Uniformen tragen, hätte man sich eigentlich an denen orientieren müssen. Weil so ist man auf der Enterprise scheinbar von den Cage-Uniformen zu den TOS-Uniformen, dann für eine Mission wieder kurz zu den Cage-Uniformen und dann eben wieder auf die TOS-Uniformen gewechselt. Unfall in der Reinigung? 😀

  2. Was die Uniformen angeht, so hat man sich wohl einfach für dein einfacheren Weg entschieden. Solche Kleinigkeiten sind meiner Meinung nach vollkommen in Ordnung. Enterprise hat ja z.B. auch einen Bildschirm gehabt, obwohl die Sternenflotte zu dem Zeitpunkt noch gar keine Bildübertragung hatte.
    Für den Zuschauer ist es halt einfacher, wenn er nicht zu sehr überfordert wird – immerhin wird so eine Serie nicht nur für Trekkies/Trekker gemacht, sondern auch für 08/15-Zuschauer. Der Fokus lag in der ersten Staffel wohl eher auf den „Normalos“, hier kehrt sich das langsam um.

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